Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763].
Er schwieg. Die Mittagsruh versprach mit hol- dem Blicke, Jndem der Mund noch schwieg, dem Pudergott sein Glücke. Geh, nimm dir selbst den Traum, war alles, was sie sprach. Er geht; sie sieht ihm noch mit stiller Sehnsucht nach. Bereits entschloß sie sich, in ihn sich zu verlieben, Allein ihr Aug entschläft, und sie muß es verschieben. Der Sylphe nahm den Traum, der lachend uns erscheint, Und unserm Mädchen gleicht, das man zu sehen meynt; Wie glücklich läßt er uns die spröde Schöne küssen, Die wachend unserm Arm oft grausam sich entrissen. Jhr leichter Fuß verließ das angenehme Land, Das ihnen nach und nach aus dem Gesicht verschwand. Der Sonnenstral fiel schief auf unsern Theil der Erde. Es wälzte sich bereits vom schwarzen Küchenheerde Ein O 5
Er ſchwieg. Die Mittagsruh verſprach mit hol- dem Blicke, Jndem der Mund noch ſchwieg, dem Pudergott ſein Gluͤcke. Geh, nimm dir ſelbſt den Traum, war alles, was ſie ſprach. Er geht; ſie ſieht ihm noch mit ſtiller Sehnſucht nach. Bereits entſchloß ſie ſich, in ihn ſich zu verlieben, Allein ihr Aug entſchlaͤft, und ſie muß es verſchieben. Der Sylphe nahm den Traum, der lachend uns erſcheint, Und unſerm Maͤdchen gleicht, das man zu ſehen meynt; Wie gluͤcklich laͤßt er uns die ſproͤde Schoͤne kuͤſſen, Die wachend unſerm Arm oft grauſam ſich entriſſen. Jhr leichter Fuß verließ das angenehme Land, Das ihnen nach und nach aus dem Geſicht verſchwand. Der Sonnenſtral fiel ſchief auf unſern Theil der Erde. Es waͤlzte ſich bereits vom ſchwarzen Kuͤchenheerde Ein O 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg> <l> <pb facs="#f0281" n="217"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Zweytes Buch.</hi> </fw> </l><lb/> <l>Sie ſoll ein Unterthan von deinem Reich einſt ſeyn,</l><lb/> <l>Und jeden Nachmittag zwo Stunden Schlaf dir weihn.</l> </lg><lb/> <lg> <l>Er ſchwieg. Die Mittagsruh verſprach mit hol-<lb/><hi rendition="#et">dem Blicke,</hi></l><lb/> <l>Jndem der Mund noch ſchwieg, dem Pudergott ſein<lb/><hi rendition="#et">Gluͤcke.</hi></l><lb/> <l>Geh, nimm dir ſelbſt den Traum, war alles, was ſie<lb/><hi rendition="#et">ſprach.</hi></l><lb/> <l>Er geht; ſie ſieht ihm noch mit ſtiller Sehnſucht nach.</l><lb/> <l>Bereits entſchloß ſie ſich, in ihn ſich zu verlieben,</l><lb/> <l>Allein ihr Aug entſchlaͤft, und ſie muß es verſchieben.</l> </lg><lb/> <lg> <l>Der Sylphe nahm den Traum, der lachend uns<lb/><hi rendition="#et">erſcheint,</hi></l><lb/> <l>Und unſerm Maͤdchen gleicht, das man zu ſehen meynt;</l><lb/> <l>Wie gluͤcklich laͤßt er uns die ſproͤde Schoͤne kuͤſſen,</l><lb/> <l>Die wachend unſerm Arm oft grauſam ſich entriſſen.</l><lb/> <l>Jhr leichter Fuß verließ das angenehme Land,</l><lb/> <l>Das ihnen nach und nach aus dem Geſicht verſchwand.</l> </lg><lb/> <lg> <l>Der Sonnenſtral fiel ſchief auf unſern Theil der<lb/><hi rendition="#et">Erde.</hi></l><lb/> <l>Es waͤlzte ſich bereits vom ſchwarzen Kuͤchenheerde<lb/> <fw place="bottom" type="sig">O 5</fw><fw place="bottom" type="catch">Ein</fw><lb/></l> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [217/0281]
Zweytes Buch.
Sie ſoll ein Unterthan von deinem Reich einſt ſeyn,
Und jeden Nachmittag zwo Stunden Schlaf dir weihn.
Er ſchwieg. Die Mittagsruh verſprach mit hol-
dem Blicke,
Jndem der Mund noch ſchwieg, dem Pudergott ſein
Gluͤcke.
Geh, nimm dir ſelbſt den Traum, war alles, was ſie
ſprach.
Er geht; ſie ſieht ihm noch mit ſtiller Sehnſucht nach.
Bereits entſchloß ſie ſich, in ihn ſich zu verlieben,
Allein ihr Aug entſchlaͤft, und ſie muß es verſchieben.
Der Sylphe nahm den Traum, der lachend uns
erſcheint,
Und unſerm Maͤdchen gleicht, das man zu ſehen meynt;
Wie gluͤcklich laͤßt er uns die ſproͤde Schoͤne kuͤſſen,
Die wachend unſerm Arm oft grauſam ſich entriſſen.
Jhr leichter Fuß verließ das angenehme Land,
Das ihnen nach und nach aus dem Geſicht verſchwand.
Der Sonnenſtral fiel ſchief auf unſern Theil der
Erde.
Es waͤlzte ſich bereits vom ſchwarzen Kuͤchenheerde
Ein
O 5
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |