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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763].

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Verwandlungen.
Er schwieg. Die Ruhmbegier erhob des Stu-
tzers Seele.

Gleich einem Drachenpaar in einer finstern Höle
Kämpft ietzo Ja und Nein ergrimmt in seiner Brust;
Doch endlich springt er auf, und folgt dem Trieb zur
Lust.

Sein Angesicht wird schwarz, mit schwarzgemachten
Händen

Deckt sich die wahre Hand; um wohlgemachte Lenden
Rauscht ein verbrämter Schurz von rosenrothem Taft;
Jm weißen Strumpfe pralt die dicke Wade Kraft.
Sein Hauptschmuck ist die Pracht der königlichen Bin-
den.

So eilt er, als ein Mohr, zum Tanz, zum Ueberwin-
den.

Wie, wenn ein bunter Pfau von hohen Dächern fliegt,
Und sich zum niedern Heer gemeiner Hähne fügt;
Die Hähn ihn grimmig sehn, und wild die Hälse sträu-
ben;

Sie suchen kämpfend ihn von ihrem Hof zu treiben;
Jedoch der hohe Pfau geht königlich vorbey,
Und
Verwandlungen.
Er ſchwieg. Die Ruhmbegier erhob des Stu-
tzers Seele.

Gleich einem Drachenpaar in einer finſtern Hoͤle
Kaͤmpft ietzo Ja und Nein ergrimmt in ſeiner Bruſt;
Doch endlich ſpringt er auf, und folgt dem Trieb zur
Luſt.

Sein Angeſicht wird ſchwarz, mit ſchwarzgemachten
Haͤnden

Deckt ſich die wahre Hand; um wohlgemachte Lenden
Rauſcht ein verbraͤmter Schurz von roſenrothem Taft;
Jm weißen Strumpfe pralt die dicke Wade Kraft.
Sein Hauptſchmuck iſt die Pracht der koͤniglichen Bin-
den.

So eilt er, als ein Mohr, zum Tanz, zum Ueberwin-
den.

Wie, wenn ein bunter Pfau von hohen Daͤchern fliegt,
Und ſich zum niedern Heer gemeiner Haͤhne fuͤgt;
Die Haͤhn ihn grimmig ſehn, und wild die Haͤlſe ſtraͤu-
ben;

Sie ſuchen kaͤmpfend ihn von ihrem Hof zu treiben;
Jedoch der hohe Pfau geht koͤniglich vorbey,
Und
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[234/0298] Verwandlungen. Er ſchwieg. Die Ruhmbegier erhob des Stu- tzers Seele. Gleich einem Drachenpaar in einer finſtern Hoͤle Kaͤmpft ietzo Ja und Nein ergrimmt in ſeiner Bruſt; Doch endlich ſpringt er auf, und folgt dem Trieb zur Luſt. Sein Angeſicht wird ſchwarz, mit ſchwarzgemachten Haͤnden Deckt ſich die wahre Hand; um wohlgemachte Lenden Rauſcht ein verbraͤmter Schurz von roſenrothem Taft; Jm weißen Strumpfe pralt die dicke Wade Kraft. Sein Hauptſchmuck iſt die Pracht der koͤniglichen Bin- den. So eilt er, als ein Mohr, zum Tanz, zum Ueberwin- den. Wie, wenn ein bunter Pfau von hohen Daͤchern fliegt, Und ſich zum niedern Heer gemeiner Haͤhne fuͤgt; Die Haͤhn ihn grimmig ſehn, und wild die Haͤlſe ſtraͤu- ben; Sie ſuchen kaͤmpfend ihn von ihrem Hof zu treiben; Jedoch der hohe Pfau geht koͤniglich vorbey, Und

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Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/298>, abgerufen am 22.11.2024.