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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763].

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Viertes Buch.

So lagen hier vermengt Baronen und Lackeyen,
Und manchen Gallarock umringten Livereyen.

Der Pudergott wagt es, la Motten sich zu nahn;
Und also redet er den stolzen Schneider an:
Du unumschränkter Herr der Längen und der Breiten,
Vom Ermel und vom Schooß; Bestimmer wahrer
Weiten

So wohl vom Domherrnrock, als Parlamentsherrn-
bauch;

Der du gebiethrisch sprichst, dies sey Mod und Gebrauch;
Den neuen Pair erhebst, und unter deiner Scheere
Dem Richter Klugheit giebst, und manchem Schelmen
Ehre:

La Motte gieb auch mir Verstand und Artigkeit,
Und mache mit Geschmack mir ein besetztes Kleid.
Dies sagt der Pudergott. Der Schneider spricht
nicht lange;

Von einem Strick reißt er Papier, gleich einer Schlan-
ge,

Und nimmt geschickt das Maaß zu einer seltnen Tracht;
Die
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Viertes Buch.

So lagen hier vermengt Baronen und Lackeyen,
Und manchen Gallarock umringten Livereyen.

Der Pudergott wagt es, la Motten ſich zu nahn;
Und alſo redet er den ſtolzen Schneider an:
Du unumſchraͤnkter Herr der Laͤngen und der Breiten,
Vom Ermel und vom Schooß; Beſtimmer wahrer
Weiten

So wohl vom Domherrnrock, als Parlamentsherrn-
bauch;

Der du gebiethriſch ſprichſt, dies ſey Mod und Gebrauch;
Den neuen Pair erhebſt, und unter deiner Scheere
Dem Richter Klugheit giebſt, und manchem Schelmen
Ehre:

La Motte gieb auch mir Verſtand und Artigkeit,
Und mache mit Geſchmack mir ein beſetztes Kleid.
Dies ſagt der Pudergott. Der Schneider ſpricht
nicht lange;

Von einem Strick reißt er Papier, gleich einer Schlan-
ge,

Und nimmt geſchickt das Maaß zu einer ſeltnen Tracht;
Die
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[259/0323] Viertes Buch. So lagen hier vermengt Baronen und Lackeyen, Und manchen Gallarock umringten Livereyen. Der Pudergott wagt es, la Motten ſich zu nahn; Und alſo redet er den ſtolzen Schneider an: Du unumſchraͤnkter Herr der Laͤngen und der Breiten, Vom Ermel und vom Schooß; Beſtimmer wahrer Weiten So wohl vom Domherrnrock, als Parlamentsherrn- bauch; Der du gebiethriſch ſprichſt, dies ſey Mod und Gebrauch; Den neuen Pair erhebſt, und unter deiner Scheere Dem Richter Klugheit giebſt, und manchem Schelmen Ehre: La Motte gieb auch mir Verſtand und Artigkeit, Und mache mit Geſchmack mir ein beſetztes Kleid. Dies ſagt der Pudergott. Der Schneider ſpricht nicht lange; Von einem Strick reißt er Papier, gleich einer Schlan- ge, Und nimmt geſchickt das Maaß zu einer ſeltnen Tracht; Die R 2

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Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/323>, abgerufen am 22.11.2024.