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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763].

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Verwandlungen. Zweytes Buch.
Sogleich nimmt Jeanneton ein buntes Flügel-
paar,

Das aus den Armen wird, mit Schrecken an sich wahr.
Jhr langes spitzes Kinn krümmt sich zum Schnabel nie-
der,

Zu Krallen wird der Fuß, der Arm wächst zum Ge-
fieder.

Jedoch wie freuet sich das Weib im Vogel nicht,
Da sie zu sprechen wünscht, und es versucht, und spricht.
Gewohnheit heißt sie gleich auf deutsche Sitten schmä-
hen;

Sie plaudert manches Wort, doch ohn es zu verstehen.
Selinde hebet sich aus ihrer süßen Ruh,
Fliegt auf den Papagey, den sie nicht kennet, zu.
Mein Papgen, (rufte sie,) wo bist du hergekommen?
Welch ein scharmantes Thier! sein Ansehn ist vollkom-
men.

Der Vogel schimpfte sie, und hieß sie deutsch und dumm,
Und kehrt sich undankbar vor ihren Schmeicheln um.
Französisch blieb sie auch im Papageygefieder;
So wie das Weib geschimpft, so schimpft der Vogel
wieder.


Verwandlungen. Zweytes Buch.
Sogleich nimmt Jeanneton ein buntes Fluͤgel-
paar,

Das aus den Armen wird, mit Schrecken an ſich wahr.
Jhr langes ſpitzes Kinn kruͤmmt ſich zum Schnabel nie-
der,

Zu Krallen wird der Fuß, der Arm waͤchſt zum Ge-
fieder.

Jedoch wie freuet ſich das Weib im Vogel nicht,
Da ſie zu ſprechen wuͤnſcht, und es verſucht, und ſpricht.
Gewohnheit heißt ſie gleich auf deutſche Sitten ſchmaͤ-
hen;

Sie plaudert manches Wort, doch ohn es zu verſtehen.
Selinde hebet ſich aus ihrer ſuͤßen Ruh,
Fliegt auf den Papagey, den ſie nicht kennet, zu.
Mein Papgen, (rufte ſie,) wo biſt du hergekommen?
Welch ein ſcharmantes Thier! ſein Anſehn iſt vollkom-
men.

Der Vogel ſchimpfte ſie, und hieß ſie deutſch und dumm,
Und kehrt ſich undankbar vor ihren Schmeicheln um.
Franzoͤſiſch blieb ſie auch im Papageygefieder;
So wie das Weib geſchimpft, ſo ſchimpft der Vogel
wieder.


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[220/0284] Verwandlungen. Zweytes Buch. Sogleich nimmt Jeanneton ein buntes Fluͤgel- paar, Das aus den Armen wird, mit Schrecken an ſich wahr. Jhr langes ſpitzes Kinn kruͤmmt ſich zum Schnabel nie- der, Zu Krallen wird der Fuß, der Arm waͤchſt zum Ge- fieder. Jedoch wie freuet ſich das Weib im Vogel nicht, Da ſie zu ſprechen wuͤnſcht, und es verſucht, und ſpricht. Gewohnheit heißt ſie gleich auf deutſche Sitten ſchmaͤ- hen; Sie plaudert manches Wort, doch ohn es zu verſtehen. Selinde hebet ſich aus ihrer ſuͤßen Ruh, Fliegt auf den Papagey, den ſie nicht kennet, zu. Mein Papgen, (rufte ſie,) wo biſt du hergekommen? Welch ein ſcharmantes Thier! ſein Anſehn iſt vollkom- men. Der Vogel ſchimpfte ſie, und hieß ſie deutſch und dumm, Und kehrt ſich undankbar vor ihren Schmeicheln um. Franzoͤſiſch blieb ſie auch im Papageygefieder; So wie das Weib geſchimpft, ſo ſchimpft der Vogel wieder.

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Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/284>, abgerufen am 25.11.2024.