Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763].Der Renommist. Pandur bedachte nun, mit innerlichem Grimme, Der Mode lockend Wort, und die Sirenenstimme. Er lehnet sich bestürzt auf einen Fidibus, Groß wie ein Weberbaum, und dreymal stampft sein Fuß. Wie? (sagt er ihm ins Ohr,) Held, laßt du dich ver- führen? Und soll dich das Geschwätz der albern Mode rühren? O Raufbold, sieh mich an! ich bin der Heldengeist, Der dich oft in der Flucht dem Schnurrenstock entreißt. Jch schreck an deiner Statt die wilden Häscherhaufen, Und steh dir treulich bey, im Zweykampf, und im Saufen. Jch bin dir nachgefolgt; ich bins, der vor der Stadt Dem flüchtigen Calmuck den Fuß gelähmet hat; Jch dachte dich dadurch von Leipzig abzuhalten. O hätt es mir geglückt! -- Doch laß mich weiter walten. Auch hier erwartet dich ein lorbernwerther Ruhm. Jst
Der Renommiſt. Pandur bedachte nun, mit innerlichem Grimme, Der Mode lockend Wort, und die Sirenenſtimme. Er lehnet ſich beſtuͤrzt auf einen Fidibus, Groß wie ein Weberbaum, und dreymal ſtampft ſein Fuß. Wie? (ſagt er ihm ins Ohr,) Held, laßt du dich ver- fuͤhren? Und ſoll dich das Geſchwaͤtz der albern Mode ruͤhren? O Raufbold, ſieh mich an! ich bin der Heldengeiſt, Der dich oft in der Flucht dem Schnurrenſtock entreißt. Jch ſchreck an deiner Statt die wilden Haͤſcherhaufen, Und ſteh dir treulich bey, im Zweykampf, und im Saufen. Jch bin dir nachgefolgt; ich bins, der vor der Stadt Dem fluͤchtigen Calmuck den Fuß gelaͤhmet hat; Jch dachte dich dadurch von Leipzig abzuhalten. O haͤtt es mir gegluͤckt! — Doch laß mich weiter walten. Auch hier erwartet dich ein lorbernwerther Ruhm. Jſt
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0116" n="52"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Renommiſt.</hi> </fw><lb/> <lg> <l>Pandur bedachte nun, mit innerlichem Grimme,</l><lb/> <l>Der Mode lockend Wort, und die Sirenenſtimme.</l><lb/> <l>Er lehnet ſich beſtuͤrzt auf einen Fidibus,</l><lb/> <l>Groß wie ein Weberbaum, und dreymal ſtampft ſein<lb/><hi rendition="#et">Fuß.</hi></l><lb/> <l>Wie? (ſagt er ihm ins Ohr,) Held, laßt du dich ver-<lb/><hi rendition="#et">fuͤhren?</hi></l><lb/> <l>Und ſoll dich das Geſchwaͤtz der albern Mode ruͤhren?</l><lb/> <l>O Raufbold, ſieh mich an! ich bin der Heldengeiſt,</l><lb/> <l>Der dich oft in der Flucht dem Schnurrenſtock entreißt.</l><lb/> <l>Jch ſchreck an deiner Statt die wilden Haͤſcherhaufen,</l><lb/> <l>Und ſteh dir treulich bey, im Zweykampf, und im Saufen.</l><lb/> <l>Jch bin dir nachgefolgt; ich bins, der vor der Stadt</l><lb/> <l>Dem fluͤchtigen Calmuck den Fuß gelaͤhmet hat;</l><lb/> <l>Jch dachte dich dadurch von Leipzig abzuhalten.</l><lb/> <l>O haͤtt es mir gegluͤckt! — Doch laß mich weiter<lb/><hi rendition="#et">walten.</hi></l><lb/> <l>Auch hier erwartet dich ein lorbernwerther Ruhm.<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Jſt</fw><lb/></l> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [52/0116]
Der Renommiſt.
Pandur bedachte nun, mit innerlichem Grimme,
Der Mode lockend Wort, und die Sirenenſtimme.
Er lehnet ſich beſtuͤrzt auf einen Fidibus,
Groß wie ein Weberbaum, und dreymal ſtampft ſein
Fuß.
Wie? (ſagt er ihm ins Ohr,) Held, laßt du dich ver-
fuͤhren?
Und ſoll dich das Geſchwaͤtz der albern Mode ruͤhren?
O Raufbold, ſieh mich an! ich bin der Heldengeiſt,
Der dich oft in der Flucht dem Schnurrenſtock entreißt.
Jch ſchreck an deiner Statt die wilden Haͤſcherhaufen,
Und ſteh dir treulich bey, im Zweykampf, und im Saufen.
Jch bin dir nachgefolgt; ich bins, der vor der Stadt
Dem fluͤchtigen Calmuck den Fuß gelaͤhmet hat;
Jch dachte dich dadurch von Leipzig abzuhalten.
O haͤtt es mir gegluͤckt! — Doch laß mich weiter
walten.
Auch hier erwartet dich ein lorbernwerther Ruhm.
Jſt
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |