Habit und Domino rauscht aus dem langen Saale. Doch fast verwirrt sich ietzt die zitternde Natur. Es braust der Kutscher Fluch, der Sänftenträger Schwur; Und was zu Fuß ist, flieh[t] durchs Chaos der Carossen, Vor Eseln an der Sänft, und ungeduldgen Rossen.
Die Maske wurde nun vergessen abgelegt; Thee löscht das Feuer aus, das Lieb und Tanz erregt; Die junge schöne Welt eilt, sich zur Ruh zu legen, Und gähnt mit mattem Blick der Morgensonn entgegen. Selinde schloß bereits die holden Augen zu, Als Zephis ihr erschien in ihrer sanften Ruh. Er trat durch Morpheus Gunst vor seiner Schöne Seele, Und sprach also zu ihr aus einer süßen Kehle:
O Schöne, werde nicht vor einem Sylphen roth, Der deiner Sicherheit im tiefen Schlaf nicht droht,
Jch
Drittes Buch.
Habit und Domino rauſcht aus dem langen Saale. Doch faſt verwirrt ſich ietzt die zitternde Natur. Es brauſt der Kutſcher Fluch, der Saͤnftentraͤger Schwur; Und was zu Fuß iſt, flieh[t] durchs Chaos der Caroſſen, Vor Eſeln an der Saͤnft, und ungeduldgen Roſſen.
Die Maske wurde nun vergeſſen abgelegt; Thee loͤſcht das Feuer aus, das Lieb und Tanz erregt; Die junge ſchoͤne Welt eilt, ſich zur Ruh zu legen, Und gaͤhnt mit mattem Blick der Morgenſonn entgegen. Selinde ſchloß bereits die holden Augen zu, Als Zephis ihr erſchien in ihrer ſanften Ruh. Er trat durch Morpheus Gunſt vor ſeiner Schoͤne Seele, Und ſprach alſo zu ihr aus einer ſuͤßen Kehle:
O Schoͤne, werde nicht vor einem Sylphen roth, Der deiner Sicherheit im tiefen Schlaf nicht droht,
Jch
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Drittes Buch.
Habit und Domino rauſcht aus dem langen Saale.
Doch faſt verwirrt ſich ietzt die zitternde Natur.
Es brauſt der Kutſcher Fluch, der Saͤnftentraͤger
Schwur;
Und was zu Fuß iſt, flieht durchs Chaos der Caroſſen,
Vor Eſeln an der Saͤnft, und ungeduldgen Roſſen.
Die Maske wurde nun vergeſſen abgelegt;
Thee loͤſcht das Feuer aus, das Lieb und Tanz erregt;
Die junge ſchoͤne Welt eilt, ſich zur Ruh zu legen,
Und gaͤhnt mit mattem Blick der Morgenſonn entgegen.
Selinde ſchloß bereits die holden Augen zu,
Als Zephis ihr erſchien in ihrer ſanften Ruh.
Er trat durch Morpheus Gunſt vor ſeiner Schoͤne
Seele,
Und ſprach alſo zu ihr aus einer ſuͤßen Kehle:
O Schoͤne, werde nicht vor einem Sylphen roth,
Der deiner Sicherheit im tiefen Schlaf nicht droht,
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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/301>, abgerufen am 16.02.2025.
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