Schorsteine schimmerten, gleich weisser Lämmer Schaar; Die Pracht kam nach und nach von einzeln Häu- sern nahe, Bis er zuletzt die Stadt in vollem Glanze sahe. Ein Spornstich und ein Fluch beflügelten sein Roß. Der großen Peitsche Knall, und mancher Ribbenstoß Jagt es mit Schäumen fort, und fast im Augen- blicke Fliehn ganze Gegenden im schnellen Lauf zurücke. Es war ein jenisch Pferd, es flog mehr, als es lief. Jhm war kein Berg zu hoch, kein Graben war zu tief, Es sprengt ihn muthig durch; im Laufen und im Setzen, Erfüllt es Wink, und Ruf, dem Reuter zum Ergetzen. Es hieß Calmuck, und ward in Jena sehr verehrt. Es nährte sich auch nicht, wie ein gemeines Pferd, Mit Haber und mit Heu; nach seinem schnellen Lau- fen Verlangt es Bier und Brod, und konnte Brandwein saufen.
Sechs
Der Renommiſt.
Schorſteine ſchimmerten, gleich weiſſer Laͤmmer Schaar; Die Pracht kam nach und nach von einzeln Haͤu- ſern nahe, Bis er zuletzt die Stadt in vollem Glanze ſahe. Ein Spornſtich und ein Fluch befluͤgelten ſein Roß. Der großen Peitſche Knall, und mancher Ribbenſtoß Jagt es mit Schaͤumen fort, und faſt im Augen- blicke Fliehn ganze Gegenden im ſchnellen Lauf zuruͤcke. Es war ein jeniſch Pferd, es flog mehr, als es lief. Jhm war kein Berg zu hoch, kein Graben war zu tief, Es ſprengt ihn muthig durch; im Laufen und im Setzen, Erfuͤllt es Wink, und Ruf, dem Reuter zum Ergetzen. Es hieß Calmuck, und ward in Jena ſehr verehrt. Es naͤhrte ſich auch nicht, wie ein gemeines Pferd, Mit Haber und mit Heu; nach ſeinem ſchnellen Lau- fen Verlangt es Bier und Brod, und konnte Brandwein ſaufen.
Sechs
<TEI><text><body><divn="1"><lg><l><pbfacs="#f0072"n="8"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Der Renommiſt.</hi></fw></l><lb/><l>Schorſteine ſchimmerten, gleich weiſſer Laͤmmer Schaar;</l><lb/><l>Die Pracht kam nach und nach von einzeln Haͤu-<lb/><hirendition="#et">ſern nahe,</hi></l><lb/><l>Bis er zuletzt die Stadt in vollem Glanze ſahe.</l><lb/><l>Ein Spornſtich und ein Fluch befluͤgelten ſein Roß.</l><lb/><l>Der großen Peitſche Knall, und mancher Ribbenſtoß</l><lb/><l>Jagt es mit Schaͤumen fort, und faſt im Augen-<lb/><hirendition="#et">blicke</hi></l><lb/><l>Fliehn ganze Gegenden im ſchnellen Lauf zuruͤcke.</l><lb/><l>Es war ein jeniſch Pferd, es flog mehr, als es lief.</l><lb/><l>Jhm war kein Berg zu hoch, kein Graben war zu<lb/><hirendition="#et">tief,</hi></l><lb/><l>Es ſprengt ihn muthig durch; im Laufen und im<lb/><hirendition="#et">Setzen,</hi></l><lb/><l>Erfuͤllt es Wink, und Ruf, dem Reuter zum Ergetzen.</l><lb/><l>Es hieß Calmuck, und ward in Jena ſehr verehrt.</l><lb/><l>Es naͤhrte ſich auch nicht, wie ein gemeines Pferd,</l><lb/><l>Mit Haber und mit Heu; nach ſeinem ſchnellen Lau-<lb/><hirendition="#et">fen</hi></l><lb/><l>Verlangt es Bier und Brod, und konnte Brandwein<lb/><hirendition="#et">ſaufen.</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Sechs</fw><lb/></l></lg></div></body></text></TEI>
[8/0072]
Der Renommiſt.
Schorſteine ſchimmerten, gleich weiſſer Laͤmmer Schaar;
Die Pracht kam nach und nach von einzeln Haͤu-
ſern nahe,
Bis er zuletzt die Stadt in vollem Glanze ſahe.
Ein Spornſtich und ein Fluch befluͤgelten ſein Roß.
Der großen Peitſche Knall, und mancher Ribbenſtoß
Jagt es mit Schaͤumen fort, und faſt im Augen-
blicke
Fliehn ganze Gegenden im ſchnellen Lauf zuruͤcke.
Es war ein jeniſch Pferd, es flog mehr, als es lief.
Jhm war kein Berg zu hoch, kein Graben war zu
tief,
Es ſprengt ihn muthig durch; im Laufen und im
Setzen,
Erfuͤllt es Wink, und Ruf, dem Reuter zum Ergetzen.
Es hieß Calmuck, und ward in Jena ſehr verehrt.
Es naͤhrte ſich auch nicht, wie ein gemeines Pferd,
Mit Haber und mit Heu; nach ſeinem ſchnellen Lau-
fen
Verlangt es Bier und Brod, und konnte Brandwein
ſaufen.
Sechs
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/72>, abgerufen am 30.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.