Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763].

Bild:
<< vorherige Seite

Vierter Gesang.

Mich die Zügel ergreifen, und vor Gefahren dich schirmen.
Als er so sprach, ward Hannchen das Herz auf einmal
erleichtert;

Mit gezwungenem Ton und affectirtem Gesichte
Sagte sie: Soll denn das Flehn des schönen Freyherr[n]
umsonst seyn?

Er wird besser, als ich, in diesem Phaeton schimmern,
Dir bleibt, Gräfin, noch immer der Ruhm, nach welchem
du strebest,

Sollt er im Nothfall die Zügel auch fassen, die Regeln
des Wohlstands

Leiden nicht, daß du allein so flüchtig im Lande herum-
ziehst.

Alles wagt es, der Gräfin Entschluß noch mehr zu be-
stürmen,

Von dem Obersten an, bis auf die hagre Französin.
Endlich mußte sie sich so vielen Bitten ergeben.
Und sie sprach: Es sey dann, Baron! doch mußt du
allein nur

Jn der größten Gefahr die Zügel ergreifen. Der Freyherr
Gab ihr sein Wort, und küßt ihr drauf mit frohem Ent-
zücken

Jhre

Vierter Geſang.

Mich die Zuͤgel ergreifen, und vor Gefahren dich ſchirmen.
Als er ſo ſprach, ward Hannchen das Herz auf einmal
erleichtert;

Mit gezwungenem Ton und affectirtem Geſichte
Sagte ſie: Soll denn das Flehn des ſchoͤnen Freyherr[n]
umſonſt ſeyn?

Er wird beſſer, als ich, in dieſem Phaeton ſchimmern,
Dir bleibt, Graͤfin, noch immer der Ruhm, nach welchem
du ſtrebeſt,

Sollt er im Nothfall die Zuͤgel auch faſſen, die Regeln
des Wohlſtands

Leiden nicht, daß du allein ſo fluͤchtig im Lande herum-
ziehſt.

Alles wagt es, der Graͤfin Entſchluß noch mehr zu be-
ſtuͤrmen,

Von dem Oberſten an, bis auf die hagre Franzoͤſin.
Endlich mußte ſie ſich ſo vielen Bitten ergeben.
Und ſie ſprach: Es ſey dann, Baron! doch mußt du
allein nur

Jn der groͤßten Gefahr die Zuͤgel ergreifen. Der Freyherr
Gab ihr ſein Wort, und kuͤßt ihr drauf mit frohem Ent-
zuͤcken

Jhre
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg>
          <l>
            <pb facs="#f0383" n="319"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vierter Ge&#x017F;ang.</hi> </fw>
          </l><lb/>
          <l>Mich die Zu&#x0364;gel ergreifen, und vor Gefahren dich &#x017F;chirmen.</l><lb/>
          <l>Als er &#x017F;o &#x017F;prach, ward Hannchen das Herz auf einmal<lb/><hi rendition="#et">erleichtert;</hi></l><lb/>
          <l>Mit gezwungenem Ton und affectirtem Ge&#x017F;ichte</l><lb/>
          <l>Sagte &#x017F;ie: Soll denn das Flehn des &#x017F;cho&#x0364;nen Freyherr<supplied>n</supplied><lb/><hi rendition="#et">um&#x017F;on&#x017F;t &#x017F;eyn?</hi></l><lb/>
          <l>Er wird be&#x017F;&#x017F;er, als ich, in die&#x017F;em Phaeton &#x017F;chimmern,</l><lb/>
          <l>Dir bleibt, Gra&#x0364;fin, noch immer der Ruhm, nach welchem<lb/><hi rendition="#et">du &#x017F;trebe&#x017F;t,</hi></l><lb/>
          <l>Sollt er im Nothfall die Zu&#x0364;gel auch fa&#x017F;&#x017F;en, die Regeln<lb/><hi rendition="#et">des Wohl&#x017F;tands</hi></l><lb/>
          <l>Leiden nicht, daß du allein &#x017F;o flu&#x0364;chtig im Lande herum-<lb/><hi rendition="#et">zieh&#x017F;t.</hi></l><lb/>
          <l>Alles wagt es, der Gra&#x0364;fin Ent&#x017F;chluß noch mehr zu be-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;tu&#x0364;rmen,</hi></l><lb/>
          <l>Von dem Ober&#x017F;ten an, bis auf die hagre Franzo&#x0364;&#x017F;in.</l><lb/>
          <l>Endlich mußte &#x017F;ie &#x017F;ich &#x017F;o vielen Bitten ergeben.</l><lb/>
          <l>Und &#x017F;ie &#x017F;prach: Es &#x017F;ey dann, Baron! doch mußt du<lb/><hi rendition="#et">allein nur</hi></l><lb/>
          <l>Jn der gro&#x0364;ßten Gefahr die Zu&#x0364;gel ergreifen. Der Freyherr</l><lb/>
          <l>Gab ihr &#x017F;ein Wort, und ku&#x0364;ßt ihr drauf mit frohem Ent-<lb/><hi rendition="#et">zu&#x0364;cken</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Jhre</fw><lb/></l>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[319/0383] Vierter Geſang. Mich die Zuͤgel ergreifen, und vor Gefahren dich ſchirmen. Als er ſo ſprach, ward Hannchen das Herz auf einmal erleichtert; Mit gezwungenem Ton und affectirtem Geſichte Sagte ſie: Soll denn das Flehn des ſchoͤnen Freyherrn umſonſt ſeyn? Er wird beſſer, als ich, in dieſem Phaeton ſchimmern, Dir bleibt, Graͤfin, noch immer der Ruhm, nach welchem du ſtrebeſt, Sollt er im Nothfall die Zuͤgel auch faſſen, die Regeln des Wohlſtands Leiden nicht, daß du allein ſo fluͤchtig im Lande herum- ziehſt. Alles wagt es, der Graͤfin Entſchluß noch mehr zu be- ſtuͤrmen, Von dem Oberſten an, bis auf die hagre Franzoͤſin. Endlich mußte ſie ſich ſo vielen Bitten ergeben. Und ſie ſprach: Es ſey dann, Baron! doch mußt du allein nur Jn der groͤßten Gefahr die Zuͤgel ergreifen. Der Freyherr Gab ihr ſein Wort, und kuͤßt ihr drauf mit frohem Ent- zuͤcken Jhre

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/383
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/383>, abgerufen am 24.11.2024.