Das größte Glück bleibt dein, Selinde bleibt dein eigen. Du bist ein braver Kerl, und meiner Freundschaft werth; Umarme mich, Sylvan! und nun gebt mir mein Pferd.
Es ward herbey geführt; es hieng die schlaffen Ohren, Als hätt es allen Muth bey Raufbolds Fall verlohren. Er setzt sich auf, und sang: Mein Leipzig, gute Nacht! Das Echo wiederholt: Mein Leipzig, gute Nacht! Calmuck jagt mit ihm fort; die großen Peitschen knallen, Daß in dem weiten Wald die Eichen wiederschallen. Eh Phöbus Wagen noch ins Meer gesunken war, Sah Halle diesen Held, und seine Brüderschaar. Der siegende Sylvan eilt in die Stadt zurücke, Und schenkt sich alsobald Selindens Thränenblicke. O! welch ein Strom von Lust floß in der Schöne Herz, Vor kurzer Zeit zernagt vom allerschärfsten Schmerz!
Sie
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Sechſter Geſang.
Das groͤßte Gluͤck bleibt dein, Selinde bleibt dein eigen. Du biſt ein braver Kerl, und meiner Freundſchaft werth; Umarme mich, Sylvan! und nun gebt mir mein Pferd.
Es ward herbey gefuͤhrt; es hieng die ſchlaffen Ohren, Als haͤtt es allen Muth bey Raufbolds Fall verlohren. Er ſetzt ſich auf, und ſang: Mein Leipzig, gute Nacht! Das Echo wiederholt: Mein Leipzig, gute Nacht! Calmuck jagt mit ihm fort; die großen Peitſchen knallen, Daß in dem weiten Wald die Eichen wiederſchallen. Eh Phoͤbus Wagen noch ins Meer geſunken war, Sah Halle dieſen Held, und ſeine Bruͤderſchaar. Der ſiegende Sylvan eilt in die Stadt zuruͤcke, Und ſchenkt ſich alſobald Selindens Thraͤnenblicke. O! welch ein Strom von Luſt floß in der Schoͤne Herz, Vor kurzer Zeit zernagt vom allerſchaͤrfſten Schmerz!
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Sechſter Geſang.
Das groͤßte Gluͤck bleibt dein, Selinde bleibt dein eigen.
Du biſt ein braver Kerl, und meiner Freundſchaft
werth;
Umarme mich, Sylvan! und nun gebt mir mein Pferd.
Es ward herbey gefuͤhrt; es hieng die ſchlaffen
Ohren,
Als haͤtt es allen Muth bey Raufbolds Fall verlohren.
Er ſetzt ſich auf, und ſang: Mein Leipzig, gute Nacht!
Das Echo wiederholt: Mein Leipzig, gute Nacht!
Calmuck jagt mit ihm fort; die großen Peitſchen
knallen,
Daß in dem weiten Wald die Eichen wiederſchallen.
Eh Phoͤbus Wagen noch ins Meer geſunken war,
Sah Halle dieſen Held, und ſeine Bruͤderſchaar.
Der ſiegende Sylvan eilt in die Stadt zuruͤcke,
Und ſchenkt ſich alſobald Selindens Thraͤnenblicke.
O! welch ein Strom von Luſt floß in der Schoͤne
Herz,
Vor kurzer Zeit zernagt vom allerſchaͤrfſten Schmerz!
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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/217>, abgerufen am 16.02.2025.
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