So wird Sylvan bestürmt; Er wankt auf beyde Seiten; Die Liebe heißt ihn fliehn, die Ehre heißt ihn streiten; Allein die Ehre siegt. O Schöne, (fieng er an:) Was foderst du von mir! Verdiente wohl Sylvan Selindens Zärtlichkeit, wenn er sich fürchten wollte, Und wenn sie ungestraft ein Raufbold schimpfen sollte? Jch habe manchen Kampf mit allem Glück gewagt; Und Raufbold spricht zwar groß, allein er ist verzagt. Erheitre du mein Glück mit deinen hellen Stralen, So soll gewiß sein Blut die Ausfodrung bezahlen.
Er sagts, und eilt sogleich beherzt aus dem Ge- mach. Selinde sieht ihn gehn, und sieht ihm weinend nach, Und schickt voll Todesangst viel Wünsche zu den Ster- nen, Von ihres Lieblings Haupt das Unglück zu entfernen.
Der zärtliche Lindan, der Schutzgott Leipzigs sieht,
Daß
Der Renommiſt.
So wird Sylvan beſtuͤrmt; Er wankt auf beyde Seiten; Die Liebe heißt ihn fliehn, die Ehre heißt ihn ſtreiten; Allein die Ehre ſiegt. O Schoͤne, (fieng er an:) Was foderſt du von mir! Verdiente wohl Sylvan Selindens Zaͤrtlichkeit, wenn er ſich fuͤrchten wollte, Und wenn ſie ungeſtraft ein Raufbold ſchimpfen ſollte? Jch habe manchen Kampf mit allem Gluͤck gewagt; Und Raufbold ſpricht zwar groß, allein er iſt verzagt. Erheitre du mein Gluͤck mit deinen hellen Stralen, So ſoll gewiß ſein Blut die Ausfodrung bezahlen.
Er ſagts, und eilt ſogleich beherzt aus dem Ge- mach. Selinde ſieht ihn gehn, und ſieht ihm weinend nach, Und ſchickt voll Todesangſt viel Wuͤnſche zu den Ster- nen, Von ihres Lieblings Haupt das Ungluͤck zu entfernen.
Der zaͤrtliche Lindan, der Schutzgott Leipzigs ſieht,
Daß
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Der Renommiſt.
So wird Sylvan beſtuͤrmt; Er wankt auf beyde
Seiten;
Die Liebe heißt ihn fliehn, die Ehre heißt ihn ſtreiten;
Allein die Ehre ſiegt. O Schoͤne, (fieng er an:)
Was foderſt du von mir! Verdiente wohl Sylvan
Selindens Zaͤrtlichkeit, wenn er ſich fuͤrchten wollte,
Und wenn ſie ungeſtraft ein Raufbold ſchimpfen ſollte?
Jch habe manchen Kampf mit allem Gluͤck gewagt;
Und Raufbold ſpricht zwar groß, allein er iſt verzagt.
Erheitre du mein Gluͤck mit deinen hellen Stralen,
So ſoll gewiß ſein Blut die Ausfodrung bezahlen.
Er ſagts, und eilt ſogleich beherzt aus dem Ge-
mach.
Selinde ſieht ihn gehn, und ſieht ihm weinend nach,
Und ſchickt voll Todesangſt viel Wuͤnſche zu den Ster-
nen,
Von ihres Lieblings Haupt das Ungluͤck zu entfernen.
Der zaͤrtliche Lindan, der Schutzgott Leipzigs
ſieht,
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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/180>, abgerufen am 24.11.2024.
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