Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763].

Bild:
<< vorherige Seite

Verwandlungen. Drittes Buch.

Und' nimm auf den Befehl von einem mächtgen Gotte
Ein neues Wesen an; zerfließe zu Papier;
Verlaß die Liverey, und werd ein Cavalier.

Wie freuet sich Johann, da er sogleich zerrinnet,
Und zierlich die Gestalt von einem Herrn gewinnet.
Er sieht sich niedlich klein; und war zwar eigentlich
Nur ein papierner Herr, doch der den andern glich
Nach Ansehn, Tracht und Haar. Er lag hier kaum
zwo Stunden,

So ward er als Papier von seinem Herrn gefunden.
Der Flattergeist Narciß nimmt alsobald ihn auf;
Schreibt einen Liebesbrief an seine Schöne drauf,
Und schickt ihn voller Witz, und Wortspiel an Selinden.
Hier ließ das Schicksal ihn Nerinen wieder finden.
Und ob die Mutter gleich scharfsichtig bey ihr stand;
So spielt der Fächer doch ihn in Selindens Hand.


Ver-

Verwandlungen. Drittes Buch.

Und’ nimm auf den Befehl von einem maͤchtgen Gotte
Ein neues Weſen an; zerfließe zu Papier;
Verlaß die Liverey, und werd ein Cavalier.

Wie freuet ſich Johann, da er ſogleich zerrinnet,
Und zierlich die Geſtalt von einem Herrn gewinnet.
Er ſieht ſich niedlich klein; und war zwar eigentlich
Nur ein papierner Herr, doch der den andern glich
Nach Anſehn, Tracht und Haar. Er lag hier kaum
zwo Stunden,

So ward er als Papier von ſeinem Herrn gefunden.
Der Flattergeiſt Narciß nimmt alſobald ihn auf;
Schreibt einen Liebesbrief an ſeine Schoͤne drauf,
Und ſchickt ihn voller Witz, und Wortſpiel an Selinden.
Hier ließ das Schickſal ihn Nerinen wieder finden.
Und ob die Mutter gleich ſcharfſichtig bey ihr ſtand;
So ſpielt der Faͤcher doch ihn in Selindens Hand.


Ver-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg>
          <l>
            <pb facs="#f0312" n="248"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Verwandlungen. Drittes Buch.</hi> </fw>
          </l><lb/>
          <l>Und&#x2019; nimm auf den Befehl von einem ma&#x0364;chtgen Gotte</l><lb/>
          <l>Ein neues We&#x017F;en an; zerfließe zu Papier;</l><lb/>
          <l>Verlaß die Liverey, und werd ein Cavalier.</l>
        </lg><lb/>
        <lg>
          <l>Wie freuet &#x017F;ich Johann, da er &#x017F;ogleich zerrinnet,</l><lb/>
          <l>Und zierlich die Ge&#x017F;talt von einem Herrn gewinnet.</l><lb/>
          <l>Er &#x017F;ieht &#x017F;ich niedlich klein; und war zwar eigentlich</l><lb/>
          <l>Nur ein papierner Herr, doch der den andern glich</l><lb/>
          <l>Nach An&#x017F;ehn, Tracht und Haar. Er lag hier kaum<lb/><hi rendition="#et">zwo Stunden,</hi></l><lb/>
          <l>So ward er als Papier von &#x017F;einem Herrn gefunden.</l><lb/>
          <l>Der Flattergei&#x017F;t Narciß nimmt al&#x017F;obald ihn auf;</l><lb/>
          <l>Schreibt einen Liebesbrief an &#x017F;eine Scho&#x0364;ne drauf,</l><lb/>
          <l>Und &#x017F;chickt ihn voller Witz, und Wort&#x017F;piel an Selinden.</l><lb/>
          <l>Hier ließ das Schick&#x017F;al ihn Nerinen wieder finden.</l><lb/>
          <l>Und ob die Mutter gleich &#x017F;charf&#x017F;ichtig bey ihr &#x017F;tand;</l><lb/>
          <l>So &#x017F;pielt der Fa&#x0364;cher doch ihn in Selindens Hand.</l>
        </lg>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Ver-</hi> </fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[248/0312] Verwandlungen. Drittes Buch. Und’ nimm auf den Befehl von einem maͤchtgen Gotte Ein neues Weſen an; zerfließe zu Papier; Verlaß die Liverey, und werd ein Cavalier. Wie freuet ſich Johann, da er ſogleich zerrinnet, Und zierlich die Geſtalt von einem Herrn gewinnet. Er ſieht ſich niedlich klein; und war zwar eigentlich Nur ein papierner Herr, doch der den andern glich Nach Anſehn, Tracht und Haar. Er lag hier kaum zwo Stunden, So ward er als Papier von ſeinem Herrn gefunden. Der Flattergeiſt Narciß nimmt alſobald ihn auf; Schreibt einen Liebesbrief an ſeine Schoͤne drauf, Und ſchickt ihn voller Witz, und Wortſpiel an Selinden. Hier ließ das Schickſal ihn Nerinen wieder finden. Und ob die Mutter gleich ſcharfſichtig bey ihr ſtand; So ſpielt der Faͤcher doch ihn in Selindens Hand. Ver-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/312
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/312>, abgerufen am 22.11.2024.