so dass sehr wohl zunächst Theile derselben in Mitschwingungen ge- rathen können, die dann erst das ganze Molecül in Schwingung ver- setzen, welches nun, ähnlich wie eine angeschlagene Saite, seine Ei- genschwingungen vollführt und auf den umgebenden Aether überträgt.
177 Phosphorescenz. Leuchtende Thiere.
Eine minder erforschte Erscheinung ist die Phosphorescenz. Man versteht darunter die Eigenschaft gewisser Substanzen, noch eine längere Zeit nachdem sie vom Licht bestrahlt worden sind im Dun- keln zu leuchten. Zu den phosphorescirenden Substanzen gehören namentlich Diamant, Kalkspath, eine Sorte Flussspath, die unter dem Namen Chlorophan bekannt ist, in geringerem Grade ferner Strontian, Baryt, die meisten Kalksalze. Auch hier sind es vorzüglich die Strahlen von grösserer Brechbarkeit, welche das Phänomen hervor- rufen. Man muss dasselbe wohl auch auf eine Uebertragung der Aetherschwingungen auf die Molecüle zurückführen und annehmen, dass die Molecüle der phosphorescirenden Substanzen die Neigung besitzen längere Zeit fortzuschwingen.
Es giebt noch eine Reihe von Lichterscheinungen, die man eben- falls gewöhnlich als Phosphorescenz bezeichnet, die aber jedenfalls andern Ursprungs sind als die eben betrachteten. Hierher gehört das Leuchten faulenden Holzes, die Lichtentwicklung gewisser Insekten (der Lampyriden, einiger Tausendfüsser), namentlich aber zahlreicher Seethiere. Unter den letzteren sind es besonders die Quallen, ausser- dem viele Mollusken, Polypen, Infusorien, Würmer u. a., welche die wunderbare Erscheinung des Meerleuchtens hervorrufen. Bei den meisten dieser Thiere sind es schleimartige Hautabsonderungen, welche die Lichtentwicklung zeigen, bei andern, wie den Lampyriden, befin- det sich der leuchtende Körper als eine fettähnliche, phosphorhaltige Substanz in einem besondern Organ eingeschlossen. Offenbar beglei- tet in allen diesen Fällen die Lichtentwicklung bestimmte chemische Zersetzungen, noch ist aber weder die Natur der letzteren noch ihr Zusammenhang mit der Lichtentwicklung genügend aufgeklärt.
V. Von den wichtigsten optischen Instrumenten.
Vierzehntes Capitel. Das Auge.
178 Das schemati- sche Auge und seine optischen Constanten. Verhältniss der beiden Brenn- weiten.
In der physikalischen und physiologischen Optik sowie für manch- fache Zwecke der practischen Heilkunde werden verschiedene Instru- mente gebraucht, welche auf Anwendungen der bisher erörterten opti- schen Lehren beruhen. Dasjenige optische Werkzeug, das hier voran- gestellt werden muss, ist das Auge. Die andern optischen Instrumente
Von dem Lichte.
so dass sehr wohl zunächst Theile derselben in Mitschwingungen ge- rathen können, die dann erst das ganze Molecül in Schwingung ver- setzen, welches nun, ähnlich wie eine angeschlagene Saite, seine Ei- genschwingungen vollführt und auf den umgebenden Aether überträgt.
177 Phosphorescenz. Leuchtende Thiere.
Eine minder erforschte Erscheinung ist die Phosphorescenz. Man versteht darunter die Eigenschaft gewisser Substanzen, noch eine längere Zeit nachdem sie vom Licht bestrahlt worden sind im Dun- keln zu leuchten. Zu den phosphorescirenden Substanzen gehören namentlich Diamant, Kalkspath, eine Sorte Flussspath, die unter dem Namen Chlorophan bekannt ist, in geringerem Grade ferner Strontian, Baryt, die meisten Kalksalze. Auch hier sind es vorzüglich die Strahlen von grösserer Brechbarkeit, welche das Phänomen hervor- rufen. Man muss dasselbe wohl auch auf eine Uebertragung der Aetherschwingungen auf die Molecüle zurückführen und annehmen, dass die Molecüle der phosphorescirenden Substanzen die Neigung besitzen längere Zeit fortzuschwingen.
Es giebt noch eine Reihe von Lichterscheinungen, die man eben- falls gewöhnlich als Phosphorescenz bezeichnet, die aber jedenfalls andern Ursprungs sind als die eben betrachteten. Hierher gehört das Leuchten faulenden Holzes, die Lichtentwicklung gewisser Insekten (der Lampyriden, einiger Tausendfüsser), namentlich aber zahlreicher Seethiere. Unter den letzteren sind es besonders die Quallen, ausser- dem viele Mollusken, Polypen, Infusorien, Würmer u. a., welche die wunderbare Erscheinung des Meerleuchtens hervorrufen. Bei den meisten dieser Thiere sind es schleimartige Hautabsonderungen, welche die Lichtentwicklung zeigen, bei andern, wie den Lampyriden, befin- det sich der leuchtende Körper als eine fettähnliche, phosphorhaltige Substanz in einem besondern Organ eingeschlossen. Offenbar beglei- tet in allen diesen Fällen die Lichtentwicklung bestimmte chemische Zersetzungen, noch ist aber weder die Natur der letzteren noch ihr Zusammenhang mit der Lichtentwicklung genügend aufgeklärt.
V. Von den wichtigsten optischen Instrumenten.
Vierzehntes Capitel. Das Auge.
178 Das schemati- sche Auge und seine optischen Constanten. Verhältniss der beiden Brenn- weiten.
In der physikalischen und physiologischen Optik sowie für manch- fache Zwecke der practischen Heilkunde werden verschiedene Instru- mente gebraucht, welche auf Anwendungen der bisher erörterten opti- schen Lehren beruhen. Dasjenige optische Werkzeug, das hier voran- gestellt werden muss, ist das Auge. Die andern optischen Instrumente
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Von dem Lichte.
so dass sehr wohl zunächst Theile derselben in Mitschwingungen ge-
rathen können, die dann erst das ganze Molecül in Schwingung ver-
setzen, welches nun, ähnlich wie eine angeschlagene Saite, seine Ei-
genschwingungen vollführt und auf den umgebenden Aether überträgt.
Eine minder erforschte Erscheinung ist die Phosphorescenz.
Man versteht darunter die Eigenschaft gewisser Substanzen, noch eine
längere Zeit nachdem sie vom Licht bestrahlt worden sind im Dun-
keln zu leuchten. Zu den phosphorescirenden Substanzen gehören
namentlich Diamant, Kalkspath, eine Sorte Flussspath, die unter dem
Namen Chlorophan bekannt ist, in geringerem Grade ferner Strontian,
Baryt, die meisten Kalksalze. Auch hier sind es vorzüglich die
Strahlen von grösserer Brechbarkeit, welche das Phänomen hervor-
rufen. Man muss dasselbe wohl auch auf eine Uebertragung der
Aetherschwingungen auf die Molecüle zurückführen und annehmen,
dass die Molecüle der phosphorescirenden Substanzen die Neigung
besitzen längere Zeit fortzuschwingen.
Es giebt noch eine Reihe von Lichterscheinungen, die man eben-
falls gewöhnlich als Phosphorescenz bezeichnet, die aber jedenfalls
andern Ursprungs sind als die eben betrachteten. Hierher gehört das
Leuchten faulenden Holzes, die Lichtentwicklung gewisser Insekten
(der Lampyriden, einiger Tausendfüsser), namentlich aber zahlreicher
Seethiere. Unter den letzteren sind es besonders die Quallen, ausser-
dem viele Mollusken, Polypen, Infusorien, Würmer u. a., welche die
wunderbare Erscheinung des Meerleuchtens hervorrufen. Bei den
meisten dieser Thiere sind es schleimartige Hautabsonderungen, welche
die Lichtentwicklung zeigen, bei andern, wie den Lampyriden, befin-
det sich der leuchtende Körper als eine fettähnliche, phosphorhaltige
Substanz in einem besondern Organ eingeschlossen. Offenbar beglei-
tet in allen diesen Fällen die Lichtentwicklung bestimmte chemische
Zersetzungen, noch ist aber weder die Natur der letzteren noch ihr
Zusammenhang mit der Lichtentwicklung genügend aufgeklärt.
V. Von den wichtigsten optischen Instrumenten.
Vierzehntes Capitel.
Das Auge.
In der physikalischen und physiologischen Optik sowie für manch-
fache Zwecke der practischen Heilkunde werden verschiedene Instru-
mente gebraucht, welche auf Anwendungen der bisher erörterten opti-
schen Lehren beruhen. Dasjenige optische Werkzeug, das hier voran-
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Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/286>, abgerufen am 19.11.2024.
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