Allein Selinde blieb so kalt, wie sie gewesen. Jn der Verwandlung selbst von ihrem ganzen Wesen, Blieb sie stolz, rauh und hart; ihr Herz ward kalter Stein. Jhr Schönen, hütet euch durch Stolz ihr gleich zu seyn.
Arminde, die du stets, wenn du den Blick nur hebest, Die Blumen fühlend machst, und das Gestirn belebest; Du, die du deine Macht so gar an Schönen übst; Die Menschgestalten nimmst, und Thiergestalten giebst: Arminde, hilf, daß mich Ovidens Witz beseele! Nichts mangelt deinem Ruhm, als daß ich ihn erzähle. O würde doch dies Lied, durch deine Wundermacht, Zu einer Epopee, voll Anmuth und voll Pracht.
Da, wo im Schlafgemach der siegenden Selinde, Sich zwey Gardinen blähn im Spiel der leichten Winde, Erhob ihr Nachttisch sich, der kaum geschaffen war,
Von
Verwandlungen.
Allein Selinde blieb ſo kalt, wie ſie geweſen. Jn der Verwandlung ſelbſt von ihrem ganzen Weſen, Blieb ſie ſtolz, rauh und hart; ihr Herz ward kalter Stein. Jhr Schoͤnen, huͤtet euch durch Stolz ihr gleich zu ſeyn.
Arminde, die du ſtets, wenn du den Blick nur hebeſt, Die Blumen fuͤhlend machſt, und das Geſtirn belebeſt; Du, die du deine Macht ſo gar an Schoͤnen uͤbſt; Die Menſchgeſtalten nimmſt, und Thiergeſtalten giebſt: Arminde, hilf, daß mich Ovidens Witz beſeele! Nichts mangelt deinem Ruhm, als daß ich ihn erzaͤhle. O wuͤrde doch dies Lied, durch deine Wundermacht, Zu einer Epopee, voll Anmuth und voll Pracht.
Da, wo im Schlafgemach der ſiegenden Selinde, Sich zwey Gardinen blaͤhn im Spiel der leichten Winde, Erhob ihr Nachttiſch ſich, der kaum geſchaffen war,
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Verwandlungen.
Allein Selinde blieb ſo kalt, wie ſie geweſen.
Jn der Verwandlung ſelbſt von ihrem ganzen Weſen,
Blieb ſie ſtolz, rauh und hart; ihr Herz ward kalter
Stein.
Jhr Schoͤnen, huͤtet euch durch Stolz ihr gleich zu ſeyn.
Arminde, die du ſtets, wenn du den Blick nur
hebeſt,
Die Blumen fuͤhlend machſt, und das Geſtirn belebeſt;
Du, die du deine Macht ſo gar an Schoͤnen uͤbſt;
Die Menſchgeſtalten nimmſt, und Thiergeſtalten giebſt:
Arminde, hilf, daß mich Ovidens Witz beſeele!
Nichts mangelt deinem Ruhm, als daß ich ihn erzaͤhle.
O wuͤrde doch dies Lied, durch deine Wundermacht,
Zu einer Epopee, voll Anmuth und voll Pracht.
Da, wo im Schlafgemach der ſiegenden Selinde,
Sich zwey Gardinen blaͤhn im Spiel der leichten
Winde,
Erhob ihr Nachttiſch ſich, der kaum geſchaffen war,
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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/222>, abgerufen am 16.02.2025.
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