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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763].

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Zweytes Buch.

Mit krummen Rücken trägt; und die nicht mehr er-
blaßt,

Wenn sie was poltern hört; weil sie seit sechzig Jahren,
Bey grauser Mitternacht, manch Abentheur erfahren;
Die schon den Kobold kennt; und ohn ein brennend
Licht

Jn ihren Keller geht, und mit Gespenstern spricht;
Wenn Nacht und Phantasey ihr den Verstand gerau-
bet,

Und sie beym Mondenschein sich selbst zu sehen glau-
bet;)

Auf einmal aller Muth in dürrer Brust verläßt;
Das Schrecken heftet ihr den Fuß am Boden fest:
So starrt auch Charamund, da er sich selbst erblicket;
Jndem er seinen Hut tief in die Augen drücket,
Sieht er dem wilden Geist noch einmal ins Gesicht;
Springt voller Furcht zurück, und weis im Schrecken
nicht,

Ob man durch Zauberey die Augen ihm bethöret,
Ob jener, oder er, den Geistern zugehöret.

Doch

Zweytes Buch.

Mit krummen Ruͤcken traͤgt; und die nicht mehr er-
blaßt,

Wenn ſie was poltern hoͤrt; weil ſie ſeit ſechzig Jahren,
Bey grauſer Mitternacht, manch Abentheur erfahren;
Die ſchon den Kobold kennt; und ohn ein brennend
Licht

Jn ihren Keller geht, und mit Geſpenſtern ſpricht;
Wenn Nacht und Phantaſey ihr den Verſtand gerau-
bet,

Und ſie beym Mondenſchein ſich ſelbſt zu ſehen glau-
bet;)

Auf einmal aller Muth in duͤrrer Bruſt verlaͤßt;
Das Schrecken heftet ihr den Fuß am Boden feſt:
So ſtarrt auch Charamund, da er ſich ſelbſt erblicket;
Jndem er ſeinen Hut tief in die Augen druͤcket,
Sieht er dem wilden Geiſt noch einmal ins Geſicht;
Springt voller Furcht zuruͤck, und weis im Schrecken
nicht,

Ob man durch Zauberey die Augen ihm bethoͤret,
Ob jener, oder er, den Geiſtern zugehoͤret.

Doch
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[203/0267] Zweytes Buch. Mit krummen Ruͤcken traͤgt; und die nicht mehr er- blaßt, Wenn ſie was poltern hoͤrt; weil ſie ſeit ſechzig Jahren, Bey grauſer Mitternacht, manch Abentheur erfahren; Die ſchon den Kobold kennt; und ohn ein brennend Licht Jn ihren Keller geht, und mit Geſpenſtern ſpricht; Wenn Nacht und Phantaſey ihr den Verſtand gerau- bet, Und ſie beym Mondenſchein ſich ſelbſt zu ſehen glau- bet;) Auf einmal aller Muth in duͤrrer Bruſt verlaͤßt; Das Schrecken heftet ihr den Fuß am Boden feſt: So ſtarrt auch Charamund, da er ſich ſelbſt erblicket; Jndem er ſeinen Hut tief in die Augen druͤcket, Sieht er dem wilden Geiſt noch einmal ins Geſicht; Springt voller Furcht zuruͤck, und weis im Schrecken nicht, Ob man durch Zauberey die Augen ihm bethoͤret, Ob jener, oder er, den Geiſtern zugehoͤret. Doch

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Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/267>, abgerufen am 22.11.2024.