Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.Von den Naturerscheinungen und Naturgesetzen im Allgemeinen. dass wir nur eine bestimmte Schnittfläche aus der ganzen schwingen-den Masse in's Auge fassten. 34 Vorkommen der Longitudinal- schwingungen. Longitudinalschwingungen oder Verdünnungs- und Verdichtungs- 35 Transversal- schwingungen. Wir haben bisher bloss den Fall in's Auge gefasst, in welchem [Abbildung]
Fig. 13. nun aber die gegenseitige Lage solchergeradlinig aneinander gereihter Punkte auch dadurch verändert werden, dass ei- nige derselben einen momentanen Stoss in der auf ihrer Verbindungslinie senk- rechten Richtung erfahren. Nehmen wir an, der Punkt a (Fig. 13 A) werde durch einen solchen Stoss nach abwärts be- wegt, so dass er in die in B bezeichnete Lage kommt, so muss hierdurch auch das Gleichgewicht der ihm benachbarten Punkte gestört werden. Denn die Distanz a b ist in Folge dieser Bewegung grösser geworden, es kann daher nicht mehr Gleichgewicht der Anziehungs- und Ab- stossungskräfte zwischen a und b bestehen, sondern es müssen die An- Von den Naturerscheinungen und Naturgesetzen im Allgemeinen. dass wir nur eine bestimmte Schnittfläche aus der ganzen schwingen-den Masse in’s Auge fassten. 34 Vorkommen der Longitudinal- schwingungen. Longitudinalschwingungen oder Verdünnungs- und Verdichtungs- 35 Transversal- schwingungen. Wir haben bisher bloss den Fall in’s Auge gefasst, in welchem [Abbildung]
Fig. 13. nun aber die gegenseitige Lage solchergeradlinig aneinander gereihter Punkte auch dadurch verändert werden, dass ei- nige derselben einen momentanen Stoss in der auf ihrer Verbindungslinie senk- rechten Richtung erfahren. Nehmen wir an, der Punkt a (Fig. 13 A) werde durch einen solchen Stoss nach abwärts be- wegt, so dass er in die in B bezeichnete Lage kommt, so muss hierdurch auch das Gleichgewicht der ihm benachbarten Punkte gestört werden. Denn die Distanz a b ist in Folge dieser Bewegung grösser geworden, es kann daher nicht mehr Gleichgewicht der Anziehungs- und Ab- stossungskräfte zwischen a und b bestehen, sondern es müssen die An- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0068" n="46"/><fw place="top" type="header">Von den Naturerscheinungen und Naturgesetzen im Allgemeinen.</fw><lb/> dass wir nur eine bestimmte Schnittfläche aus der ganzen schwingen-<lb/> den Masse in’s Auge fassten.</p><lb/> <note place="left">34<lb/> Vorkommen der<lb/> Longitudinal-<lb/> schwingungen.</note> <p>Longitudinalschwingungen oder Verdünnungs- und Verdichtungs-<lb/> wellen können in festen, flüssigen und gasförmigen Körpern vorkom-<lb/> men. So kann man z. B. einen Metall- oder Glasstab in Longitudinal-<lb/> schwingungen versetzen, wenn man einen momentanen Druck oder<lb/> Zug auf denselben ausübt. Ebenso geräth eine in ein Gefäss herme-<lb/> tisch eingeschlossene Flüssigkeits- oder Luftmenge in Longitudinal-<lb/> schwingungen, wenn man, etwa durch eine an dem Gefäss befindliche<lb/> Kolbenstange, einen momentanen Druck auf die tropfbare oder elasti-<lb/> sche Flüssigkeit anwendet. In beiden Fällen ist die Stärke der ein-<lb/> tretenden Verdichtung, die Wellenhöhe, abhängig von der Stärke des<lb/> Drucks, den man ausgeübt hat, während die Wellenlänge und die Ge-<lb/> schwindigkeit, mit der die Welle sich fortpflanzt, bloss von den elasti-<lb/> schen Kräften der Theilchen des in Schwingung versetzten Körpers<lb/> abhängen. Noch näher auf die Bedeutung dieses Unterschieds zwischen<lb/> Wellenhöhe und Wellenlänge werden wir in der Lehre vom Schall ein-<lb/> zugehen haben, welche zum grossen Theil nur Anwendungen der hier<lb/> erörterten allgemeinen Gesetze der Longitudinalschwingungen darbietet.</p><lb/> <note place="left">35<lb/> Transversal-<lb/> schwingungen.</note> <p>Wir haben bisher bloss den Fall in’s Auge gefasst, in welchem<lb/> ein Aggregat materieller Punkte dadurch in Schwingungsbewegungen<lb/> versetzt wird, dass einige jener Punkte plötzlich in der Richtung ihrer<lb/> Verbindungslinie einander genähert oder von einander entfernt werden.<lb/> Es ergab sich, dass in diesem Fall auch die Schwingungen der Punkte<lb/> in der nämlichen Richtung erfolgen, und gerade aus diesem Grunde<lb/> wurden dieselben als Longitudinalschwingungen bezeichnet. Es kann<lb/><figure><head>Fig. 13.</head></figure><lb/> nun aber die gegenseitige Lage solcher<lb/> geradlinig aneinander gereihter Punkte<lb/> auch dadurch verändert werden, dass ei-<lb/> nige derselben einen momentanen Stoss<lb/> in der auf ihrer Verbindungslinie senk-<lb/> rechten Richtung erfahren. Nehmen wir<lb/> an, der Punkt a (Fig. 13 A) werde durch<lb/> einen solchen Stoss nach abwärts be-<lb/> wegt, so dass er in die in B bezeichnete<lb/> Lage kommt, so muss hierdurch auch<lb/> das Gleichgewicht der ihm benachbarten<lb/> Punkte gestört werden. Denn die Distanz<lb/> a b ist in Folge dieser Bewegung grösser<lb/> geworden, es kann daher nicht mehr<lb/> Gleichgewicht der Anziehungs- und Ab-<lb/> stossungskräfte zwischen a und b bestehen, sondern es müssen die An-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [46/0068]
Von den Naturerscheinungen und Naturgesetzen im Allgemeinen.
dass wir nur eine bestimmte Schnittfläche aus der ganzen schwingen-
den Masse in’s Auge fassten.
Longitudinalschwingungen oder Verdünnungs- und Verdichtungs-
wellen können in festen, flüssigen und gasförmigen Körpern vorkom-
men. So kann man z. B. einen Metall- oder Glasstab in Longitudinal-
schwingungen versetzen, wenn man einen momentanen Druck oder
Zug auf denselben ausübt. Ebenso geräth eine in ein Gefäss herme-
tisch eingeschlossene Flüssigkeits- oder Luftmenge in Longitudinal-
schwingungen, wenn man, etwa durch eine an dem Gefäss befindliche
Kolbenstange, einen momentanen Druck auf die tropfbare oder elasti-
sche Flüssigkeit anwendet. In beiden Fällen ist die Stärke der ein-
tretenden Verdichtung, die Wellenhöhe, abhängig von der Stärke des
Drucks, den man ausgeübt hat, während die Wellenlänge und die Ge-
schwindigkeit, mit der die Welle sich fortpflanzt, bloss von den elasti-
schen Kräften der Theilchen des in Schwingung versetzten Körpers
abhängen. Noch näher auf die Bedeutung dieses Unterschieds zwischen
Wellenhöhe und Wellenlänge werden wir in der Lehre vom Schall ein-
zugehen haben, welche zum grossen Theil nur Anwendungen der hier
erörterten allgemeinen Gesetze der Longitudinalschwingungen darbietet.
Wir haben bisher bloss den Fall in’s Auge gefasst, in welchem
ein Aggregat materieller Punkte dadurch in Schwingungsbewegungen
versetzt wird, dass einige jener Punkte plötzlich in der Richtung ihrer
Verbindungslinie einander genähert oder von einander entfernt werden.
Es ergab sich, dass in diesem Fall auch die Schwingungen der Punkte
in der nämlichen Richtung erfolgen, und gerade aus diesem Grunde
wurden dieselben als Longitudinalschwingungen bezeichnet. Es kann
[Abbildung Fig. 13.]
nun aber die gegenseitige Lage solcher
geradlinig aneinander gereihter Punkte
auch dadurch verändert werden, dass ei-
nige derselben einen momentanen Stoss
in der auf ihrer Verbindungslinie senk-
rechten Richtung erfahren. Nehmen wir
an, der Punkt a (Fig. 13 A) werde durch
einen solchen Stoss nach abwärts be-
wegt, so dass er in die in B bezeichnete
Lage kommt, so muss hierdurch auch
das Gleichgewicht der ihm benachbarten
Punkte gestört werden. Denn die Distanz
a b ist in Folge dieser Bewegung grösser
geworden, es kann daher nicht mehr
Gleichgewicht der Anziehungs- und Ab-
stossungskräfte zwischen a und b bestehen, sondern es müssen die An-
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