Wer wird dich Renommist allhier zu nennen wa- gen, Hier, wo man fast nicht weis, daß Bursche De- gen tragen? O! wie beseufz ich nicht mein widriges Geschick, Denk ich, mein Jena, noch an deine Lust zurück! O Schicksal! wär es doch dein mir geneigtrer Wille, Doch Schnurren, doch Pedell -- Hier schwieg er plötzlich stille, Und warf sein schweres Haupt in seine tapfre Hand. Die starren Augen sahn verwirret nach der Wand. Der Hut, den er ergrimmt tief in die Augen rückte, Verrieth des Kummers Last, der ihn im Herzen drückte. Drauf greift er mit der Hand an den geschärften Stal, Der auf dem Tische lag, zieht ihn, und wetzt drey- mal. Aus dem zerritzten Gips schlug funkenreicher Schim- mer, Und wütend schleudert er ihn in das öde Zimmer.
Jndem
Erſter Geſang.
Wer wird dich Renommiſt allhier zu nennen wa- gen, Hier, wo man faſt nicht weis, daß Burſche De- gen tragen? O! wie beſeufz ich nicht mein widriges Geſchick, Denk ich, mein Jena, noch an deine Luſt zuruͤck! O Schickſal! waͤr es doch dein mir geneigtrer Wille, Doch Schnurren, doch Pedell — Hier ſchwieg er ploͤtzlich ſtille, Und warf ſein ſchweres Haupt in ſeine tapfre Hand. Die ſtarren Augen ſahn verwirret nach der Wand. Der Hut, den er ergrimmt tief in die Augen ruͤckte, Verrieth des Kummers Laſt, der ihn im Herzen druͤckte. Drauf greift er mit der Hand an den geſchaͤrften Stal, Der auf dem Tiſche lag, zieht ihn, und wetzt drey- mal. Aus dem zerritzten Gips ſchlug funkenreicher Schim- mer, Und wuͤtend ſchleudert er ihn in das oͤde Zimmer.
Jndem
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Erſter Geſang.
Wer wird dich Renommiſt allhier zu nennen wa-
gen,
Hier, wo man faſt nicht weis, daß Burſche De-
gen tragen?
O! wie beſeufz ich nicht mein widriges Geſchick,
Denk ich, mein Jena, noch an deine Luſt zuruͤck!
O Schickſal! waͤr es doch dein mir geneigtrer Wille,
Doch Schnurren, doch Pedell — Hier ſchwieg er
ploͤtzlich ſtille,
Und warf ſein ſchweres Haupt in ſeine tapfre Hand.
Die ſtarren Augen ſahn verwirret nach der Wand.
Der Hut, den er ergrimmt tief in die Augen ruͤckte,
Verrieth des Kummers Laſt, der ihn im Herzen
druͤckte.
Drauf greift er mit der Hand an den geſchaͤrften
Stal,
Der auf dem Tiſche lag, zieht ihn, und wetzt drey-
mal.
Aus dem zerritzten Gips ſchlug funkenreicher Schim-
mer,
Und wuͤtend ſchleudert er ihn in das oͤde Zimmer.
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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/77>, abgerufen am 29.11.2024.
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