Mit den wildesten Hengsten will sie im Phaeton fahren, Selber will sie sich fahren, ohn alle männliche Hülfe. Aber dies heißt dich, Baron, und deine Liebe verachten. Raubt sie dadurch nicht dir, und allen Männern das Vorrecht, Das geheiligte Recht, allein mit Pferden zu fahren? Ueberlässest du ihr die Zügel des Castor und Pollux, O so bist du nicht werth, die weiße Feder zu tragen, Oder den rühmlichen Namen von einem Ritter zu führen! Kanst du gelassen es sehn, daß sie im Phaeton glänzet; Selbst wie Aurora sich fährt, und Männerrechte ver- höhnet; O! so kanst du dich nur, gleich einem Alcides, erniedern, Und mit Demuth am Rocken von deiner Omphale spinnen.
Also der Neid; und ließ in schweren ängstlichen Träumen Den Verliebten zurück, und flog zu des Obersten Stalle. Eben schnarchte gernhig der wachehaltende Stallknecht,
Und
Der Phaeton.
Mit den wildeſten Hengſten will ſie im Phaeton fahren, Selber will ſie ſich fahren, ohn alle maͤnnliche Huͤlfe. Aber dies heißt dich, Baron, und deine Liebe verachten. Raubt ſie dadurch nicht dir, und allen Maͤnnern das Vorrecht, Das geheiligte Recht, allein mit Pferden zu fahren? Ueberlaͤſſeſt du ihr die Zuͤgel des Caſtor und Pollux, O ſo biſt du nicht werth, die weiße Feder zu tragen, Oder den ruͤhmlichen Namen von einem Ritter zu fuͤhren! Kanſt du gelaſſen es ſehn, daß ſie im Phaeton glaͤnzet; Selbſt wie Aurora ſich faͤhrt, und Maͤnnerrechte ver- hoͤhnet; O! ſo kanſt du dich nur, gleich einem Alcides, erniedern, Und mit Demuth am Rocken von deiner Omphale ſpinnen.
Alſo der Neid; und ließ in ſchweren aͤngſtlichen Traͤumen Den Verliebten zuruͤck, und flog zu des Oberſten Stalle. Eben ſchnarchte gernhig der wachehaltende Stallknecht,
Und
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Der Phaeton.
Mit den wildeſten Hengſten will ſie im Phaeton fahren,
Selber will ſie ſich fahren, ohn alle maͤnnliche Huͤlfe.
Aber dies heißt dich, Baron, und deine Liebe verachten.
Raubt ſie dadurch nicht dir, und allen Maͤnnern das
Vorrecht,
Das geheiligte Recht, allein mit Pferden zu fahren?
Ueberlaͤſſeſt du ihr die Zuͤgel des Caſtor und Pollux,
O ſo biſt du nicht werth, die weiße Feder zu tragen,
Oder den ruͤhmlichen Namen von einem Ritter zu fuͤhren!
Kanſt du gelaſſen es ſehn, daß ſie im Phaeton glaͤnzet;
Selbſt wie Aurora ſich faͤhrt, und Maͤnnerrechte ver-
hoͤhnet;
O! ſo kanſt du dich nur, gleich einem Alcides, erniedern,
Und mit Demuth am Rocken von deiner Omphale
ſpinnen.
Alſo der Neid; und ließ in ſchweren aͤngſtlichen
Traͤumen
Den Verliebten zuruͤck, und flog zu des Oberſten Stalle.
Eben ſchnarchte gernhig der wachehaltende Stallknecht,
Und
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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/370>, abgerufen am 24.11.2024.
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