Er nimmt die Larve schon, da noch die Schöne spricht, Von dem Gesicht herab, und zeigt sein wahr Gesicht. Doch Zephis tritt indem mit göttergleichem Schimmer, Mit drohendem Gesicht, als Zephis in das Zimmer. Selinde flieht erblaßt; der Mohr will mit entfliehn, Doch Zephis wirft sogleich sein Zauberband auf ihn. Sein schwerer Fuß erstarrt, und bleibt bezaubert stehen; Er sieht bestürzt darnach, und kan den Fuß nicht sehen; Der kleine Mund wird steif, indem er zierlich spricht; Er wird ein schöner Klotz, geschminket im Gesicht, Ein leerer Haubenstock; er lacht noch, wie er lachte, Wenn ihn sonst sein Gesicht mit sich zufrieden machte.
Die Violine schweigt; es stirbt der Lichter Glanz; Der ganze Boden bebt vom wilden deutschen Tanz; Es siegt der volle Tag mit königlichem Strale;
Habit
Verwandlungen.
Er nimmt die Larve ſchon, da noch die Schoͤne ſpricht, Von dem Geſicht herab, und zeigt ſein wahr Geſicht. Doch Zephis tritt indem mit goͤttergleichem Schimmer, Mit drohendem Geſicht, als Zephis in das Zimmer. Selinde flieht erblaßt; der Mohr will mit entfliehn, Doch Zephis wirft ſogleich ſein Zauberband auf ihn. Sein ſchwerer Fuß erſtarrt, und bleibt bezaubert ſtehen; Er ſieht beſtuͤrzt darnach, und kan den Fuß nicht ſehen; Der kleine Mund wird ſteif, indem er zierlich ſpricht; Er wird ein ſchoͤner Klotz, geſchminket im Geſicht, Ein leerer Haubenſtock; er lacht noch, wie er lachte, Wenn ihn ſonſt ſein Geſicht mit ſich zufrieden machte.
Die Violine ſchweigt; es ſtirbt der Lichter Glanz; Der ganze Boden bebt vom wilden deutſchen Tanz; Es ſiegt der volle Tag mit koͤniglichem Strale;
Habit
<TEI><text><body><divn="1"><lg><l><pbfacs="#f0300"n="236"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Verwandlungen.</hi></fw></l><lb/><l>Er nimmt die Larve ſchon, da noch die Schoͤne ſpricht,</l><lb/><l>Von dem Geſicht herab, und zeigt ſein wahr Geſicht.</l><lb/><l>Doch Zephis tritt indem mit goͤttergleichem Schimmer,</l><lb/><l>Mit drohendem Geſicht, als Zephis in das Zimmer.</l><lb/><l>Selinde flieht erblaßt; der Mohr will mit entfliehn,</l><lb/><l>Doch Zephis wirft ſogleich ſein Zauberband auf ihn.</l><lb/><l>Sein ſchwerer Fuß erſtarrt, und bleibt bezaubert ſtehen;</l><lb/><l>Er ſieht beſtuͤrzt darnach, und kan den Fuß nicht ſehen;</l><lb/><l>Der kleine Mund wird ſteif, indem er zierlich ſpricht;</l><lb/><l>Er wird ein ſchoͤner Klotz, geſchminket im Geſicht,</l><lb/><l>Ein leerer Haubenſtock; er lacht noch, wie er lachte,</l><lb/><l>Wenn ihn ſonſt ſein Geſicht mit ſich zufrieden machte.</l></lg><lb/><lg><l>Die Violine ſchweigt; es ſtirbt der Lichter Glanz;</l><lb/><l>Der ganze Boden bebt vom wilden deutſchen Tanz;</l><lb/><l>Es ſiegt der volle Tag mit koͤniglichem Strale;<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Habit</fw><lb/></l></lg></div></body></text></TEI>
[236/0300]
Verwandlungen.
Er nimmt die Larve ſchon, da noch die Schoͤne ſpricht,
Von dem Geſicht herab, und zeigt ſein wahr Geſicht.
Doch Zephis tritt indem mit goͤttergleichem Schimmer,
Mit drohendem Geſicht, als Zephis in das Zimmer.
Selinde flieht erblaßt; der Mohr will mit entfliehn,
Doch Zephis wirft ſogleich ſein Zauberband auf ihn.
Sein ſchwerer Fuß erſtarrt, und bleibt bezaubert ſtehen;
Er ſieht beſtuͤrzt darnach, und kan den Fuß nicht ſehen;
Der kleine Mund wird ſteif, indem er zierlich ſpricht;
Er wird ein ſchoͤner Klotz, geſchminket im Geſicht,
Ein leerer Haubenſtock; er lacht noch, wie er lachte,
Wenn ihn ſonſt ſein Geſicht mit ſich zufrieden machte.
Die Violine ſchweigt; es ſtirbt der Lichter Glanz;
Der ganze Boden bebt vom wilden deutſchen Tanz;
Es ſiegt der volle Tag mit koͤniglichem Strale;
Habit
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/300>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.