Könnt ich dich, o Gräfin, verlassen? Mit freudigem Herzen Geh ich mit dir in jede Gefahr. Schon seh ich die Zügel Jn der sicheren Hand, du wirst den Phaeton führen Besser als wie Andreas ihn führt, der mürrische Schnurr- bart.
Also sagt sie. Diana schießt die Treppe hinunter, Und ihr Achates, ihr Hannchen, mit ihr zum wiehern- dem Stalle. An der Psorte des Stalles empfieng sie der Kutscher Andreas; That sein Pferdemaul auf, und grüßte die gnädge Com- tesse. Huldreich dankt ihm die Gräfin mit einem bezaubern- den Lächeln, Und sie trat in den prächtigen Stall, von Hannchen begleitet. Pferde standen allhier in langgeordneten Reihen, Die den güldenen Hafer aus muschelförmigen Krippen Fraßen; jegliches Roß war von dem andern gesondert, Und ein Pfeiler von Stein sprach seinen bedeutenden Namen. Nenne die Namen, o Muse! Der wilde Centaurus, ein Springer,
Leicht
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Zweyter Geſang.
Koͤnnt ich dich, o Graͤfin, verlaſſen? Mit freudigem Herzen Geh ich mit dir in jede Gefahr. Schon ſeh ich die Zuͤgel Jn der ſicheren Hand, du wirſt den Phaeton fuͤhren Beſſer als wie Andreas ihn fuͤhrt, der muͤrriſche Schnurr- bart.
Alſo ſagt ſie. Diana ſchießt die Treppe hinunter, Und ihr Achates, ihr Hannchen, mit ihr zum wiehern- dem Stalle. An der Pſorte des Stalles empfieng ſie der Kutſcher Andreas; That ſein Pferdemaul auf, und gruͤßte die gnaͤdge Com- teſſe. Huldreich dankt ihm die Graͤfin mit einem bezaubern- den Laͤcheln, Und ſie trat in den praͤchtigen Stall, von Hannchen begleitet. Pferde ſtanden allhier in langgeordneten Reihen, Die den guͤldenen Hafer aus muſchelfoͤrmigen Krippen Fraßen; jegliches Roß war von dem andern geſondert, Und ein Pfeiler von Stein ſprach ſeinen bedeutenden Namen. Nenne die Namen, o Muſe! Der wilde Centaurus, ein Springer,
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Zweyter Geſang.
Koͤnnt ich dich, o Graͤfin, verlaſſen? Mit freudigem
Herzen
Geh ich mit dir in jede Gefahr. Schon ſeh ich die Zuͤgel
Jn der ſicheren Hand, du wirſt den Phaeton fuͤhren
Beſſer als wie Andreas ihn fuͤhrt, der muͤrriſche Schnurr-
bart.
Alſo ſagt ſie. Diana ſchießt die Treppe hinunter,
Und ihr Achates, ihr Hannchen, mit ihr zum wiehern-
dem Stalle.
An der Pſorte des Stalles empfieng ſie der Kutſcher
Andreas;
That ſein Pferdemaul auf, und gruͤßte die gnaͤdge Com-
teſſe.
Huldreich dankt ihm die Graͤfin mit einem bezaubern-
den Laͤcheln,
Und ſie trat in den praͤchtigen Stall, von Hannchen
begleitet.
Pferde ſtanden allhier in langgeordneten Reihen,
Die den guͤldenen Hafer aus muſchelfoͤrmigen Krippen
Fraßen; jegliches Roß war von dem andern geſondert,
Und ein Pfeiler von Stein ſprach ſeinen bedeutenden
Namen.
Nenne die Namen, o Muſe! Der wilde Centaurus,
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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/357>, abgerufen am 17.02.2025.
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