Und achtet nicht einmal ihr kriegerisch Geschrey: So stolz gieng Ronald auch durch die verlarvten Schaa- ren, Die voller Neubegier um ihn versammelt waren. Der Pudergott nahm ihn mit neidschen Blicken wahr. Er sah Selinden an, und bebt vor der Gefahr, Die spröden Schönen dräut, die unbesiegt geblieben, Bis sie das Thörichte und Fremde rasend lieben. Selinde redt ihn an, noch eh sie ihn erkant; Sie reicht dem falschen Mohr die angenehme Hand, Und fordert ihn zum Tanz; und Zephis sieht Selinden, Nach dem geschloßnen Tanz, mit ihrem Mohr ver- schwinden. Sogleich empfänget sie ein einsames Gemach, Wo sie voll Freundlichkeit zu ihrem Mohren sprach: Mein Freund, laß dein Gesicht die Maske nicht ver- stecken, Jch glaub, ich kenne dich, du kanst dich mir entdecken.
Er
Drittes Buch.
Und achtet nicht einmal ihr kriegeriſch Geſchrey: So ſtolz gieng Ronald auch durch die verlarvten Schaa- ren, Die voller Neubegier um ihn verſammelt waren. Der Pudergott nahm ihn mit neidſchen Blicken wahr. Er ſah Selinden an, und bebt vor der Gefahr, Die ſproͤden Schoͤnen draͤut, die unbeſiegt geblieben, Bis ſie das Thoͤrichte und Fremde raſend lieben. Selinde redt ihn an, noch eh ſie ihn erkant; Sie reicht dem falſchen Mohr die angenehme Hand, Und fordert ihn zum Tanz; und Zephis ſieht Selinden, Nach dem geſchloßnen Tanz, mit ihrem Mohr ver- ſchwinden. Sogleich empfaͤnget ſie ein einſames Gemach, Wo ſie voll Freundlichkeit zu ihrem Mohren ſprach: Mein Freund, laß dein Geſicht die Maske nicht ver- ſtecken, Jch glaub, ich kenne dich, du kanſt dich mir entdecken.
Er
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Drittes Buch.
Und achtet nicht einmal ihr kriegeriſch Geſchrey:
So ſtolz gieng Ronald auch durch die verlarvten Schaa-
ren,
Die voller Neubegier um ihn verſammelt waren.
Der Pudergott nahm ihn mit neidſchen Blicken wahr.
Er ſah Selinden an, und bebt vor der Gefahr,
Die ſproͤden Schoͤnen draͤut, die unbeſiegt geblieben,
Bis ſie das Thoͤrichte und Fremde raſend lieben.
Selinde redt ihn an, noch eh ſie ihn erkant;
Sie reicht dem falſchen Mohr die angenehme Hand,
Und fordert ihn zum Tanz; und Zephis ſieht Selinden,
Nach dem geſchloßnen Tanz, mit ihrem Mohr ver-
ſchwinden.
Sogleich empfaͤnget ſie ein einſames Gemach,
Wo ſie voll Freundlichkeit zu ihrem Mohren ſprach:
Mein Freund, laß dein Geſicht die Maske nicht ver-
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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/299>, abgerufen am 25.11.2024.
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