Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763].

Bild:
<< vorherige Seite

Erstes Buch.

Man sah die Kohlen noch die rothen Funken sprühen,
Und zu dem Seitenhaar ein Kräuseleisen glühen;
Als Zephis unsichtbar ins ofne Zimmer flog.
Kaum sah er, daß man noch sein Haar in Locken bog
Und daß es noch die Gluth des Eisens krümmen sollte,
Als einen kleinen Sturm er nach dem Feuer rollte.
Er blies die rege Gluth, mit vollen Backen, an.
So wie der wilde Nord, im stürmischen Orkan,
Den kriegerischen Hauch aus vollen Backen stößet,
Und das bestürmte Schiff vom hohen Mast entblößet:
So stund der Geist, und blies, bis der Friesirer kam,
Und den durchglühten Stal in kluge Finger nahm.
Sogleich umgab der Geist sein forschendes Gesichte,
Durch seines Bandes Macht, mit zauberischem Lichte.
Er sieht, und weis nicht was. Kaum raucht der heis-
se Stal,

So
M 3

Erſtes Buch.

Man ſah die Kohlen noch die rothen Funken ſpruͤhen,
Und zu dem Seitenhaar ein Kraͤuſeleiſen gluͤhen;
Als Zephis unſichtbar ins ofne Zimmer flog.
Kaum ſah er, daß man noch ſein Haar in Locken bog
Und daß es noch die Gluth des Eiſens kruͤmmen ſollte,
Als einen kleinen Sturm er nach dem Feuer rollte.
Er blies die rege Gluth, mit vollen Backen, an.
So wie der wilde Nord, im ſtuͤrmiſchen Orkan,
Den kriegeriſchen Hauch aus vollen Backen ſtoͤßet,
Und das beſtuͤrmte Schiff vom hohen Maſt entbloͤßet:
So ſtund der Geiſt, und blies, bis der Frieſirer kam,
Und den durchgluͤhten Stal in kluge Finger nahm.
Sogleich umgab der Geiſt ſein forſchendes Geſichte,
Durch ſeines Bandes Macht, mit zauberiſchem Lichte.
Er ſieht, und weis nicht was. Kaum raucht der heiſ-
ſe Stal,

So
M 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg>
          <l>
            <pb facs="#f0245" n="181"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Er&#x017F;tes Buch.</hi> </fw>
          </l><lb/>
          <l>Man &#x017F;ah die Kohlen noch die rothen Funken &#x017F;pru&#x0364;hen,</l><lb/>
          <l>Und zu dem Seitenhaar ein Kra&#x0364;u&#x017F;elei&#x017F;en glu&#x0364;hen;</l><lb/>
          <l>Als Zephis un&#x017F;ichtbar ins ofne Zimmer flog.</l><lb/>
          <l>Kaum &#x017F;ah er, daß man noch &#x017F;ein Haar in Locken bog</l><lb/>
          <l>Und daß es noch die Gluth des Ei&#x017F;ens kru&#x0364;mmen &#x017F;ollte,</l><lb/>
          <l>Als einen kleinen Sturm er nach dem Feuer rollte.</l><lb/>
          <l>Er blies die rege Gluth, mit vollen Backen, an.</l><lb/>
          <l>So wie der wilde Nord, im &#x017F;tu&#x0364;rmi&#x017F;chen Orkan,</l><lb/>
          <l>Den kriegeri&#x017F;chen Hauch aus vollen Backen &#x017F;to&#x0364;ßet,</l><lb/>
          <l>Und das be&#x017F;tu&#x0364;rmte Schiff vom hohen Ma&#x017F;t entblo&#x0364;ßet:</l><lb/>
          <l>So &#x017F;tund der Gei&#x017F;t, und blies, bis der Frie&#x017F;irer kam,</l><lb/>
          <l>Und den durchglu&#x0364;hten Stal in kluge Finger nahm.</l><lb/>
          <l>Sogleich umgab der Gei&#x017F;t &#x017F;ein for&#x017F;chendes Ge&#x017F;ichte,</l><lb/>
          <l>Durch &#x017F;eines Bandes Macht, mit zauberi&#x017F;chem Lichte.</l><lb/>
          <l>Er &#x017F;ieht, und weis nicht was. Kaum raucht der hei&#x017F;-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;e Stal,</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">M 3</fw><fw place="bottom" type="catch">So</fw><lb/></l>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[181/0245] Erſtes Buch. Man ſah die Kohlen noch die rothen Funken ſpruͤhen, Und zu dem Seitenhaar ein Kraͤuſeleiſen gluͤhen; Als Zephis unſichtbar ins ofne Zimmer flog. Kaum ſah er, daß man noch ſein Haar in Locken bog Und daß es noch die Gluth des Eiſens kruͤmmen ſollte, Als einen kleinen Sturm er nach dem Feuer rollte. Er blies die rege Gluth, mit vollen Backen, an. So wie der wilde Nord, im ſtuͤrmiſchen Orkan, Den kriegeriſchen Hauch aus vollen Backen ſtoͤßet, Und das beſtuͤrmte Schiff vom hohen Maſt entbloͤßet: So ſtund der Geiſt, und blies, bis der Frieſirer kam, Und den durchgluͤhten Stal in kluge Finger nahm. Sogleich umgab der Geiſt ſein forſchendes Geſichte, Durch ſeines Bandes Macht, mit zauberiſchem Lichte. Er ſieht, und weis nicht was. Kaum raucht der heiſ- ſe Stal, So M 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/245
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/245>, abgerufen am 25.11.2024.