Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763].

Bild:
<< vorherige Seite

Zweytes Buch.

Da sie der Schatten noch der Fräulein mehr erhellt.
Die rothe Peitsche knallt, und Roß und Rad verschwin-
den.

Ein wankelmüthig Heer von gauklerischen Winden
Schwebt um der Schönen Haar, um das sie flatternd
wehn,

Und es mit sanftem Hauch in leichte Locken drehn.
Die Schönen sehn bereits das Lustschloß sich erheben,
Zu dem sich alle drey voll Ungeduld begeben.

Doch, Muse, singe selbst, womit verkürzten sich
Die Schönen ihre Zeit, eh dieser Weg verstrich?
Du mußt uns das Gespräch der Nymphen hören lassen,
Ob es gleich Sterbliche mit ihrem Witz nicht fassen.
Die eine sprach: wie hoch kömmt dieser Palatin?
Er ist mir zu gemein, die Jungfern tragen ihn.
Sie lächelt süß, und schweigt. Ach Schwesterchen
Selinde,
(Versetzt die andre drauf) wir fahren sehr im Winde!
Das
N 2

Zweytes Buch.

Da ſie der Schatten noch der Fraͤulein mehr erhellt.
Die rothe Peitſche knallt, und Roß und Rad verſchwin-
den.

Ein wankelmuͤthig Heer von gaukleriſchen Winden
Schwebt um der Schoͤnen Haar, um das ſie flatternd
wehn,

Und es mit ſanftem Hauch in leichte Locken drehn.
Die Schoͤnen ſehn bereits das Luſtſchloß ſich erheben,
Zu dem ſich alle drey voll Ungeduld begeben.

Doch, Muſe, ſinge ſelbſt, womit verkuͤrzten ſich
Die Schoͤnen ihre Zeit, eh dieſer Weg verſtrich?
Du mußt uns das Geſpraͤch der Nymphen hoͤren laſſen,
Ob es gleich Sterbliche mit ihrem Witz nicht faſſen.
Die eine ſprach: wie hoch koͤmmt dieſer Palatin?
Er iſt mir zu gemein, die Jungfern tragen ihn.
Sie laͤchelt ſuͤß, und ſchweigt. Ach Schweſterchen
Selinde,
(Verſetzt die andre drauf) wir fahren ſehr im Winde!
Das
N 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg>
          <l>
            <pb facs="#f0259" n="195"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Zweytes Buch.</hi> </fw>
          </l><lb/>
          <l>Da &#x017F;ie der Schatten noch der Fra&#x0364;ulein mehr erhellt.</l><lb/>
          <l>Die rothe Peit&#x017F;che knallt, und Roß und Rad ver&#x017F;chwin-<lb/><hi rendition="#et">den.</hi></l><lb/>
          <l>Ein wankelmu&#x0364;thig Heer von gaukleri&#x017F;chen Winden</l><lb/>
          <l>Schwebt um der Scho&#x0364;nen Haar, um das &#x017F;ie flatternd<lb/><hi rendition="#et">wehn,</hi></l><lb/>
          <l>Und es mit &#x017F;anftem Hauch in leichte Locken drehn.</l><lb/>
          <l>Die Scho&#x0364;nen &#x017F;ehn bereits das Lu&#x017F;t&#x017F;chloß &#x017F;ich erheben,</l><lb/>
          <l>Zu dem &#x017F;ich alle drey voll Ungeduld begeben.</l>
        </lg><lb/>
        <lg>
          <l>Doch, Mu&#x017F;e, &#x017F;inge &#x017F;elb&#x017F;t, womit verku&#x0364;rzten &#x017F;ich</l><lb/>
          <l>Die Scho&#x0364;nen ihre Zeit, eh die&#x017F;er Weg ver&#x017F;trich?</l><lb/>
          <l>Du mußt uns das Ge&#x017F;pra&#x0364;ch der Nymphen ho&#x0364;ren la&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
          <l>Ob es gleich Sterbliche mit ihrem Witz nicht fa&#x017F;&#x017F;en.</l><lb/>
          <l>Die eine &#x017F;prach: wie hoch ko&#x0364;mmt die&#x017F;er Palatin?</l><lb/>
          <l>Er i&#x017F;t mir zu gemein, die Jungfern tragen ihn.</l><lb/>
          <l>Sie la&#x0364;chelt &#x017F;u&#x0364;ß, und &#x017F;chweigt. Ach Schwe&#x017F;terchen<lb/><hi rendition="#et">Selinde,</hi><lb/>
(Ver&#x017F;etzt die andre drauf) wir fahren &#x017F;ehr im Winde!<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">N 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Das</fw><lb/></l>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[195/0259] Zweytes Buch. Da ſie der Schatten noch der Fraͤulein mehr erhellt. Die rothe Peitſche knallt, und Roß und Rad verſchwin- den. Ein wankelmuͤthig Heer von gaukleriſchen Winden Schwebt um der Schoͤnen Haar, um das ſie flatternd wehn, Und es mit ſanftem Hauch in leichte Locken drehn. Die Schoͤnen ſehn bereits das Luſtſchloß ſich erheben, Zu dem ſich alle drey voll Ungeduld begeben. Doch, Muſe, ſinge ſelbſt, womit verkuͤrzten ſich Die Schoͤnen ihre Zeit, eh dieſer Weg verſtrich? Du mußt uns das Geſpraͤch der Nymphen hoͤren laſſen, Ob es gleich Sterbliche mit ihrem Witz nicht faſſen. Die eine ſprach: wie hoch koͤmmt dieſer Palatin? Er iſt mir zu gemein, die Jungfern tragen ihn. Sie laͤchelt ſuͤß, und ſchweigt. Ach Schweſterchen Selinde, (Verſetzt die andre drauf) wir fahren ſehr im Winde! Das N 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/259
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/259>, abgerufen am 23.11.2024.