Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763].

Bild:
<< vorherige Seite

Viertes Buch.

Wie aufmerksam wird er! Denn Porcellan erklärt,
Nach uns verborgner Art, was Schönen wiederfährt;
Die Geister können draus so gut die Zukunft lernen,
Als wie Astrologi aus weit entlegnen Sternen.
Doch Matador, bemüht die Zukunft auszuspähn,
Kan doch das Unglück selbst im Porcellan nicht fehn.
Betrübniß gießet sich in seine blassen Mienen;
Er kömmt mit dem Geräusch der seidenen Gardinen
Bis zu Selindens Ohr, zu der er also sprach:
O Schöne, dir droht heut ein schweres Ungemach;
Aus Porcellan allein kan ich es nicht erfahren,
Ob dich die Stutzer fliehn, die deine Sklaven waren;
Ob dir ein Sturmwind nur den Lockenbau verwirrt;
Ob dich ein Bürger gar als Ehmann küssen wird;
Ob der Verlust dich wird von einem Bande rühren;

Ob
R 3

Viertes Buch.

Wie aufmerkſam wird er! Denn Porcellan erklaͤrt,
Nach uns verborgner Art, was Schoͤnen wiederfaͤhrt;
Die Geiſter koͤnnen draus ſo gut die Zukunft lernen,
Als wie Aſtrologi aus weit entlegnen Sternen.
Doch Matador, bemuͤht die Zukunft auszuſpaͤhn,
Kan doch das Ungluͤck ſelbſt im Porcellan nicht fehn.
Betruͤbniß gießet ſich in ſeine blaſſen Mienen;
Er koͤmmt mit dem Geraͤuſch der ſeidenen Gardinen
Bis zu Selindens Ohr, zu der er alſo ſprach:
O Schoͤne, dir droht heut ein ſchweres Ungemach;
Aus Porcellan allein kan ich es nicht erfahren,
Ob dich die Stutzer fliehn, die deine Sklaven waren;
Ob dir ein Sturmwind nur den Lockenbau verwirrt;
Ob dich ein Buͤrger gar als Ehmann kuͤſſen wird;
Ob der Verluſt dich wird von einem Bande ruͤhren;

Ob
R 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg>
          <l>
            <pb facs="#f0325" n="261"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Viertes Buch.</hi> </fw>
          </l><lb/>
          <l>Wie aufmerk&#x017F;am wird er! Denn Porcellan erkla&#x0364;rt,</l><lb/>
          <l>Nach uns verborgner Art, was Scho&#x0364;nen wiederfa&#x0364;hrt;</l><lb/>
          <l>Die Gei&#x017F;ter ko&#x0364;nnen draus &#x017F;o gut die Zukunft lernen,</l><lb/>
          <l>Als wie A&#x017F;trologi aus weit entlegnen Sternen.</l><lb/>
          <l>Doch Matador, bemu&#x0364;ht die Zukunft auszu&#x017F;pa&#x0364;hn,</l><lb/>
          <l>Kan doch das Unglu&#x0364;ck &#x017F;elb&#x017F;t im Porcellan nicht fehn.</l><lb/>
          <l>Betru&#x0364;bniß gießet &#x017F;ich in &#x017F;eine bla&#x017F;&#x017F;en Mienen;</l><lb/>
          <l>Er ko&#x0364;mmt mit dem Gera&#x0364;u&#x017F;ch der &#x017F;eidenen Gardinen</l><lb/>
          <l>Bis zu Selindens Ohr, zu der er al&#x017F;o &#x017F;prach:</l><lb/>
          <l>O Scho&#x0364;ne, dir droht heut ein &#x017F;chweres Ungemach;</l><lb/>
          <l>Aus Porcellan allein kan ich es nicht erfahren,</l><lb/>
          <l>Ob dich die Stutzer fliehn, die deine Sklaven waren;</l><lb/>
          <l>Ob dir ein Sturmwind nur den Lockenbau verwirrt;</l><lb/>
          <l>Ob dich ein Bu&#x0364;rger gar als Ehmann ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wird;</l><lb/>
          <l>Ob der Verlu&#x017F;t dich wird von einem Bande ru&#x0364;hren;<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">R 3</fw><fw place="bottom" type="catch">Ob</fw><lb/></l>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[261/0325] Viertes Buch. Wie aufmerkſam wird er! Denn Porcellan erklaͤrt, Nach uns verborgner Art, was Schoͤnen wiederfaͤhrt; Die Geiſter koͤnnen draus ſo gut die Zukunft lernen, Als wie Aſtrologi aus weit entlegnen Sternen. Doch Matador, bemuͤht die Zukunft auszuſpaͤhn, Kan doch das Ungluͤck ſelbſt im Porcellan nicht fehn. Betruͤbniß gießet ſich in ſeine blaſſen Mienen; Er koͤmmt mit dem Geraͤuſch der ſeidenen Gardinen Bis zu Selindens Ohr, zu der er alſo ſprach: O Schoͤne, dir droht heut ein ſchweres Ungemach; Aus Porcellan allein kan ich es nicht erfahren, Ob dich die Stutzer fliehn, die deine Sklaven waren; Ob dir ein Sturmwind nur den Lockenbau verwirrt; Ob dich ein Buͤrger gar als Ehmann kuͤſſen wird; Ob der Verluſt dich wird von einem Bande ruͤhren; Ob R 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/325
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/325>, abgerufen am 25.11.2024.