Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.Polarisation des Lichtes. der in das Parallelepiped A B C D (Fig. 161) eintritt, wird zuerst an[Abbildung]
Fig. 161. der Fläche A B, dann an der Fläche C Dunter 45° reflectirt; beträgt nun die Verzö- gerung bei A B 1/8 Wellenlänge und bei c d 1/8 Wellenlänge, so ist der austretende Strahl c d circular polarisirt. Ein solcher circular po- larisirter Strahl geht nun durch eine Turmalin- platte, welche Richtung man derselben auch geben möge, immer mit gleicher Helligkeit hin- durch, so dass in dieser Beziehung circular polarisirtes und gewöhnliches Licht nicht zu unterscheiden sind. Lässt man aber den Strahl c d durch ein zweites Parallelepiped in derselben Weise hindurchtreten, so beträgt in diesem die Verzögerung des einen Strahls gegen den andern wieder 1/4 Wellenlänge. Das durch das zweite Parallelepided getretene Licht ist daher wieder geradlinig polarisirt. Ebenso unterscheidet sich das circular polarisirte vom gewöhnlichen Lichte dadurch, dass, wenn man zwei circular polarisirte Strahlen von entgegengesetzter Drehungsrich- tung interferiren lässt, hieraus geradlinig polarisirtes Licht hervorgeht. Denn man denke sich die im Sinn der Pfeile geschehenden circularen Schwingungen in A und B (Fig. 162) wieder nach den zwei zu einan- [Abbildung]
Fig. 162. der rechtwinkligen Componenten zerlegt, so werden die Componentena b und a' b' sich aufheben, während die gleichsinnigen Componenten c d und c' d' sich verstärken: die resultirenden Schwingungen werden daher wirklich in der Richtung c d erfolgen. Einundzwanzigstes Capitel. Doppelbrechung in ein- und zweiaxigen Krystallen. Wie ein Lichtstrahl durch gleichzeitige Reflexion und Brechung219 Polarisation des Lichtes. der in das Parallelepiped A B C D (Fig. 161) eintritt, wird zuerst an[Abbildung]
Fig. 161. der Fläche A B, dann an der Fläche C Dunter 45° reflectirt; beträgt nun die Verzö- gerung bei A B ⅛ Wellenlänge und bei c d ⅛ Wellenlänge, so ist der austretende Strahl c d circular polarisirt. Ein solcher circular po- larisirter Strahl geht nun durch eine Turmalin- platte, welche Richtung man derselben auch geben möge, immer mit gleicher Helligkeit hin- durch, so dass in dieser Beziehung circular polarisirtes und gewöhnliches Licht nicht zu unterscheiden sind. Lässt man aber den Strahl c d durch ein zweites Parallelepiped in derselben Weise hindurchtreten, so beträgt in diesem die Verzögerung des einen Strahls gegen den andern wieder ¼ Wellenlänge. Das durch das zweite Parallelepided getretene Licht ist daher wieder geradlinig polarisirt. Ebenso unterscheidet sich das circular polarisirte vom gewöhnlichen Lichte dadurch, dass, wenn man zwei circular polarisirte Strahlen von entgegengesetzter Drehungsrich- tung interferiren lässt, hieraus geradlinig polarisirtes Licht hervorgeht. Denn man denke sich die im Sinn der Pfeile geschehenden circularen Schwingungen in A und B (Fig. 162) wieder nach den zwei zu einan- [Abbildung]
Fig. 162. der rechtwinkligen Componenten zerlegt, so werden die Componentena b und a' b' sich aufheben, während die gleichsinnigen Componenten c d und c' d' sich verstärken: die resultirenden Schwingungen werden daher wirklich in der Richtung c d erfolgen. Einundzwanzigstes Capitel. Doppelbrechung in ein- und zweiaxigen Krystallen. Wie ein Lichtstrahl durch gleichzeitige Reflexion und Brechung219 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0351" n="329"/><fw place="top" type="header">Polarisation des Lichtes.</fw><lb/> der in das Parallelepiped A B C D (Fig. 161) eintritt, wird zuerst an<lb/><figure><head>Fig. 161.</head></figure><lb/> der Fläche A B, dann an der Fläche C D<lb/> unter 45° reflectirt; beträgt nun die Verzö-<lb/> gerung bei A B ⅛ Wellenlänge und bei c d<lb/> ⅛ Wellenlänge, so ist der austretende Strahl<lb/> c d circular polarisirt. Ein solcher circular po-<lb/> larisirter Strahl geht nun durch eine Turmalin-<lb/> platte, welche Richtung man derselben auch<lb/> geben möge, immer mit gleicher Helligkeit hin-<lb/> durch, so dass in dieser Beziehung circular<lb/> polarisirtes und gewöhnliches Licht nicht zu<lb/> unterscheiden sind. Lässt man aber den<lb/> Strahl c d durch ein zweites Parallelepiped in<lb/> derselben Weise hindurchtreten, so beträgt in<lb/> diesem die Verzögerung des einen Strahls gegen den andern wieder<lb/> ¼ Wellenlänge. Das durch das zweite Parallelepided getretene Licht<lb/> ist daher wieder geradlinig polarisirt. Ebenso unterscheidet sich das<lb/> circular polarisirte vom gewöhnlichen Lichte dadurch, dass, wenn man<lb/> zwei circular polarisirte Strahlen von entgegengesetzter Drehungsrich-<lb/> tung interferiren lässt, hieraus geradlinig polarisirtes Licht hervorgeht.<lb/> Denn man denke sich die im Sinn der Pfeile geschehenden circularen<lb/> Schwingungen in A und B (Fig. 162) wieder nach den zwei zu einan-<lb/><figure><head>Fig. 162.</head></figure><lb/> der rechtwinkligen Componenten zerlegt, so werden die Componenten<lb/> a b und a' b' sich aufheben, während die gleichsinnigen Componenten<lb/> c d und c' d' sich verstärken: die resultirenden Schwingungen werden<lb/> daher wirklich in der Richtung c d erfolgen.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head><hi rendition="#g">Einundzwanzigstes Capitel</hi>.<lb/> Doppelbrechung in ein- und zweiaxigen Krystallen.</head><lb/> <p>Wie ein Lichtstrahl durch gleichzeitige Reflexion und Brechung<note place="right">219<lb/> Doppelbrechung<lb/> im Kalkspath.</note><lb/> in zwei senkrecht zu einander polarisirte Strahlen zerlegt werden<lb/> kann, so kann diese Zerlegung auch bei der blossen Brechung des<lb/> Lichtes stattfinden. Bedingung hierzu ist, dass der Aether in der<lb/> brechenden Substanz nach verschiedenen Richtungen von verschiede-<lb/> ner Elasticität sei. Die zwei senkrecht zu einander polarisirten Strah-<lb/> len besitzen dann verschiedene Brechungswinkel: ein Strahl gewöhn-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [329/0351]
Polarisation des Lichtes.
der in das Parallelepiped A B C D (Fig. 161) eintritt, wird zuerst an
[Abbildung Fig. 161.]
der Fläche A B, dann an der Fläche C D
unter 45° reflectirt; beträgt nun die Verzö-
gerung bei A B ⅛ Wellenlänge und bei c d
⅛ Wellenlänge, so ist der austretende Strahl
c d circular polarisirt. Ein solcher circular po-
larisirter Strahl geht nun durch eine Turmalin-
platte, welche Richtung man derselben auch
geben möge, immer mit gleicher Helligkeit hin-
durch, so dass in dieser Beziehung circular
polarisirtes und gewöhnliches Licht nicht zu
unterscheiden sind. Lässt man aber den
Strahl c d durch ein zweites Parallelepiped in
derselben Weise hindurchtreten, so beträgt in
diesem die Verzögerung des einen Strahls gegen den andern wieder
¼ Wellenlänge. Das durch das zweite Parallelepided getretene Licht
ist daher wieder geradlinig polarisirt. Ebenso unterscheidet sich das
circular polarisirte vom gewöhnlichen Lichte dadurch, dass, wenn man
zwei circular polarisirte Strahlen von entgegengesetzter Drehungsrich-
tung interferiren lässt, hieraus geradlinig polarisirtes Licht hervorgeht.
Denn man denke sich die im Sinn der Pfeile geschehenden circularen
Schwingungen in A und B (Fig. 162) wieder nach den zwei zu einan-
[Abbildung Fig. 162.]
der rechtwinkligen Componenten zerlegt, so werden die Componenten
a b und a' b' sich aufheben, während die gleichsinnigen Componenten
c d und c' d' sich verstärken: die resultirenden Schwingungen werden
daher wirklich in der Richtung c d erfolgen.
Einundzwanzigstes Capitel.
Doppelbrechung in ein- und zweiaxigen Krystallen.
Wie ein Lichtstrahl durch gleichzeitige Reflexion und Brechung
in zwei senkrecht zu einander polarisirte Strahlen zerlegt werden
kann, so kann diese Zerlegung auch bei der blossen Brechung des
Lichtes stattfinden. Bedingung hierzu ist, dass der Aether in der
brechenden Substanz nach verschiedenen Richtungen von verschiede-
ner Elasticität sei. Die zwei senkrecht zu einander polarisirten Strah-
len besitzen dann verschiedene Brechungswinkel: ein Strahl gewöhn-
219
Doppelbrechung
im Kalkspath.
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Zitationshilfe: | Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/351>, abgerufen am 16.07.2024. |