Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763].

Bild:
<< vorherige Seite

Der Renommist.

Sein Rohr aus Jndien ziert ein besondrer Knopf,
Aus Meißner Porcellan ein Frauenzimmerkopf;
Der unbeseelte Thon sprach in das Aug Entzücken;
Der Reiz war auf der Stirn, der Muthwill in den
Blicken.

So stellte sich das Haupt von Leipzigs Stu-
tzern dar.

Es rauschte West und Rock, es duftete sein Haar,
Und um ihn her goß sich, in süßer Atmosphäre,
Lavendel und Jesmin, der schönen Welt zur Ehre.
Ein kühnes Entrechat trug ihn zum Spiegelglas,
Wo er Toppee und Haar noch einmal klügelnd maß;
Doch hätt ihn, da der Schmuck ihm allzuschön ge-
glücket,

Beynah sein eignes Bild, wie den Narciß, entzücket.
Jndeß trat sein Lakay ins duftende Gemach,
Und sagte: Gnädger Herr, ich fragt im Hechte nach;
Jhr Traum hat wahr geredt; Herr Raufbold ist ge-
kommen,
Die

Der Renommiſt.

Sein Rohr aus Jndien ziert ein beſondrer Knopf,
Aus Meißner Porcellan ein Frauenzimmerkopf;
Der unbeſeelte Thon ſprach in das Aug Entzuͤcken;
Der Reiz war auf der Stirn, der Muthwill in den
Blicken.

So ſtellte ſich das Haupt von Leipzigs Stu-
tzern dar.

Es rauſchte Weſt und Rock, es duftete ſein Haar,
Und um ihn her goß ſich, in ſuͤßer Atmoſphaͤre,
Lavendel und Jesmin, der ſchoͤnen Welt zur Ehre.
Ein kuͤhnes Entrechat trug ihn zum Spiegelglas,
Wo er Toppee und Haar noch einmal kluͤgelnd maß;
Doch haͤtt ihn, da der Schmuck ihm allzuſchoͤn ge-
gluͤcket,

Beynah ſein eignes Bild, wie den Narciß, entzuͤcket.
Jndeß trat ſein Lakay ins duftende Gemach,
Und ſagte: Gnaͤdger Herr, ich fragt im Hechte nach;
Jhr Traum hat wahr geredt; Herr Raufbold iſt ge-
kommen,
Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg>
          <l>
            <pb facs="#f0136" n="72"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Renommi&#x017F;t.</hi> </fw>
          </l><lb/>
          <l>Sein Rohr aus Jndien ziert ein be&#x017F;ondrer Knopf,</l><lb/>
          <l>Aus Meißner Porcellan ein Frauenzimmerkopf;</l><lb/>
          <l>Der unbe&#x017F;eelte Thon &#x017F;prach in das Aug Entzu&#x0364;cken;</l><lb/>
          <l>Der Reiz war auf der Stirn, der Muthwill in den<lb/><hi rendition="#et">Blicken.</hi></l>
        </lg><lb/>
        <lg>
          <l>So &#x017F;tellte &#x017F;ich das Haupt von Leipzigs Stu-<lb/><hi rendition="#et">tzern dar.</hi></l><lb/>
          <l>Es rau&#x017F;chte We&#x017F;t und Rock, es duftete &#x017F;ein Haar,</l><lb/>
          <l>Und um ihn her goß &#x017F;ich, in &#x017F;u&#x0364;ßer Atmo&#x017F;pha&#x0364;re,</l><lb/>
          <l>Lavendel und Jesmin, der &#x017F;cho&#x0364;nen Welt zur Ehre.</l><lb/>
          <l>Ein ku&#x0364;hnes Entrechat trug ihn zum Spiegelglas,</l><lb/>
          <l>Wo er Toppee und Haar noch einmal klu&#x0364;gelnd maß;</l><lb/>
          <l>Doch ha&#x0364;tt ihn, da der Schmuck ihm allzu&#x017F;cho&#x0364;n ge-<lb/><hi rendition="#et">glu&#x0364;cket,</hi></l><lb/>
          <l>Beynah &#x017F;ein eignes Bild, wie den Narciß, entzu&#x0364;cket.</l><lb/>
          <l>Jndeß trat &#x017F;ein Lakay ins duftende Gemach,</l><lb/>
          <l>Und &#x017F;agte: Gna&#x0364;dger Herr, ich fragt im Hechte nach;</l><lb/>
          <l>Jhr Traum hat wahr geredt; Herr Raufbold i&#x017F;t ge-<lb/><hi rendition="#et">kommen,</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/></l>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[72/0136] Der Renommiſt. Sein Rohr aus Jndien ziert ein beſondrer Knopf, Aus Meißner Porcellan ein Frauenzimmerkopf; Der unbeſeelte Thon ſprach in das Aug Entzuͤcken; Der Reiz war auf der Stirn, der Muthwill in den Blicken. So ſtellte ſich das Haupt von Leipzigs Stu- tzern dar. Es rauſchte Weſt und Rock, es duftete ſein Haar, Und um ihn her goß ſich, in ſuͤßer Atmoſphaͤre, Lavendel und Jesmin, der ſchoͤnen Welt zur Ehre. Ein kuͤhnes Entrechat trug ihn zum Spiegelglas, Wo er Toppee und Haar noch einmal kluͤgelnd maß; Doch haͤtt ihn, da der Schmuck ihm allzuſchoͤn ge- gluͤcket, Beynah ſein eignes Bild, wie den Narciß, entzuͤcket. Jndeß trat ſein Lakay ins duftende Gemach, Und ſagte: Gnaͤdger Herr, ich fragt im Hechte nach; Jhr Traum hat wahr geredt; Herr Raufbold iſt ge- kommen, Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/136
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/136>, abgerufen am 28.11.2024.