Vor Leipzig senken schon die Pilger ihr Gefieder, Roman schießt in den Hecht, zu seinem Siege, nieder. Er trat in das Gemach, wo Raufbold mit dem Arm Sein schweres Haupt gestützt; voll Gram und innerm Harm Schaut er um sich herum; Pandur sah es, und fluchte, Ob er sein Schicksal gleich sich zu verbergen suchte; Obgleich sein wilder Hauch in Raufbolds Seele stürmt, Und ob Gedanke gleich sich auf Gedanken thürmt. Jndessen spannt Roman den siegesvollen Bogen. Kaum ist der starke Pfeil in Raufbolds Herz geflo- gen, So ändert er sogleich die grimmige Natur; Er spricht aus süßem Ton, und es erblaßt Pandur. So wie ein sichrer Hirsch aus seinem Stande setzet, Wenn ihn im dicken Forst ein wilder Pfeil verletzet; Er färbt mit seinem Blut den unglückselgen Ort,
Und
Der Renommiſt.
Vor Leipzig ſenken ſchon die Pilger ihr Gefieder, Roman ſchießt in den Hecht, zu ſeinem Siege, nieder. Er trat in das Gemach, wo Raufbold mit dem Arm Sein ſchweres Haupt geſtuͤtzt; voll Gram und innerm Harm Schaut er um ſich herum; Pandur ſah es, und fluchte, Ob er ſein Schickſal gleich ſich zu verbergen ſuchte; Obgleich ſein wilder Hauch in Raufbolds Seele ſtuͤrmt, Und ob Gedanke gleich ſich auf Gedanken thuͤrmt. Jndeſſen ſpannt Roman den ſiegesvollen Bogen. Kaum iſt der ſtarke Pfeil in Raufbolds Herz geflo- gen, So aͤndert er ſogleich die grimmige Natur; Er ſpricht aus ſuͤßem Ton, und es erblaßt Pandur. So wie ein ſichrer Hirſch aus ſeinem Stande ſetzet, Wenn ihn im dicken Forſt ein wilder Pfeil verletzet; Er faͤrbt mit ſeinem Blut den ungluͤckſelgen Ort,
Und
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Der Renommiſt.
Vor Leipzig ſenken ſchon die Pilger ihr Gefieder,
Roman ſchießt in den Hecht, zu ſeinem Siege, nieder.
Er trat in das Gemach, wo Raufbold mit dem Arm
Sein ſchweres Haupt geſtuͤtzt; voll Gram und innerm
Harm
Schaut er um ſich herum; Pandur ſah es, und fluchte,
Ob er ſein Schickſal gleich ſich zu verbergen ſuchte;
Obgleich ſein wilder Hauch in Raufbolds Seele ſtuͤrmt,
Und ob Gedanke gleich ſich auf Gedanken thuͤrmt.
Jndeſſen ſpannt Roman den ſiegesvollen Bogen.
Kaum iſt der ſtarke Pfeil in Raufbolds Herz geflo-
gen,
So aͤndert er ſogleich die grimmige Natur;
Er ſpricht aus ſuͤßem Ton, und es erblaßt Pandur.
So wie ein ſichrer Hirſch aus ſeinem Stande ſetzet,
Wenn ihn im dicken Forſt ein wilder Pfeil verletzet;
Er faͤrbt mit ſeinem Blut den ungluͤckſelgen Ort,
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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/160>, abgerufen am 30.07.2024.
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