Den du morgen zu sühren gedenkst, den Namen gegeben. Er vertraute zu viel auf seine Klugheit und Stärke, Wollte so gut, wie Phöbus, die Himmelspferde regieren, Aber stürzte herab vom Wagen, und brante die Welt an, Wie das alles mit mehrerm zu lesen -- Mein theurester Kahlmann, (Fiel ihm die Gräfin ins Wort, und lacht ihm saty- risch ins Antlitz) Welche Weisheit redet aus dir! Doch hof ich, die Warnung Kan Dianen nicht treffen; nimm deine Warnung zu- rücke. Jch bin keine Tochter des Phöbus; zu himmlischen Pferden Will ich mich nicht versteigen, ich fahre mit irdischen Hengsten, Und vergeblich ist es, mir meinen Entschluß zu bestreiten.
Kahlmann machte hierauf den ehrerbietigsten Bückling, Daß die Nase beynah bis auf die Erde gestoßen. Doch ein bedeutender Blick flog, da er weggieng, auf Hannchen, Die er lange schon liebte, zwar etwas pedantisch, doch zärtlich.
Hann-
Zweyter Geſang.
Den du morgen zu ſuͤhren gedenkſt, den Namen gegeben. Er vertraute zu viel auf ſeine Klugheit und Staͤrke, Wollte ſo gut, wie Phoͤbus, die Himmelspferde regieren, Aber ſtuͤrzte herab vom Wagen, und brante die Welt an, Wie das alles mit mehrerm zu leſen — Mein theureſter Kahlmann, (Fiel ihm die Graͤfin ins Wort, und lacht ihm ſaty- riſch ins Antlitz) Welche Weisheit redet aus dir! Doch hof ich, die Warnung Kan Dianen nicht treffen; nimm deine Warnung zu- ruͤcke. Jch bin keine Tochter des Phoͤbus; zu himmliſchen Pferden Will ich mich nicht verſteigen, ich fahre mit irdiſchen Hengſten, Und vergeblich iſt es, mir meinen Entſchluß zu beſtreiten.
Kahlmann machte hierauf den ehrerbietigſten Buͤckling, Daß die Naſe beynah bis auf die Erde geſtoßen. Doch ein bedeutender Blick flog, da er weggieng, auf Hannchen, Die er lange ſchon liebte, zwar etwas pedantiſch, doch zaͤrtlich.
Hann-
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Zweyter Geſang.
Den du morgen zu ſuͤhren gedenkſt, den Namen gegeben.
Er vertraute zu viel auf ſeine Klugheit und Staͤrke,
Wollte ſo gut, wie Phoͤbus, die Himmelspferde regieren,
Aber ſtuͤrzte herab vom Wagen, und brante die Welt an,
Wie das alles mit mehrerm zu leſen — Mein theureſter
Kahlmann,
(Fiel ihm die Graͤfin ins Wort, und lacht ihm ſaty-
riſch ins Antlitz)
Welche Weisheit redet aus dir! Doch hof ich, die
Warnung
Kan Dianen nicht treffen; nimm deine Warnung zu-
ruͤcke.
Jch bin keine Tochter des Phoͤbus; zu himmliſchen
Pferden
Will ich mich nicht verſteigen, ich fahre mit irdiſchen
Hengſten,
Und vergeblich iſt es, mir meinen Entſchluß zu beſtreiten.
Kahlmann machte hierauf den ehrerbietigſten
Buͤckling,
Daß die Naſe beynah bis auf die Erde geſtoßen.
Doch ein bedeutender Blick flog, da er weggieng, auf
Hannchen,
Die er lange ſchon liebte, zwar etwas pedantiſch, doch
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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/363>, abgerufen am 24.11.2024.
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