unterdes Operarien lernt, und den Bergen, gleich einer andern Echo, die Seufzer eines Tamerlans und Bajazeths wiedersagt? Also Diana; ihr gab der Jüngling zur Antwort: Jch habe deine Ge- fährtin nicht gesehn, noch ihre Triller gehört, o du, wie soll ich dich nennen, edles Fräulein, wo du nicht eine der Nymphen oder der Göttinnen bist, welche so oft den Dichtern erscheinen. Glücklich seyst du auf deiner Jagd, aber wie glücklich wär ich, wenn mir erlaubt wäre, dir zu folgen, und mit dir die Ehre der Jagd zu theilen! Mir auch ha- ben die Götter die Augen geschärft, um in die Ferne zu sehn, und mir Geschicklichkeit gegeben, das don- nernde Feuerrohr glücklich zu führen. Das wahre Jagdgeschrey wohnt in meiner Kehle, davon sind
die
Lagoſiade.
unterdes Operarien lernt, und den Bergen, gleich einer andern Echo, die Seufzer eines Tamerlans und Bajazeths wiederſagt? Alſo Diana; ihr gab der Juͤngling zur Antwort: Jch habe deine Ge- faͤhrtin nicht geſehn, noch ihre Triller gehoͤrt, o du, wie ſoll ich dich nennen, edles Fraͤulein, wo du nicht eine der Nymphen oder der Goͤttinnen biſt, welche ſo oft den Dichtern erſcheinen. Gluͤcklich ſeyſt du auf deiner Jagd, aber wie gluͤcklich waͤr ich, wenn mir erlaubt waͤre, dir zu folgen, und mit dir die Ehre der Jagd zu theilen! Mir auch ha- ben die Goͤtter die Augen geſchaͤrft, um in die Ferne zu ſehn, und mir Geſchicklichkeit gegeben, das don- nernde Feuerrohr gluͤcklich zu fuͤhren. Das wahre Jagdgeſchrey wohnt in meiner Kehle, davon ſind
die
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Lagoſiade.
unterdes Operarien lernt, und den Bergen, gleich
einer andern Echo, die Seufzer eines Tamerlans
und Bajazeths wiederſagt? Alſo Diana; ihr gab
der Juͤngling zur Antwort: Jch habe deine Ge-
faͤhrtin nicht geſehn, noch ihre Triller gehoͤrt, o du,
wie ſoll ich dich nennen, edles Fraͤulein, wo du
nicht eine der Nymphen oder der Goͤttinnen biſt,
welche ſo oft den Dichtern erſcheinen. Gluͤcklich
ſeyſt du auf deiner Jagd, aber wie gluͤcklich waͤr
ich, wenn mir erlaubt waͤre, dir zu folgen, und mit
dir die Ehre der Jagd zu theilen! Mir auch ha-
ben die Goͤtter die Augen geſchaͤrft, um in die Ferne
zu ſehn, und mir Geſchicklichkeit gegeben, das don-
nernde Feuerrohr gluͤcklich zu fuͤhren. Das wahre
Jagdgeſchrey wohnt in meiner Kehle, davon ſind
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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/412>, abgerufen am 30.07.2024.
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