Drum hole von Paris die allerneuste Tracht, Die oft mehr, als Verdienst, Eroberungen macht.
Sie sagts; der Pudergott dankt ihr mit Reveren- zen, Verläßt Armindens Hof, und eilt aus Deutschlands Gränzen.
Es herrschte dazumal im schöpfrischen Paris Ein Schneider, dessen Lob im Norden Fama blies. Den deutschen jungen Herrn formirte nur la Motte; Und jeden Tag schuf er, gleich einem mächtgen Gotte, So wie sein Einfall war, bald einen langen Schooß, Und bald die Taille kurz, und bald den Ermel groß. Jn seiner Werkstatt war, Witz und Verstand, zu haben; Der junge Herr empfieng durch seinen Schnitt die Ga- ben, Die er durch Bücher nicht, durch Weisheit nicht be- kam, Und die la Motte leicht aus Kaufmannsläden nahm. Nachdem der Pudergott, gleich unsern deutschen Affen,
Sich
R
Viertes Buch.
Drum hole von Paris die allerneuſte Tracht, Die oft mehr, als Verdienſt, Eroberungen macht.
Sie ſagts; der Pudergott dankt ihr mit Reveren- zen, Verlaͤßt Armindens Hof, und eilt aus Deutſchlands Graͤnzen.
Es herrſchte dazumal im ſchoͤpfriſchen Paris Ein Schneider, deſſen Lob im Norden Fama blies. Den deutſchen jungen Herrn formirte nur la Motte; Und jeden Tag ſchuf er, gleich einem maͤchtgen Gotte, So wie ſein Einfall war, bald einen langen Schooß, Und bald die Taille kurz, und bald den Ermel groß. Jn ſeiner Werkſtatt war, Witz und Verſtand, zu haben; Der junge Herr empfieng durch ſeinen Schnitt die Ga- ben, Die er durch Buͤcher nicht, durch Weisheit nicht be- kam, Und die la Motte leicht aus Kaufmannslaͤden nahm. Nachdem der Pudergott, gleich unſern deutſchen Affen,
Sich
R
<TEI><text><body><divn="1"><lg><l><pbfacs="#f0321"n="257"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Viertes Buch.</hi></fw></l><lb/><l>Drum hole von Paris die allerneuſte Tracht,</l><lb/><l>Die oft mehr, als Verdienſt, Eroberungen macht.</l></lg><lb/><lg><l>Sie ſagts; der Pudergott dankt ihr mit Reveren-<lb/><hirendition="#et">zen,</hi></l><lb/><l>Verlaͤßt Armindens Hof, und eilt aus Deutſchlands<lb/><hirendition="#et">Graͤnzen.</hi></l></lg><lb/><lg><l>Es herrſchte dazumal im ſchoͤpfriſchen Paris</l><lb/><l>Ein Schneider, deſſen Lob im Norden Fama blies.</l><lb/><l>Den deutſchen jungen Herrn formirte nur la Motte;</l><lb/><l>Und jeden Tag ſchuf er, gleich einem maͤchtgen Gotte,</l><lb/><l>So wie ſein Einfall war, bald einen langen Schooß,</l><lb/><l>Und bald die Taille kurz, und bald den Ermel groß.</l><lb/><l>Jn ſeiner Werkſtatt war, Witz und Verſtand, zu haben;</l><lb/><l>Der junge Herr empfieng durch ſeinen Schnitt die Ga-<lb/><hirendition="#et">ben,</hi></l><lb/><l>Die er durch Buͤcher nicht, durch Weisheit nicht be-<lb/><hirendition="#et">kam,</hi></l><lb/><l>Und die la Motte leicht aus Kaufmannslaͤden nahm.</l><lb/><l>Nachdem der Pudergott, gleich unſern deutſchen Affen,<lb/><fwplace="bottom"type="sig">R</fw><fwplace="bottom"type="catch">Sich</fw><lb/></l></lg></div></body></text></TEI>
[257/0321]
Viertes Buch.
Drum hole von Paris die allerneuſte Tracht,
Die oft mehr, als Verdienſt, Eroberungen macht.
Sie ſagts; der Pudergott dankt ihr mit Reveren-
zen,
Verlaͤßt Armindens Hof, und eilt aus Deutſchlands
Graͤnzen.
Es herrſchte dazumal im ſchoͤpfriſchen Paris
Ein Schneider, deſſen Lob im Norden Fama blies.
Den deutſchen jungen Herrn formirte nur la Motte;
Und jeden Tag ſchuf er, gleich einem maͤchtgen Gotte,
So wie ſein Einfall war, bald einen langen Schooß,
Und bald die Taille kurz, und bald den Ermel groß.
Jn ſeiner Werkſtatt war, Witz und Verſtand, zu haben;
Der junge Herr empfieng durch ſeinen Schnitt die Ga-
ben,
Die er durch Buͤcher nicht, durch Weisheit nicht be-
kam,
Und die la Motte leicht aus Kaufmannslaͤden nahm.
Nachdem der Pudergott, gleich unſern deutſchen Affen,
Sich
R
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/321>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.