Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763].

Bild:
<< vorherige Seite

Drittes Buch.

Und achtet nicht einmal ihr kriegerisch Geschrey:
So stolz gieng Ronald auch durch die verlarvten Schaa-
ren,

Die voller Neubegier um ihn versammelt waren.
Der Pudergott nahm ihn mit neidschen Blicken wahr.
Er sah Selinden an, und bebt vor der Gefahr,
Die spröden Schönen dräut, die unbesiegt geblieben,
Bis sie das Thörichte und Fremde rasend lieben.
Selinde redt ihn an, noch eh sie ihn erkant;
Sie reicht dem falschen Mohr die angenehme Hand,
Und fordert ihn zum Tanz; und Zephis sieht Selinden,
Nach dem geschloßnen Tanz, mit ihrem Mohr ver-
schwinden.

Sogleich empfänget sie ein einsames Gemach,
Wo sie voll Freundlichkeit zu ihrem Mohren sprach:
Mein Freund, laß dein Gesicht die Maske nicht ver-
stecken,

Jch glaub, ich kenne dich, du kanst dich mir entdecken.

Er

Drittes Buch.

Und achtet nicht einmal ihr kriegeriſch Geſchrey:
So ſtolz gieng Ronald auch durch die verlarvten Schaa-
ren,

Die voller Neubegier um ihn verſammelt waren.
Der Pudergott nahm ihn mit neidſchen Blicken wahr.
Er ſah Selinden an, und bebt vor der Gefahr,
Die ſproͤden Schoͤnen draͤut, die unbeſiegt geblieben,
Bis ſie das Thoͤrichte und Fremde raſend lieben.
Selinde redt ihn an, noch eh ſie ihn erkant;
Sie reicht dem falſchen Mohr die angenehme Hand,
Und fordert ihn zum Tanz; und Zephis ſieht Selinden,
Nach dem geſchloßnen Tanz, mit ihrem Mohr ver-
ſchwinden.

Sogleich empfaͤnget ſie ein einſames Gemach,
Wo ſie voll Freundlichkeit zu ihrem Mohren ſprach:
Mein Freund, laß dein Geſicht die Maske nicht ver-
ſtecken,

Jch glaub, ich kenne dich, du kanſt dich mir entdecken.

Er
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg>
          <l>
            <pb facs="#f0299" n="235"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Drittes Buch.</hi> </fw>
          </l><lb/>
          <l>Und achtet nicht einmal ihr kriegeri&#x017F;ch Ge&#x017F;chrey:</l><lb/>
          <l>So &#x017F;tolz gieng Ronald auch durch die verlarvten Schaa-<lb/><hi rendition="#et">ren,</hi></l><lb/>
          <l>Die voller Neubegier um ihn ver&#x017F;ammelt waren.</l><lb/>
          <l>Der Pudergott nahm ihn mit neid&#x017F;chen Blicken wahr.</l><lb/>
          <l>Er &#x017F;ah Selinden an, und bebt vor der Gefahr,</l><lb/>
          <l>Die &#x017F;pro&#x0364;den Scho&#x0364;nen dra&#x0364;ut, die unbe&#x017F;iegt geblieben,</l><lb/>
          <l>Bis &#x017F;ie das Tho&#x0364;richte und Fremde ra&#x017F;end lieben.</l><lb/>
          <l>Selinde redt ihn an, noch eh &#x017F;ie ihn erkant;</l><lb/>
          <l>Sie reicht dem fal&#x017F;chen Mohr die angenehme Hand,</l><lb/>
          <l>Und fordert ihn zum Tanz; und Zephis &#x017F;ieht Selinden,</l><lb/>
          <l>Nach dem ge&#x017F;chloßnen Tanz, mit ihrem Mohr ver-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chwinden.</hi></l><lb/>
          <l>Sogleich empfa&#x0364;nget &#x017F;ie ein ein&#x017F;ames Gemach,</l><lb/>
          <l>Wo &#x017F;ie voll Freundlichkeit zu ihrem Mohren &#x017F;prach:</l><lb/>
          <l>Mein Freund, laß dein Ge&#x017F;icht die Maske nicht ver-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;tecken,</hi></l><lb/>
          <l>Jch glaub, ich kenne dich, du kan&#x017F;t dich mir entdecken.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Er</fw><lb/></l>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[235/0299] Drittes Buch. Und achtet nicht einmal ihr kriegeriſch Geſchrey: So ſtolz gieng Ronald auch durch die verlarvten Schaa- ren, Die voller Neubegier um ihn verſammelt waren. Der Pudergott nahm ihn mit neidſchen Blicken wahr. Er ſah Selinden an, und bebt vor der Gefahr, Die ſproͤden Schoͤnen draͤut, die unbeſiegt geblieben, Bis ſie das Thoͤrichte und Fremde raſend lieben. Selinde redt ihn an, noch eh ſie ihn erkant; Sie reicht dem falſchen Mohr die angenehme Hand, Und fordert ihn zum Tanz; und Zephis ſieht Selinden, Nach dem geſchloßnen Tanz, mit ihrem Mohr ver- ſchwinden. Sogleich empfaͤnget ſie ein einſames Gemach, Wo ſie voll Freundlichkeit zu ihrem Mohren ſprach: Mein Freund, laß dein Geſicht die Maske nicht ver- ſtecken, Jch glaub, ich kenne dich, du kanſt dich mir entdecken. Er

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/299
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/299>, abgerufen am 25.11.2024.