Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763].
Sie sagts; die Mode steigt auf ihrem goldnen Wagen, Den Möpsgen durch die Luft nach Raufbolds Zimmer tragen. Ein großer Geisterschwarm, ein Complimentenheer, Setzt sich um sie herum, und macht den Wagen schwer. Sie werden, wenn der Mund der Menschen sie ver- handelt, Schnell in der obern Luft in Geisterchen verwandelt. Verschiedner Mund ist treu, man darf den Worten traun. Die Höflichkeit half sie mit zarter Hand erbaun, Vom Umgang lernten sie sich zu den Städten wenden, Und
Sie ſagts; die Mode ſteigt auf ihrem goldnen Wagen, Den Moͤpsgen durch die Luft nach Raufbolds Zimmer tragen. Ein großer Geiſterſchwarm, ein Complimentenheer, Setzt ſich um ſie herum, und macht den Wagen ſchwer. Sie werden, wenn der Mund der Menſchen ſie ver- handelt, Schnell in der obern Luft in Geiſterchen verwandelt. Verſchiedner Mund iſt treu, man darf den Worten traun. Die Hoͤflichkeit half ſie mit zarter Hand erbaun, Vom Umgang lernten ſie ſich zu den Staͤdten wenden, Und
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Der Renommiſt.
Des Goldes alte Kraft, der Treſſen Wunderſchein
Muͤßt auf ein junges Herz ganz ohne Wirkung ſeyn;
Wenn dieſer Renommiſt uns widerſtehen wollte,
Und nicht auch, wie Sylvan, ein Stutzer werden ſollte.
Erſchein ihm, red ihm zu, eil in den blauen Hecht;
Und Raufbold werde bald ein ſuͤßer Jungfernknecht.
Sie ſagts; die Mode ſteigt auf ihrem goldnen
Wagen,
Den Moͤpsgen durch die Luft nach Raufbolds Zimmer
tragen.
Ein großer Geiſterſchwarm, ein Complimentenheer,
Setzt ſich um ſie herum, und macht den Wagen ſchwer.
Sie werden, wenn der Mund der Menſchen ſie ver-
handelt,
Schnell in der obern Luft in Geiſterchen verwandelt.
Verſchiedner Mund iſt treu, man darf den Worten
traun.
Die Hoͤflichkeit half ſie mit zarter Hand erbaun,
Vom Umgang lernten ſie ſich zu den Staͤdten wenden,
Und
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