Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763].
Wie freuet sich Johann, da er sogleich zerrinnet, Und zierlich die Gestalt von einem Herrn gewinnet. Er sieht sich niedlich klein; und war zwar eigentlich Nur ein papierner Herr, doch der den andern glich Nach Ansehn, Tracht und Haar. Er lag hier kaum zwo Stunden, So ward er als Papier von seinem Herrn gefunden. Der Flattergeist Narciß nimmt alsobald ihn auf; Schreibt einen Liebesbrief an seine Schöne drauf, Und schickt ihn voller Witz, und Wortspiel an Selinden. Hier ließ das Schicksal ihn Nerinen wieder finden. Und ob die Mutter gleich scharfsichtig bey ihr stand; So spielt der Fächer doch ihn in Selindens Hand. Ver-
Wie freuet ſich Johann, da er ſogleich zerrinnet, Und zierlich die Geſtalt von einem Herrn gewinnet. Er ſieht ſich niedlich klein; und war zwar eigentlich Nur ein papierner Herr, doch der den andern glich Nach Anſehn, Tracht und Haar. Er lag hier kaum zwo Stunden, So ward er als Papier von ſeinem Herrn gefunden. Der Flattergeiſt Narciß nimmt alſobald ihn auf; Schreibt einen Liebesbrief an ſeine Schoͤne drauf, Und ſchickt ihn voller Witz, und Wortſpiel an Selinden. Hier ließ das Schickſal ihn Nerinen wieder finden. Und ob die Mutter gleich ſcharfſichtig bey ihr ſtand; So ſpielt der Faͤcher doch ihn in Selindens Hand. Ver-
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Verwandlungen. Drittes Buch.
Und’ nimm auf den Befehl von einem maͤchtgen Gotte
Ein neues Weſen an; zerfließe zu Papier;
Verlaß die Liverey, und werd ein Cavalier.
Wie freuet ſich Johann, da er ſogleich zerrinnet,
Und zierlich die Geſtalt von einem Herrn gewinnet.
Er ſieht ſich niedlich klein; und war zwar eigentlich
Nur ein papierner Herr, doch der den andern glich
Nach Anſehn, Tracht und Haar. Er lag hier kaum
zwo Stunden,
So ward er als Papier von ſeinem Herrn gefunden.
Der Flattergeiſt Narciß nimmt alſobald ihn auf;
Schreibt einen Liebesbrief an ſeine Schoͤne drauf,
Und ſchickt ihn voller Witz, und Wortſpiel an Selinden.
Hier ließ das Schickſal ihn Nerinen wieder finden.
Und ob die Mutter gleich ſcharfſichtig bey ihr ſtand;
So ſpielt der Faͤcher doch ihn in Selindens Hand.
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Zitationshilfe: | Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/312>, abgerufen am 07.07.2024. |