Sprach Raufbold ganz bewegt, und gab ihm beßres Heu: Und dankbar wiehert er mit einem Lustgeschrey. Da er zurücke gieng nach seinem finstern Zimmer, Umleuchtet plötzlich ihn des Stutzers heller Schimmer. Der Renommist kan sich nicht so geschwind entziehn. Sylvan fliegt auf ihn zu, umarmt, und küsset ihn. Was Teufel! Bruderherz, (sprach Raufbold voller Freuden,) Wer hätte das gedacht bey unserm letzten Scheiden, Daß wir in Leipzig einst uns würden wiedersehn! -- Doch, Kerl, du bist dir ja, der Teufel hole! schön: Gehst du beständig so, wie aus dem Ey gescheelet, Und sind die Haare stets in dem Toppee gezehlet? Mon Cher, (versetzt Sylvan,) wir leben hier galant: Jn Leipzig gilt doch noch Verdienst und Adelstand, Und ventre bleu! wer wird in Kleidern schlechter gehen,
Da
Der Renommiſt.
Sprach Raufbold ganz bewegt, und gab ihm beßres Heu: Und dankbar wiehert er mit einem Luſtgeſchrey. Da er zuruͤcke gieng nach ſeinem finſtern Zimmer, Umleuchtet ploͤtzlich ihn des Stutzers heller Schimmer. Der Renommiſt kan ſich nicht ſo geſchwind entziehn. Sylvan fliegt auf ihn zu, umarmt, und kuͤſſet ihn. Was Teufel! Bruderherz, (ſprach Raufbold voller Freuden,) Wer haͤtte das gedacht bey unſerm letzten Scheiden, Daß wir in Leipzig einſt uns wuͤrden wiederſehn! — Doch, Kerl, du biſt dir ja, der Teufel hole! ſchoͤn: Gehſt du beſtaͤndig ſo, wie aus dem Ey geſcheelet, Und ſind die Haare ſtets in dem Toppee gezehlet? Mon Cher, (verſetzt Sylvan,) wir leben hier galant: Jn Leipzig gilt doch noch Verdienſt und Adelſtand, Und ventre bleu! wer wird in Kleidern ſchlechter gehen,
Da
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Der Renommiſt.
Sprach Raufbold ganz bewegt, und gab ihm beßres Heu:
Und dankbar wiehert er mit einem Luſtgeſchrey.
Da er zuruͤcke gieng nach ſeinem finſtern Zimmer,
Umleuchtet ploͤtzlich ihn des Stutzers heller Schimmer.
Der Renommiſt kan ſich nicht ſo geſchwind entziehn.
Sylvan fliegt auf ihn zu, umarmt, und kuͤſſet ihn.
Was Teufel! Bruderherz, (ſprach Raufbold voller
Freuden,)
Wer haͤtte das gedacht bey unſerm letzten Scheiden,
Daß wir in Leipzig einſt uns wuͤrden wiederſehn! —
Doch, Kerl, du biſt dir ja, der Teufel hole! ſchoͤn:
Gehſt du beſtaͤndig ſo, wie aus dem Ey geſcheelet,
Und ſind die Haare ſtets in dem Toppee gezehlet?
Mon Cher, (verſetzt Sylvan,) wir leben hier galant:
Jn Leipzig gilt doch noch Verdienſt und Adelſtand,
Und ventre bleu! wer wird in Kleidern ſchlechter
gehen,
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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/140>, abgerufen am 23.11.2024.
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