Wie wenn der große Stern Orions schnell ver- schwindet, Jhn kein geschärfter Blick, kein Sehrohr wieder findet; Den Ort, den er beglänzt, ein leeres Blau erfüllt, Und drauf der kleine Raum in alte Nacht sich hüllt; So sinkt der Luftkrais auch, den diese Lamp erhellet, Jns finstre Schattenreich, da sie sein Wurf zerschellet.
Sogleich, da durch den Stein die Lamp in Stü- cken springt, Singt man ein Siegeslied, wie man in Jena singt. Torf, der es freudig hört, wie man ihm Beyfall wettert, Wird stolz, wie Zevs, wenn er die Riesenbrut zer- schmettert. Jn Trümmern von dem Glas sucht er den kühnen Stein, Und steckt siegprangend ihn zum Angedenken ein. Jndessen standen sie, und sungen an der Wage: Sadonc, Sadonc, Sadonc! so geht es alle Tage Jm schönsten Salathen! -- und hohe Lieder mehr.
Jhr
Der Renommiſt.
Wie wenn der große Stern Orions ſchnell ver- ſchwindet, Jhn kein geſchaͤrfter Blick, kein Sehrohr wieder findet; Den Ort, den er beglaͤnzt, ein leeres Blau erfuͤllt, Und drauf der kleine Raum in alte Nacht ſich huͤllt; So ſinkt der Luftkrais auch, den dieſe Lamp erhellet, Jns finſtre Schattenreich, da ſie ſein Wurf zerſchellet.
Sogleich, da durch den Stein die Lamp in Stuͤ- cken ſpringt, Singt man ein Siegeslied, wie man in Jena ſingt. Torf, der es freudig hoͤrt, wie man ihm Beyfall wettert, Wird ſtolz, wie Zevs, wenn er die Rieſenbrut zer- ſchmettert. Jn Truͤmmern von dem Glas ſucht er den kuͤhnen Stein, Und ſteckt ſiegprangend ihn zum Angedenken ein. Jndeſſen ſtanden ſie, und ſungen an der Wage: Sadonc, Sadonc, Sadonc! ſo geht es alle Tage Jm ſchoͤnſten Salathen! — und hohe Lieder mehr.
Jhr
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Der Renommiſt.
Wie wenn der große Stern Orions ſchnell ver-
ſchwindet,
Jhn kein geſchaͤrfter Blick, kein Sehrohr wieder findet;
Den Ort, den er beglaͤnzt, ein leeres Blau erfuͤllt,
Und drauf der kleine Raum in alte Nacht ſich huͤllt;
So ſinkt der Luftkrais auch, den dieſe Lamp erhellet,
Jns finſtre Schattenreich, da ſie ſein Wurf zerſchellet.
Sogleich, da durch den Stein die Lamp in Stuͤ-
cken ſpringt,
Singt man ein Siegeslied, wie man in Jena ſingt.
Torf, der es freudig hoͤrt, wie man ihm Beyfall wettert,
Wird ſtolz, wie Zevs, wenn er die Rieſenbrut zer-
ſchmettert.
Jn Truͤmmern von dem Glas ſucht er den kuͤhnen Stein,
Und ſteckt ſiegprangend ihn zum Angedenken ein.
Jndeſſen ſtanden ſie, und ſungen an der Wage:
Sadonc, Sadonc, Sadonc! ſo geht es alle Tage
Jm ſchoͤnſten Salathen! — und hohe Lieder mehr.
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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/94>, abgerufen am 16.02.2025.
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