Und ietzt käuten die muthigen Rosse das nächtliche Futter. Hier verwandelt er sich in den bärtigen Kutscher Andreas, Und sprach also zum Castor, und zum schönmähnigten Pollux: Rosse, von spanschem Geschlecht, ihr wißt, daß immer Andreas Euch geliebt, und euren Stammbaum getreulich bekräf- tigt. Will sich der Springer wohl rühmen, als ob er mit euch zu vergleichen. Auch ein Spanier sey, und eben den Vorzug verdiene, Den euch der Oberste giebt, und euch Andreas gegeben? Niemals hat euch der Knall der rothen Peitsche gezüch- tigt; Niemals hat euch ein brausender Fluch die Ohren be- leidigt. Ja, ich darf es wohl sagen, wir haben als Freunde ge- lebet, Und ich habe mit euch so manche Stunde versprochen. Aber, werthesten Hengste, wie seyd ihr auf einmal gefal- len! Einem Kinde seyd ihr, als Steckenpferde, geschenket! Ja, ein Mädchen soll nun die muthigen Rosse regieren,
Die
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Dritter Geſang.
Und ietzt kaͤuten die muthigen Roſſe das naͤchtliche Futter. Hier verwandelt er ſich in den baͤrtigen Kutſcher Andreas, Und ſprach alſo zum Caſtor, und zum ſchoͤnmaͤhnigten Pollux: Roſſe, von ſpanſchem Geſchlecht, ihr wißt, daß immer Andreas Euch geliebt, und euren Stammbaum getreulich bekraͤf- tigt. Will ſich der Springer wohl ruͤhmen, als ob er mit euch zu vergleichen. Auch ein Spanier ſey, und eben den Vorzug verdiene, Den euch der Oberſte giebt, und euch Andreas gegeben? Niemals hat euch der Knall der rothen Peitſche gezuͤch- tigt; Niemals hat euch ein brauſender Fluch die Ohren be- leidigt. Ja, ich darf es wohl ſagen, wir haben als Freunde ge- lebet, Und ich habe mit euch ſo manche Stunde verſprochen. Aber, wertheſten Hengſte, wie ſeyd ihr auf einmal gefal- len! Einem Kinde ſeyd ihr, als Steckenpferde, geſchenket! Ja, ein Maͤdchen ſoll nun die muthigen Roſſe regieren,
Die
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Dritter Geſang.
Und ietzt kaͤuten die muthigen Roſſe das naͤchtliche Futter.
Hier verwandelt er ſich in den baͤrtigen Kutſcher Andreas,
Und ſprach alſo zum Caſtor, und zum ſchoͤnmaͤhnigten
Pollux:
Roſſe, von ſpanſchem Geſchlecht, ihr wißt, daß immer
Andreas
Euch geliebt, und euren Stammbaum getreulich bekraͤf-
tigt.
Will ſich der Springer wohl ruͤhmen, als ob er mit
euch zu vergleichen.
Auch ein Spanier ſey, und eben den Vorzug verdiene,
Den euch der Oberſte giebt, und euch Andreas gegeben?
Niemals hat euch der Knall der rothen Peitſche gezuͤch-
tigt;
Niemals hat euch ein brauſender Fluch die Ohren be-
leidigt.
Ja, ich darf es wohl ſagen, wir haben als Freunde ge-
lebet,
Und ich habe mit euch ſo manche Stunde verſprochen.
Aber, wertheſten Hengſte, wie ſeyd ihr auf einmal gefal-
len!
Einem Kinde ſeyd ihr, als Steckenpferde, geſchenket!
Ja, ein Maͤdchen ſoll nun die muthigen Roſſe regieren,
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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/371>, abgerufen am 24.11.2024.
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