Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763].Das Schnupftuch. Zwo Treppen leiteten zu seiner Schöne Zimmer;Die eine war erhellt von einer Leuchte Schimmer, Die andre war versteckt im Winkel angebracht, Und auf ihr ruhte stets geheimnißvolle Nacht. Er ließ die letzte sich zu seiner Göttin leiten. O Muse, laß uns nun den jungen Held begleiten, Damit er nicht etwa sich an die Nase rennt, Da ihn kein Trost erweckt, und keine Leuchte brennt. Schon war sein leiser Schritt auf halben Weg gekommen; Kein Diener, keine Magd hatt' unsern Held vernom- men; Doch plötzlich stieg etwas von oben her herab, Und plötzlich nahm sein Muth bey diesem Zufall ab. Er richtete den Blick erschrocken in die Höhe, Und sah, damit ich es zu seinem Ruhm gestehe, Vielleicht das schrecklichste aus Plutons Höllenreich, Zwo
Das Schnupftuch. Zwo Treppen leiteten zu ſeiner Schoͤne Zimmer;Die eine war erhellt von einer Leuchte Schimmer, Die andre war verſteckt im Winkel angebracht, Und auf ihr ruhte ſtets geheimnißvolle Nacht. Er ließ die letzte ſich zu ſeiner Goͤttin leiten. O Muſe, laß uns nun den jungen Held begleiten, Damit er nicht etwa ſich an die Naſe rennt, Da ihn kein Troſt erweckt, und keine Leuchte brennt. Schon war ſein leiſer Schritt auf halben Weg gekommen; Kein Diener, keine Magd hatt’ unſern Held vernom- men; Doch ploͤtzlich ſtieg etwas von oben her herab, Und ploͤtzlich nahm ſein Muth bey dieſem Zufall ab. Er richtete den Blick erſchrocken in die Hoͤhe, Und ſah, damit ich es zu ſeinem Ruhm geſtehe, Vielleicht das ſchrecklichſte aus Plutons Hoͤllenreich, Zwo
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="8"> <pb facs="#f0102" n="94"/> <fw place="top" type="header">Das Schnupftuch.</fw><lb/> <l>Zwo Treppen leiteten zu ſeiner Schoͤne Zimmer;</l><lb/> <l>Die eine war erhellt von einer Leuchte Schimmer,</l><lb/> <l>Die andre war verſteckt im Winkel angebracht,</l><lb/> <l>Und auf ihr ruhte ſtets geheimnißvolle Nacht.</l><lb/> <l>Er ließ die letzte ſich zu ſeiner Goͤttin leiten.</l><lb/> <l>O Muſe, laß uns nun den jungen Held begleiten,</l><lb/> <l>Damit er nicht etwa ſich an die Naſe rennt,</l><lb/> <l>Da ihn kein Troſt erweckt, und keine Leuchte brennt.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Schon war ſein leiſer Schritt auf halben Weg</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">gekommen;</hi> </l><lb/> <l>Kein Diener, keine Magd hatt’ unſern Held vernom-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">men;</hi> </l><lb/> <l>Doch ploͤtzlich ſtieg etwas von oben her herab,</l><lb/> <l>Und ploͤtzlich nahm ſein Muth bey dieſem Zufall ab.</l><lb/> <l>Er richtete den Blick erſchrocken in die Hoͤhe,</l><lb/> <l>Und ſah, damit ich es zu ſeinem Ruhm geſtehe,</l><lb/> <l>Vielleicht das ſchrecklichſte aus Plutons Hoͤllenreich,</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Zwo</fw><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [94/0102]
Das Schnupftuch.
Zwo Treppen leiteten zu ſeiner Schoͤne Zimmer;
Die eine war erhellt von einer Leuchte Schimmer,
Die andre war verſteckt im Winkel angebracht,
Und auf ihr ruhte ſtets geheimnißvolle Nacht.
Er ließ die letzte ſich zu ſeiner Goͤttin leiten.
O Muſe, laß uns nun den jungen Held begleiten,
Damit er nicht etwa ſich an die Naſe rennt,
Da ihn kein Troſt erweckt, und keine Leuchte brennt.
Schon war ſein leiſer Schritt auf halben Weg
gekommen;
Kein Diener, keine Magd hatt’ unſern Held vernom-
men;
Doch ploͤtzlich ſtieg etwas von oben her herab,
Und ploͤtzlich nahm ſein Muth bey dieſem Zufall ab.
Er richtete den Blick erſchrocken in die Hoͤhe,
Und ſah, damit ich es zu ſeinem Ruhm geſtehe,
Vielleicht das ſchrecklichſte aus Plutons Hoͤllenreich,
Zwo
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763/102 |
Zitationshilfe: | Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763], S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763/102>, abgerufen am 07.07.2024. |