Verbirg dich in den Wald, und flieh die schöne Welt, Bis dein ergänztes Haar in neue Locken fällt. Denn sollten deine Stirn erborgte Haare schmücken? Nein, der verstellte Staat der Touren und Perücken Jst allzuschlecht für dich! Wo bliebe denn die Zeit, Die du bisher dem Putz des braunen Haars geweiht? Laß dich, o Charamund, den Einfall nicht verführen, Den allerschönsten Kopf mit Ziegenhaar zu zieren. Sonst wird dein reger Witz in ewger Faulheit ruhn, Und du kanst keinen Fluch bey dem Friesiren thun. Doch eh die Stutzer dich in falschem Haar erblicken, Will ich mit wilder Hand dein prächtig Rohr zerkni- cken; Verzweiflungsvoll sollst du nach Bürgermädchen sehn; Und Lombertisch, und Welt, und alles mag vergehn.
Er schwieg; es zitterte vor seines Zornes Fluchen
Der
Verwandlungen.
Verbirg dich in den Wald, und flieh die ſchoͤne Welt, Bis dein ergaͤnztes Haar in neue Locken faͤllt. Denn ſollten deine Stirn erborgte Haare ſchmuͤcken? Nein, der verſtellte Staat der Touren und Peruͤcken Jſt allzuſchlecht fuͤr dich! Wo bliebe denn die Zeit, Die du bisher dem Putz des braunen Haars geweiht? Laß dich, o Charamund, den Einfall nicht verfuͤhren, Den allerſchoͤnſten Kopf mit Ziegenhaar zu zieren. Sonſt wird dein reger Witz in ewger Faulheit ruhn, Und du kanſt keinen Fluch bey dem Frieſiren thun. Doch eh die Stutzer dich in falſchem Haar erblicken, Will ich mit wilder Hand dein praͤchtig Rohr zerkni- cken; Verzweiflungsvoll ſollſt du nach Buͤrgermaͤdchen ſehn; Und Lombertiſch, und Welt, und alles mag vergehn.
Er ſchwieg; es zitterte vor ſeines Zornes Fluchen
Der
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Verwandlungen.
Verbirg dich in den Wald, und flieh die ſchoͤne Welt,
Bis dein ergaͤnztes Haar in neue Locken faͤllt.
Denn ſollten deine Stirn erborgte Haare ſchmuͤcken?
Nein, der verſtellte Staat der Touren und Peruͤcken
Jſt allzuſchlecht fuͤr dich! Wo bliebe denn die Zeit,
Die du bisher dem Putz des braunen Haars geweiht?
Laß dich, o Charamund, den Einfall nicht verfuͤhren,
Den allerſchoͤnſten Kopf mit Ziegenhaar zu zieren.
Sonſt wird dein reger Witz in ewger Faulheit ruhn,
Und du kanſt keinen Fluch bey dem Frieſiren thun.
Doch eh die Stutzer dich in falſchem Haar erblicken,
Will ich mit wilder Hand dein praͤchtig Rohr zerkni-
cken;
Verzweiflungsvoll ſollſt du nach Buͤrgermaͤdchen ſehn;
Und Lombertiſch, und Welt, und alles mag vergehn.
Er ſchwieg; es zitterte vor ſeines Zornes Fluchen
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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/264>, abgerufen am 24.11.2024.
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