Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.Induction. den durchsichtigen Körper in eine vom Strom durchflossene Spirale bringt. DieGrösse der Drehung ist ausser von der Stärke des Stroms sehr von der Natur des durchsichtigen Mediums abhängig. Hieraus ergiebt sich, dass die Erscheinung nicht bloss durch die Einwirkung des Stroms auf den schwingenden Aether, sondern we- sentlich auch durch seine Einwirkung auf die Molecüle des Mediums bedingt ist. Neuntes Capitel. Induction. Stellt man nahe bei einander zwei mit übersponnenem Draht um-344 [Abbildung]
Fig. 241. ihrer anfänglichen Gleichgewichtslage zurück, und während die Kettegeschlossen bleibt, ist in B kein Strom vorhanden. Oeffnet man dage- gen die Kette, so entsteht in B wieder ein kurz dauernder Strom, der nun die nämliche Richtung hat wie der in A verschwundene. Der- selbe Effect wie bei der Schliessung und Oeffnung des Stroms wird erhalten, wenn man den Leiter B dem Leiter A, in welchem der Strom fliesst, rasch nähert und dann ihn wieder rasch von demselben ent- fernt: bei der Annäherung entsteht ein kurz dauernder Strom gleicher Richtung, bei der Entfernung ein kurz dauernder Strom entgegenge- setzter Richtung. In allen diesen Fällen nennt man den Strom im Lei- ter A den inducirenden, den kurz dauernden Strom im Leiter B den inducirten. Der inducirte Strom wächst bei gleich bleibender Stromstärke mit der Annäherung des Leiters A an den Leiter B, und er ist am stärksten, wenn man die Rolle A unmittelbar in den Hohl- raum der Rolle B bringt. 34 *
Induction. den durchsichtigen Körper in eine vom Strom durchflossene Spirale bringt. DieGrösse der Drehung ist ausser von der Stärke des Stroms sehr von der Natur des durchsichtigen Mediums abhängig. Hieraus ergiebt sich, dass die Erscheinung nicht bloss durch die Einwirkung des Stroms auf den schwingenden Aether, sondern we- sentlich auch durch seine Einwirkung auf die Molecüle des Mediums bedingt ist. Neuntes Capitel. Induction. Stellt man nahe bei einander zwei mit übersponnenem Draht um-344 [Abbildung]
Fig. 241. ihrer anfänglichen Gleichgewichtslage zurück, und während die Kettegeschlossen bleibt, ist in B kein Strom vorhanden. Oeffnet man dage- gen die Kette, so entsteht in B wieder ein kurz dauernder Strom, der nun die nämliche Richtung hat wie der in A verschwundene. Der- selbe Effect wie bei der Schliessung und Oeffnung des Stroms wird erhalten, wenn man den Leiter B dem Leiter A, in welchem der Strom fliesst, rasch nähert und dann ihn wieder rasch von demselben ent- fernt: bei der Annäherung entsteht ein kurz dauernder Strom gleicher Richtung, bei der Entfernung ein kurz dauernder Strom entgegenge- setzter Richtung. In allen diesen Fällen nennt man den Strom im Lei- ter A den inducirenden, den kurz dauernden Strom im Leiter B den inducirten. Der inducirte Strom wächst bei gleich bleibender Stromstärke mit der Annäherung des Leiters A an den Leiter B, und er ist am stärksten, wenn man die Rolle A unmittelbar in den Hohl- raum der Rolle B bringt. 34 *
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Induction.
den durchsichtigen Körper in eine vom Strom durchflossene Spirale bringt. Die
Grösse der Drehung ist ausser von der Stärke des Stroms sehr von der Natur des
durchsichtigen Mediums abhängig. Hieraus ergiebt sich, dass die Erscheinung nicht
bloss durch die Einwirkung des Stroms auf den schwingenden Aether, sondern we-
sentlich auch durch seine Einwirkung auf die Molecüle des Mediums bedingt ist.
Neuntes Capitel.
Induction.
Stellt man nahe bei einander zwei mit übersponnenem Draht um-
wickelte Rollen A und B (Fig. 241) auf, und setzt man die Draht-
enden der Rolle A mit einer constanten Kette, die Drahtenden der
Rolle B mit dem Multiplicator in Verbindung, so entsteht in dem Mo-
ment, in welchem der Stromeskreis in A geschlossen wird, in dem
Leiter B ein Strom, der sich durch einen plötzlichen Ausschlag der
Magnetnadel des Multiplicators zu erkennen giebt, und der eine dem
Strome in A entgegengesetzte Richtung hat. Dieser bei der Schlies-
sung des Leiters A in B entstehende Strom ist von sehr kurzer Dauer,
die Magnetnadel kehrt daher nach wenigen Schwingungen wieder zu
[Abbildung Fig. 241.]
ihrer anfänglichen Gleichgewichtslage zurück, und während die Kette
geschlossen bleibt, ist in B kein Strom vorhanden. Oeffnet man dage-
gen die Kette, so entsteht in B wieder ein kurz dauernder Strom,
der nun die nämliche Richtung hat wie der in A verschwundene. Der-
selbe Effect wie bei der Schliessung und Oeffnung des Stroms wird
erhalten, wenn man den Leiter B dem Leiter A, in welchem der Strom
fliesst, rasch nähert und dann ihn wieder rasch von demselben ent-
fernt: bei der Annäherung entsteht ein kurz dauernder Strom gleicher
Richtung, bei der Entfernung ein kurz dauernder Strom entgegenge-
setzter Richtung. In allen diesen Fällen nennt man den Strom im Lei-
ter A den inducirenden, den kurz dauernden Strom im Leiter B
den inducirten. Der inducirte Strom wächst bei gleich bleibender
Stromstärke mit der Annäherung des Leiters A an den Leiter B, und
er ist am stärksten, wenn man die Rolle A unmittelbar in den Hohl-
raum der Rolle B bringt.
344
Elektrische In-
duction. Allge-
meines Induc-
tionsgesetz.
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