nen ganzen See, oder die anmuthge Alster verschluckt. Es war mit mancherley Blumen geschmückt, und oben auf seinem Deckel lag ein junger Bacchus, halb mit Weinreben bedeckt, freundlich und lächelnd, und schien zum Trunk einzuladen. Zwölfe von den güldenen Aepfeln, welche ehmals in den Hesperischen Gärten durch einen Drachen bewahrt wurden, sprütz- ten ihren aromatischen Saft auf einen hellglänzen- den Zuckerfelsen, der nach und nach in einen See von Citronensafte hinabschmolz. Als der geistvolle Arrak, welchen die braunen Mohren, in ihren wei- ten Reißfeldern bauen, hinzugethan war, stürzte aus dem Schwanenhalse eines kupfernen Kessels ein sie- dendes Meer unaufhörlich und wild, gleich der rau- chenden Lava, welche von dem Gipfel des donnern-
den
Vierter Geſang.
nen ganzen See, oder die anmuthge Alſter verſchluckt. Es war mit mancherley Blumen geſchmuͤckt, und oben auf ſeinem Deckel lag ein junger Bacchus, halb mit Weinreben bedeckt, freundlich und laͤchelnd, und ſchien zum Trunk einzuladen. Zwoͤlfe von den guͤldenen Aepfeln, welche ehmals in den Heſperiſchen Gaͤrten durch einen Drachen bewahrt wurden, ſpruͤtz- ten ihren aromatiſchen Saft auf einen hellglaͤnzen- den Zuckerfelſen, der nach und nach in einen See von Citronenſafte hinabſchmolz. Als der geiſtvolle Arrak, welchen die braunen Mohren, in ihren wei- ten Reißfeldern bauen, hinzugethan war, ſtuͤrzte aus dem Schwanenhalſe eines kupfernen Keſſels ein ſie- dendes Meer unaufhoͤrlich und wild, gleich der rau- chenden Lava, welche von dem Gipfel des donnern-
den
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0429"n="365"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Vierter Geſang.</hi></fw><lb/>
nen ganzen See, oder die anmuthge Alſter verſchluckt.<lb/>
Es war mit mancherley Blumen geſchmuͤckt, und<lb/>
oben auf ſeinem Deckel lag ein junger Bacchus,<lb/>
halb mit Weinreben bedeckt, freundlich und laͤchelnd,<lb/>
und ſchien zum Trunk einzuladen. Zwoͤlfe von den<lb/>
guͤldenen Aepfeln, welche ehmals in den Heſperiſchen<lb/>
Gaͤrten durch einen Drachen bewahrt wurden, ſpruͤtz-<lb/>
ten ihren aromatiſchen Saft auf einen hellglaͤnzen-<lb/>
den Zuckerfelſen, der nach und nach in einen See<lb/>
von Citronenſafte hinabſchmolz. Als der geiſtvolle<lb/>
Arrak, welchen die braunen Mohren, in ihren wei-<lb/>
ten Reißfeldern bauen, hinzugethan war, ſtuͤrzte aus<lb/>
dem Schwanenhalſe eines kupfernen Keſſels ein ſie-<lb/>
dendes Meer unaufhoͤrlich und wild, gleich der rau-<lb/>
chenden Lava, welche von dem Gipfel des donnern-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">den</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[365/0429]
Vierter Geſang.
nen ganzen See, oder die anmuthge Alſter verſchluckt.
Es war mit mancherley Blumen geſchmuͤckt, und
oben auf ſeinem Deckel lag ein junger Bacchus,
halb mit Weinreben bedeckt, freundlich und laͤchelnd,
und ſchien zum Trunk einzuladen. Zwoͤlfe von den
guͤldenen Aepfeln, welche ehmals in den Heſperiſchen
Gaͤrten durch einen Drachen bewahrt wurden, ſpruͤtz-
ten ihren aromatiſchen Saft auf einen hellglaͤnzen-
den Zuckerfelſen, der nach und nach in einen See
von Citronenſafte hinabſchmolz. Als der geiſtvolle
Arrak, welchen die braunen Mohren, in ihren wei-
ten Reißfeldern bauen, hinzugethan war, ſtuͤrzte aus
dem Schwanenhalſe eines kupfernen Keſſels ein ſie-
dendes Meer unaufhoͤrlich und wild, gleich der rau-
chenden Lava, welche von dem Gipfel des donnern-
den
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/429>, abgerufen am 07.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.