Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763].

Bild:
<< vorherige Seite
Der Renommist.
Vor Leipzig senken schon die Pilger ihr Gefieder,
Roman schießt in den Hecht, zu seinem Siege, nieder.
Er trat in das Gemach, wo Raufbold mit dem Arm
Sein schweres Haupt gestützt; voll Gram und innerm
Harm

Schaut er um sich herum; Pandur sah es, und fluchte,
Ob er sein Schicksal gleich sich zu verbergen suchte;
Obgleich sein wilder Hauch in Raufbolds Seele stürmt,
Und ob Gedanke gleich sich auf Gedanken thürmt.
Jndessen spannt Roman den siegesvollen Bogen.
Kaum ist der starke Pfeil in Raufbolds Herz geflo-
gen,

So ändert er sogleich die grimmige Natur;
Er spricht aus süßem Ton, und es erblaßt Pandur.
So wie ein sichrer Hirsch aus seinem Stande setzet,
Wenn ihn im dicken Forst ein wilder Pfeil verletzet;
Er färbt mit seinem Blut den unglückselgen Ort,
Und
Der Renommiſt.
Vor Leipzig ſenken ſchon die Pilger ihr Gefieder,
Roman ſchießt in den Hecht, zu ſeinem Siege, nieder.
Er trat in das Gemach, wo Raufbold mit dem Arm
Sein ſchweres Haupt geſtuͤtzt; voll Gram und innerm
Harm

Schaut er um ſich herum; Pandur ſah es, und fluchte,
Ob er ſein Schickſal gleich ſich zu verbergen ſuchte;
Obgleich ſein wilder Hauch in Raufbolds Seele ſtuͤrmt,
Und ob Gedanke gleich ſich auf Gedanken thuͤrmt.
Jndeſſen ſpannt Roman den ſiegesvollen Bogen.
Kaum iſt der ſtarke Pfeil in Raufbolds Herz geflo-
gen,

So aͤndert er ſogleich die grimmige Natur;
Er ſpricht aus ſuͤßem Ton, und es erblaßt Pandur.
So wie ein ſichrer Hirſch aus ſeinem Stande ſetzet,
Wenn ihn im dicken Forſt ein wilder Pfeil verletzet;
Er faͤrbt mit ſeinem Blut den ungluͤckſelgen Ort,
Und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0160" n="96"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Renommi&#x017F;t.</hi> </fw><lb/>
        <lg>
          <l>Vor Leipzig &#x017F;enken &#x017F;chon die Pilger ihr Gefieder,</l><lb/>
          <l>Roman &#x017F;chießt in den Hecht, zu &#x017F;einem Siege, nieder.</l><lb/>
          <l>Er trat in das Gemach, wo Raufbold mit dem Arm</l><lb/>
          <l>Sein &#x017F;chweres Haupt ge&#x017F;tu&#x0364;tzt; voll Gram und innerm<lb/><hi rendition="#et">Harm</hi></l><lb/>
          <l>Schaut er um &#x017F;ich herum; Pandur &#x017F;ah es, und fluchte,</l><lb/>
          <l>Ob er &#x017F;ein Schick&#x017F;al gleich &#x017F;ich zu verbergen &#x017F;uchte;</l><lb/>
          <l>Obgleich &#x017F;ein wilder Hauch in Raufbolds Seele &#x017F;tu&#x0364;rmt,</l><lb/>
          <l>Und ob Gedanke gleich &#x017F;ich auf Gedanken thu&#x0364;rmt.</l><lb/>
          <l>Jnde&#x017F;&#x017F;en &#x017F;pannt Roman den &#x017F;iegesvollen Bogen.</l><lb/>
          <l>Kaum i&#x017F;t der &#x017F;tarke Pfeil in Raufbolds Herz geflo-<lb/><hi rendition="#et">gen,</hi></l><lb/>
          <l>So a&#x0364;ndert er &#x017F;ogleich die grimmige Natur;</l><lb/>
          <l>Er &#x017F;pricht aus &#x017F;u&#x0364;ßem Ton, und es erblaßt Pandur.</l><lb/>
          <l>So wie ein &#x017F;ichrer Hir&#x017F;ch aus &#x017F;einem Stande &#x017F;etzet,</l><lb/>
          <l>Wenn ihn im dicken For&#x017F;t ein wilder Pfeil verletzet;</l><lb/>
          <l>Er fa&#x0364;rbt mit &#x017F;einem Blut den unglu&#x0364;ck&#x017F;elgen Ort,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/></l>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[96/0160] Der Renommiſt. Vor Leipzig ſenken ſchon die Pilger ihr Gefieder, Roman ſchießt in den Hecht, zu ſeinem Siege, nieder. Er trat in das Gemach, wo Raufbold mit dem Arm Sein ſchweres Haupt geſtuͤtzt; voll Gram und innerm Harm Schaut er um ſich herum; Pandur ſah es, und fluchte, Ob er ſein Schickſal gleich ſich zu verbergen ſuchte; Obgleich ſein wilder Hauch in Raufbolds Seele ſtuͤrmt, Und ob Gedanke gleich ſich auf Gedanken thuͤrmt. Jndeſſen ſpannt Roman den ſiegesvollen Bogen. Kaum iſt der ſtarke Pfeil in Raufbolds Herz geflo- gen, So aͤndert er ſogleich die grimmige Natur; Er ſpricht aus ſuͤßem Ton, und es erblaßt Pandur. So wie ein ſichrer Hirſch aus ſeinem Stande ſetzet, Wenn ihn im dicken Forſt ein wilder Pfeil verletzet; Er faͤrbt mit ſeinem Blut den ungluͤckſelgen Ort, Und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/160
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/160>, abgerufen am 24.11.2024.