O Schöne, wenn du liebst, so beb' ich für Gefahren, Vor denen deine Ruh auch Geister nicht bewahren. Vielleicht entdecket mir, was eigentlich dir dräut, Die kluge Priesterin verliebter Ewigkeit.
Er sagts; und eilet fort, bald Paphos zu errei- chen. Dort hebt ein Tempel sich aus zarten Myrthensträu- chen; Von Liebesbriefen sind die stolzen Wänd erbaut, Die man von fern sehr fest, doch nah sehr löchricht schaut; Und die man, wenn die Zeit den schlechten Grund verrücket, Mit Memoiren stopft, und mit Romanen flicket. Hier wird die Ewigkeit der Liebenden verehrt, Die ihre Priesterin zukünftge Dinge lehrt. Es schwebt hier mancher Eid, und manches Ehverspre- chen; Jdyllen gehen hier, und Elegien sprechen. Jn einen Fächer ist ein Müfchen hier verliebt,
Da
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Viertes Buch.
O Schoͤne, wenn du liebſt, ſo beb’ ich fuͤr Gefahren, Vor denen deine Ruh auch Geiſter nicht bewahren. Vielleicht entdecket mir, was eigentlich dir draͤut, Die kluge Prieſterin verliebter Ewigkeit.
Er ſagts; und eilet fort, bald Paphos zu errei- chen. Dort hebt ein Tempel ſich aus zarten Myrthenſtraͤu- chen; Von Liebesbriefen ſind die ſtolzen Waͤnd erbaut, Die man von fern ſehr feſt, doch nah ſehr loͤchricht ſchaut; Und die man, wenn die Zeit den ſchlechten Grund verruͤcket, Mit Memoiren ſtopft, und mit Romanen flicket. Hier wird die Ewigkeit der Liebenden verehrt, Die ihre Prieſterin zukuͤnftge Dinge lehrt. Es ſchwebt hier mancher Eid, und manches Ehverſpre- chen; Jdyllen gehen hier, und Elegien ſprechen. Jn einen Faͤcher iſt ein Muͤfchen hier verliebt,
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Viertes Buch.
O Schoͤne, wenn du liebſt, ſo beb’ ich fuͤr Gefahren,
Vor denen deine Ruh auch Geiſter nicht bewahren.
Vielleicht entdecket mir, was eigentlich dir draͤut,
Die kluge Prieſterin verliebter Ewigkeit.
Er ſagts; und eilet fort, bald Paphos zu errei-
chen.
Dort hebt ein Tempel ſich aus zarten Myrthenſtraͤu-
chen;
Von Liebesbriefen ſind die ſtolzen Waͤnd erbaut,
Die man von fern ſehr feſt, doch nah ſehr loͤchricht
ſchaut;
Und die man, wenn die Zeit den ſchlechten Grund
verruͤcket,
Mit Memoiren ſtopft, und mit Romanen flicket.
Hier wird die Ewigkeit der Liebenden verehrt,
Die ihre Prieſterin zukuͤnftge Dinge lehrt.
Es ſchwebt hier mancher Eid, und manches Ehverſpre-
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Jdyllen gehen hier, und Elegien ſprechen.
Jn einen Faͤcher iſt ein Muͤfchen hier verliebt,
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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/327>, abgerufen am 16.02.2025.
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