Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763].

Bild:
<< vorherige Seite

Zweyter Gesang.

Den du morgen zu sühren gedenkst, den Namen gegeben.
Er vertraute zu viel auf seine Klugheit und Stärke,
Wollte so gut, wie Phöbus, die Himmelspferde regieren,
Aber stürzte herab vom Wagen, und brante die Welt an,
Wie das alles mit mehrerm zu lesen -- Mein theurester
Kahlmann,
(Fiel ihm die Gräfin ins Wort, und lacht ihm saty-
risch ins Antlitz)

Welche Weisheit redet aus dir! Doch hof ich, die
Warnung

Kan Dianen nicht treffen; nimm deine Warnung zu-
rücke.

Jch bin keine Tochter des Phöbus; zu himmlischen
Pferden

Will ich mich nicht versteigen, ich fahre mit irdischen
Hengsten,

Und vergeblich ist es, mir meinen Entschluß zu bestreiten.

Kahlmann machte hierauf den ehrerbietigsten
Bückling,

Daß die Nase beynah bis auf die Erde gestoßen.
Doch ein bedeutender Blick flog, da er weggieng, auf
Hannchen,

Die er lange schon liebte, zwar etwas pedantisch, doch
zärtlich.
Hann-

Zweyter Geſang.

Den du morgen zu ſuͤhren gedenkſt, den Namen gegeben.
Er vertraute zu viel auf ſeine Klugheit und Staͤrke,
Wollte ſo gut, wie Phoͤbus, die Himmelspferde regieren,
Aber ſtuͤrzte herab vom Wagen, und brante die Welt an,
Wie das alles mit mehrerm zu leſen — Mein theureſter
Kahlmann,
(Fiel ihm die Graͤfin ins Wort, und lacht ihm ſaty-
riſch ins Antlitz)

Welche Weisheit redet aus dir! Doch hof ich, die
Warnung

Kan Dianen nicht treffen; nimm deine Warnung zu-
ruͤcke.

Jch bin keine Tochter des Phoͤbus; zu himmliſchen
Pferden

Will ich mich nicht verſteigen, ich fahre mit irdiſchen
Hengſten,

Und vergeblich iſt es, mir meinen Entſchluß zu beſtreiten.

Kahlmann machte hierauf den ehrerbietigſten
Buͤckling,

Daß die Naſe beynah bis auf die Erde geſtoßen.
Doch ein bedeutender Blick flog, da er weggieng, auf
Hannchen,

Die er lange ſchon liebte, zwar etwas pedantiſch, doch
zaͤrtlich.
Hann-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg>
          <l>
            <pb facs="#f0363" n="299"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Zweyter Ge&#x017F;ang.</hi> </fw>
          </l><lb/>
          <l>Den du morgen zu &#x017F;u&#x0364;hren gedenk&#x017F;t, den Namen gegeben.</l><lb/>
          <l>Er vertraute zu viel auf &#x017F;eine Klugheit und Sta&#x0364;rke,</l><lb/>
          <l>Wollte &#x017F;o gut, wie Pho&#x0364;bus, die Himmelspferde regieren,</l><lb/>
          <l>Aber &#x017F;tu&#x0364;rzte herab vom Wagen, und brante die Welt an,</l><lb/>
          <l>Wie das alles mit mehrerm zu le&#x017F;en &#x2014; Mein theure&#x017F;ter<lb/><hi rendition="#et">Kahlmann,</hi><lb/>
(Fiel ihm die Gra&#x0364;fin ins Wort, und lacht ihm &#x017F;aty-<lb/><hi rendition="#et">ri&#x017F;ch ins Antlitz)</hi></l><lb/>
          <l>Welche Weisheit redet aus dir! Doch hof ich, die<lb/><hi rendition="#et">Warnung</hi></l><lb/>
          <l>Kan Dianen nicht treffen; nimm deine Warnung zu-<lb/><hi rendition="#et">ru&#x0364;cke.</hi></l><lb/>
          <l>Jch bin keine Tochter des Pho&#x0364;bus; zu himmli&#x017F;chen<lb/><hi rendition="#et">Pferden</hi></l><lb/>
          <l>Will ich mich nicht ver&#x017F;teigen, ich fahre mit irdi&#x017F;chen<lb/><hi rendition="#et">Heng&#x017F;ten,</hi></l><lb/>
          <l>Und vergeblich i&#x017F;t es, mir meinen Ent&#x017F;chluß zu be&#x017F;treiten.</l>
        </lg><lb/>
        <lg>
          <l>Kahlmann machte hierauf den ehrerbietig&#x017F;ten<lb/><hi rendition="#et">Bu&#x0364;ckling,</hi></l><lb/>
          <l>Daß die Na&#x017F;e beynah bis auf die Erde ge&#x017F;toßen.</l><lb/>
          <l>Doch ein bedeutender Blick flog, da er weggieng, auf<lb/><hi rendition="#et">Hannchen,</hi></l><lb/>
          <l>Die er lange &#x017F;chon liebte, zwar etwas pedanti&#x017F;ch, doch<lb/><hi rendition="#et">za&#x0364;rtlich.</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Hann-</fw><lb/></l>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[299/0363] Zweyter Geſang. Den du morgen zu ſuͤhren gedenkſt, den Namen gegeben. Er vertraute zu viel auf ſeine Klugheit und Staͤrke, Wollte ſo gut, wie Phoͤbus, die Himmelspferde regieren, Aber ſtuͤrzte herab vom Wagen, und brante die Welt an, Wie das alles mit mehrerm zu leſen — Mein theureſter Kahlmann, (Fiel ihm die Graͤfin ins Wort, und lacht ihm ſaty- riſch ins Antlitz) Welche Weisheit redet aus dir! Doch hof ich, die Warnung Kan Dianen nicht treffen; nimm deine Warnung zu- ruͤcke. Jch bin keine Tochter des Phoͤbus; zu himmliſchen Pferden Will ich mich nicht verſteigen, ich fahre mit irdiſchen Hengſten, Und vergeblich iſt es, mir meinen Entſchluß zu beſtreiten. Kahlmann machte hierauf den ehrerbietigſten Buͤckling, Daß die Naſe beynah bis auf die Erde geſtoßen. Doch ein bedeutender Blick flog, da er weggieng, auf Hannchen, Die er lange ſchon liebte, zwar etwas pedantiſch, doch zaͤrtlich. Hann-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/363
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/363>, abgerufen am 24.11.2024.