Du schmückest den Triumph der größten Siegerin. Die Staatsperüke fällt zu ihren Füssen hin, Der lange Zopf wünscht sich an ihrer Sklaven Stelle, Und alles huldigt ihr, der Degen, und die Elle.
Jndessen schäumt für Wut der Geist der Schlä- gerey. Wie? (ruft er brüllend aus,) mein Raufbold ungetreu?
Sein Held eilt nach der Stadt, und kömmt, voll von Gedanken, Vom stolzen Petersthor bis an die vordern Schranken. Auf seinem Posten stand ein alter Stadtsoldat, Ein sechzigjährger Schutz der nie verlaßnen Stadt. Nie hat er auf den Feind die Flinte losgeschossen, Sein Kriegesleben war in größter Ruh verflossen. Den läßt zum erstenmal Mars auf die Kriegesbahn, Der Renomm ist stößt ihn mit starken Armen an. Wie wenn man mit der Hand an die bejahrten Rinden
Halb-
Der Renommiſt.
Du ſchmuͤckeſt den Triumph der groͤßten Siegerin. Die Staatsperuͤke faͤllt zu ihren Fuͤſſen hin, Der lange Zopf wuͤnſcht ſich an ihrer Sklaven Stelle, Und alles huldigt ihr, der Degen, und die Elle.
Jndeſſen ſchaͤumt fuͤr Wut der Geiſt der Schlaͤ- gerey. Wie? (ruft er bruͤllend aus,) mein Raufbold ungetreu?
Sein Held eilt nach der Stadt, und koͤmmt, voll von Gedanken, Vom ſtolzen Petersthor bis an die vordern Schranken. Auf ſeinem Poſten ſtand ein alter Stadtſoldat, Ein ſechzigjaͤhrger Schutz der nie verlaßnen Stadt. Nie hat er auf den Feind die Flinte losgeſchoſſen, Sein Kriegesleben war in groͤßter Ruh verfloſſen. Den laͤßt zum erſtenmal Mars auf die Kriegesbahn, Der Renomm iſt ſtoͤßt ihn mit ſtarken Armen an. Wie wenn man mit der Hand an die bejahrten Rinden
Halb-
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Der Renommiſt.
Du ſchmuͤckeſt den Triumph der groͤßten Siegerin.
Die Staatsperuͤke faͤllt zu ihren Fuͤſſen hin,
Der lange Zopf wuͤnſcht ſich an ihrer Sklaven Stelle,
Und alles huldigt ihr, der Degen, und die Elle.
Jndeſſen ſchaͤumt fuͤr Wut der Geiſt der Schlaͤ-
gerey.
Wie? (ruft er bruͤllend aus,) mein Raufbold ungetreu?
Sein Held eilt nach der Stadt, und koͤmmt, voll
von Gedanken,
Vom ſtolzen Petersthor bis an die vordern Schranken.
Auf ſeinem Poſten ſtand ein alter Stadtſoldat,
Ein ſechzigjaͤhrger Schutz der nie verlaßnen Stadt.
Nie hat er auf den Feind die Flinte losgeſchoſſen,
Sein Kriegesleben war in groͤßter Ruh verfloſſen.
Den laͤßt zum erſtenmal Mars auf die Kriegesbahn,
Der Renomm iſt ſtoͤßt ihn mit ſtarken Armen an.
Wie wenn man mit der Hand an die bejahrten Rinden
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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/154>, abgerufen am 30.07.2024.
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