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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763].

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Drittes Buch.

Die, den Jnsekten gleich, in Schaaren um ihn wallten.
Zuerst bewillkommt ihn ein langes Madrigal;
Ein Quotlibet küßt ihm den Rock unzähligmal;
Und aus dem Winkel kam ein blasses Leichenkarmen,
Das bat, sich seiner Noth in Gnaden zu erbarmen.
Ach! (seufzt es) Herr Baron, wenn kommt die güldne
Zeit,

Daß mich ein Käufer auch aus meiner Quaal befreyt!
Mein Titel fängt schon an für Alter zu verwesen!
Jch liege Jahre hier, und niemand will mich lesen.
Hierauf trat ein Sonnet mit hohem Schritt heran,
Und sah den Pudergott mit stolzen Augen an;
Sein wildes Antlitz schien verbrannt von Welscher
Hitze;

An seiner Seiten hieng ein Degen ohne Spitze.
Jndem braust, wie ein Sturm, ihm etwas durch das
Haar,

Und Zephis sah sogleich, daß es die Ode war.
Sie kam, so wie sie sprach, vom Sternenpol zurücke,

Sang
Q

Drittes Buch.

Die, den Jnſekten gleich, in Schaaren um ihn wallten.
Zuerſt bewillkommt ihn ein langes Madrigal;
Ein Quotlibet kuͤßt ihm den Rock unzaͤhligmal;
Und aus dem Winkel kam ein blaſſes Leichenkarmen,
Das bat, ſich ſeiner Noth in Gnaden zu erbarmen.
Ach! (ſeufzt es) Herr Baron, wenn kommt die guͤldne
Zeit,

Daß mich ein Kaͤufer auch aus meiner Quaal befreyt!
Mein Titel faͤngt ſchon an fuͤr Alter zu verweſen!
Jch liege Jahre hier, und niemand will mich leſen.
Hierauf trat ein Sonnet mit hohem Schritt heran,
Und ſah den Pudergott mit ſtolzen Augen an;
Sein wildes Antlitz ſchien verbrannt von Welſcher
Hitze;

An ſeiner Seiten hieng ein Degen ohne Spitze.
Jndem brauſt, wie ein Sturm, ihm etwas durch das
Haar,

Und Zephis ſah ſogleich, daß es die Ode war.
Sie kam, ſo wie ſie ſprach, vom Sternenpol zuruͤcke,

Sang
Q
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[241/0305] Drittes Buch. Die, den Jnſekten gleich, in Schaaren um ihn wallten. Zuerſt bewillkommt ihn ein langes Madrigal; Ein Quotlibet kuͤßt ihm den Rock unzaͤhligmal; Und aus dem Winkel kam ein blaſſes Leichenkarmen, Das bat, ſich ſeiner Noth in Gnaden zu erbarmen. Ach! (ſeufzt es) Herr Baron, wenn kommt die guͤldne Zeit, Daß mich ein Kaͤufer auch aus meiner Quaal befreyt! Mein Titel faͤngt ſchon an fuͤr Alter zu verweſen! Jch liege Jahre hier, und niemand will mich leſen. Hierauf trat ein Sonnet mit hohem Schritt heran, Und ſah den Pudergott mit ſtolzen Augen an; Sein wildes Antlitz ſchien verbrannt von Welſcher Hitze; An ſeiner Seiten hieng ein Degen ohne Spitze. Jndem brauſt, wie ein Sturm, ihm etwas durch das Haar, Und Zephis ſah ſogleich, daß es die Ode war. Sie kam, ſo wie ſie ſprach, vom Sternenpol zuruͤcke, Sang Q

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Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/305>, abgerufen am 30.07.2024.