Wie ein wilder Orcan auf brausenden Wogen daher- fährt; Sich in dicke Dunkelheit hüllt, und Flammen umher- streut: Eben so flogen durchs Feld die Feuerschnaubenden Hengste, Und bestreuten mit Staub den Freyherrn, und seine Diana. Doch sie hielt noch die Zügel mit unerschrockenen Händen; War Regentin allein, und machte den Freyherrn zum Faulen. Wie den König im Schach die stolze Gemahlin beherrschet, Listig auf Unternehmungen sinnt, und ins Treffen sich waget; Gleich dem tödtenden Blitz durchstreift sie die Länder des Bretspiels; Da indeß der Monarch, tief unter den schwarzen Ver- schnittnen, Für sich arbeiten läßt, und in Panquetten sich groß macht. Aber der Freyherr ertrug, obgleich unwillig, die Schande,
Sol-
X 3
Der Phaeton. Fuͤnfter Geſang.
Wie ein wilder Orcan auf brauſenden Wogen daher- faͤhrt; Sich in dicke Dunkelheit huͤllt, und Flammen umher- ſtreut: Eben ſo flogen durchs Feld die Feuerſchnaubenden Hengſte, Und beſtreuten mit Staub den Freyherrn, und ſeine Diana. Doch ſie hielt noch die Zuͤgel mit unerſchrockenen Haͤnden; War Regentin allein, und machte den Freyherrn zum Faulen. Wie den Koͤnig im Schach die ſtolze Gemahlin beherrſchet, Liſtig auf Unternehmungen ſinnt, und ins Treffen ſich waget; Gleich dem toͤdtenden Blitz durchſtreift ſie die Laͤnder des Bretſpiels; Da indeß der Monarch, tief unter den ſchwarzen Ver- ſchnittnen, Fuͤr ſich arbeiten laͤßt, und in Panquetten ſich groß macht. Aber der Freyherr ertrug, obgleich unwillig, die Schande,
Sol-
X 3
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0389"n="325"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Der Phaeton.</hi></hi><lb/>
Fuͤnfter Geſang.</head><lb/><lg><l><hirendition="#in">W</hi>ie ein wilder Orcan auf brauſenden Wogen daher-<lb/><hirendition="#et">faͤhrt;</hi></l><lb/><l>Sich in dicke Dunkelheit huͤllt, und Flammen umher-<lb/><hirendition="#et">ſtreut:</hi></l><lb/><l>Eben ſo flogen durchs Feld die Feuerſchnaubenden<lb/><hirendition="#et">Hengſte,</hi></l><lb/><l>Und beſtreuten mit Staub den Freyherrn, und ſeine<lb/><hirendition="#et">Diana.</hi></l><lb/><l>Doch ſie hielt noch die Zuͤgel mit unerſchrockenen Haͤnden;</l><lb/><l>War Regentin allein, und machte den Freyherrn zum<lb/><hirendition="#et">Faulen.</hi></l><lb/><l>Wie den Koͤnig im Schach die ſtolze Gemahlin beherrſchet,</l><lb/><l>Liſtig auf Unternehmungen ſinnt, und ins Treffen ſich<lb/><hirendition="#et">waget;</hi></l><lb/><l>Gleich dem toͤdtenden Blitz durchſtreift ſie die Laͤnder<lb/><hirendition="#et">des Bretſpiels;</hi></l><lb/><l>Da indeß der Monarch, tief unter den ſchwarzen Ver-<lb/><hirendition="#et">ſchnittnen,</hi></l><lb/><l>Fuͤr ſich arbeiten laͤßt, und in Panquetten ſich groß macht.</l><lb/><l>Aber der Freyherr ertrug, obgleich unwillig, die Schande,<lb/><fwplace="bottom"type="sig">X 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">Sol-</fw><lb/></l></lg></div></body></text></TEI>
[325/0389]
Der Phaeton.
Fuͤnfter Geſang.
Wie ein wilder Orcan auf brauſenden Wogen daher-
faͤhrt;
Sich in dicke Dunkelheit huͤllt, und Flammen umher-
ſtreut:
Eben ſo flogen durchs Feld die Feuerſchnaubenden
Hengſte,
Und beſtreuten mit Staub den Freyherrn, und ſeine
Diana.
Doch ſie hielt noch die Zuͤgel mit unerſchrockenen Haͤnden;
War Regentin allein, und machte den Freyherrn zum
Faulen.
Wie den Koͤnig im Schach die ſtolze Gemahlin beherrſchet,
Liſtig auf Unternehmungen ſinnt, und ins Treffen ſich
waget;
Gleich dem toͤdtenden Blitz durchſtreift ſie die Laͤnder
des Bretſpiels;
Da indeß der Monarch, tief unter den ſchwarzen Ver-
ſchnittnen,
Fuͤr ſich arbeiten laͤßt, und in Panquetten ſich groß macht.
Aber der Freyherr ertrug, obgleich unwillig, die Schande,
Sol-
X 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/389>, abgerufen am 30.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.