Viel zu edel und stolz, als daß euch Kutscher regieren, Will ich selber euch lenken, und durch die Ebene jagen. Wenn ihr gehorsam seyd, und nicht rebellisch mir durch- geht, So versprech ich euch auch, daß ihr zwölf Tage den Hafer Ohne Heckerling fressen, und meine Lieblinge seyn sollt.
Also Diana. Pollux küßt ihr schmeichelnd die Hände, Und erfreut sieht Castor sich um, und wiehert ihr Beyfall. Sie verließ sie, und sprach zum alten Kutscher Andreas: Schmiere des Phaetons Räder, denn mit der morgen- den Sonne Will ich selber mich fahren. Nimm auch die rothen Geschirre Und polire die Schnallen und blindgewordenen Puckeln. Voller Verwunderung sperrt Andreas, den zähnlosen Mund, auf. Aber Diana geht fort, und läßt ihn in der Erstaunung Dumm und gedankenlos stehn, und eilt zum Zimmer zurücke.
Jetzo warf sich die Gräfin in einen sammetnen Sessel,
Und
Der Phaeton.
Viel zu edel und ſtolz, als daß euch Kutſcher regieren, Will ich ſelber euch lenken, und durch die Ebene jagen. Wenn ihr gehorſam ſeyd, und nicht rebelliſch mir durch- geht, So verſprech ich euch auch, daß ihr zwoͤlf Tage den Hafer Ohne Heckerling freſſen, und meine Lieblinge ſeyn ſollt.
Alſo Diana. Pollux kuͤßt ihr ſchmeichelnd die Haͤnde, Und erfreut ſieht Caſtor ſich um, und wiehert ihr Beyfall. Sie verließ ſie, und ſprach zum alten Kutſcher Andreas: Schmiere des Phaetons Raͤder, denn mit der morgen- den Sonne Will ich ſelber mich fahren. Nimm auch die rothen Geſchirre Und polire die Schnallen und blindgewordenen Puckeln. Voller Verwunderung ſperrt Andreas, den zaͤhnloſen Mund, auf. Aber Diana geht fort, und laͤßt ihn in der Erſtaunung Dumm und gedankenlos ſtehn, und eilt zum Zimmer zuruͤcke.
Jetzo warf ſich die Graͤfin in einen ſammetnen Seſſel,
Und
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Der Phaeton.
Viel zu edel und ſtolz, als daß euch Kutſcher regieren,
Will ich ſelber euch lenken, und durch die Ebene jagen.
Wenn ihr gehorſam ſeyd, und nicht rebelliſch mir durch-
geht,
So verſprech ich euch auch, daß ihr zwoͤlf Tage den Hafer
Ohne Heckerling freſſen, und meine Lieblinge ſeyn ſollt.
Alſo Diana. Pollux kuͤßt ihr ſchmeichelnd die
Haͤnde,
Und erfreut ſieht Caſtor ſich um, und wiehert ihr Beyfall.
Sie verließ ſie, und ſprach zum alten Kutſcher Andreas:
Schmiere des Phaetons Raͤder, denn mit der morgen-
den Sonne
Will ich ſelber mich fahren. Nimm auch die rothen
Geſchirre
Und polire die Schnallen und blindgewordenen Puckeln.
Voller Verwunderung ſperrt Andreas, den zaͤhnloſen
Mund, auf.
Aber Diana geht fort, und laͤßt ihn in der Erſtaunung
Dumm und gedankenlos ſtehn, und eilt zum Zimmer
zuruͤcke.
Jetzo warf ſich die Graͤfin in einen ſammetnen
Seſſel,
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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/360>, abgerufen am 30.07.2024.
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