welche der auffallende und gebrochene Strahl mit dem Einfallsloth s t bilden. Der Brechungsexponent
[Formel 1]
wird in der Optik der Kürze halber gewöhnlich mit dem Buchstaben n bezeichnet. Da sich das Licht, wie wir in §. 130 gesehen haben, in dichteren Medien lang- samer fortpflanzt, so werden die Lichtstrahlen beim Uebergang aus einem dünneren in ein dichteres Medium dem Einfallsloth genähert, beim Uebergang aus einem dichteren in ein dünneres Medium vom Einfallsloth entfernt; im ersten Fall ist der Brechungsexponent n grösser, im zweiten Fall ist er kleiner als die Einheit.
Bei der Wichtigkeit, die das Brechungsgesetz für die Lehre vom Licht besitzt, wollen wir den einfachen Beweis desselben hier anfügen. Man nehme zu diesem Zweck die Fig. 24 auf S. 58 zur Hand. Es verhält sich dort v : v' = a c : b d. Ferner ist a b c = s n m = a und b c d = t n o = b, daher auch
[Formel 2]
= sin. a und
[Formel 3]
= sin. b, folglich a c : b d = sin. a : sin. b oder
[Formel 4]
.
Nach den in §. 144 u. 163 zu erörternden Methoden sind die Werthe des Bre- chungsexponenten n für feste, flüssige und gasförmige Körper bestimmt worden. Man hat so gefunden, dass die dichteren Flüssigkeiten stets ein stärkeres Brechungsvermö- gen als die weniger dichten besitzen. Bei einer und derselben Flüssigkeit nimmt da- her auch mit steigender Temperatur der Brechungsexponent ab. Die Brechungsexpo- nonenten der Gase sind direct ihren Dichten proportional. In einen je kleineren Raum man ein Gas zusammenpresst, um so grösser wird daher sein Brechungsvermögen. Aus der Brechung, die das Licht erfährt, wenn es aus Luft, die unter gewöhnlichem Atmosphärendruck steht, in Luft unter höherem Druck übergeht, kann man unter Zu- grundlegung jenes Gesetzes den Brechungsexponenten der Luft in Bezug auf den luft- leeren Raum berechnen. Diesen absoluten Brechungsexponenten der atmosphärischen Luft bei dem gewöhnlichen Druck von 760 mm. Quecksilber hat man = 1,000294 gefunden. In den meisten Fällen wird unter n der relative Brechungsexponent der verschiedenen durchsichtigen Substanzen in Bezug auf die Luft verstanden. Daraus lässt sich der absolute Brechungsexponent eines beliebigen Körpers leicht bestimmen. Denn bezeichnet n' den absoluten Brechungsexponenten der Luft, so bedeutet dies, nach der oben aufgestellten Beziehung zwischen n und v, dass im luftleeren Raum die Lichtgeschwindigkeit n'-mal grösser als in der Luft ist. Setzt man die Lichtge- schwindigkeit im luftleeren Raum = 1, so ist sie demnach in der Luft =
[Formel 5]
. Eben- so ist dieselbe im Wasser =
[Formel 6]
, wenn n" den absoluten Brechungsexponenten des Wassers bedeutet. Die Geschwindigkeit des Lichtes in Luft und Wasser verhält sich daher wie
[Formel 7]
, d. h. es ist n =
[Formel 8]
. Um aus dem relativen Brechungsex- ponenten n einer Substanz in Bezug auf Luft den absoluten Brechungsexponenten n" zu finden, hat man daher einfach den Brechungsexponenten n mit der Zahl 1,000294, dem absoluten Brechungsexponenten der Luft, zu multipliciren.
Eine indirecte Methode zur Bestimmung des absoluten Brechungsexponenten der
Von dem Lichte.
welche der auffallende und gebrochene Strahl mit dem Einfallsloth s t bilden. Der Brechungsexponent
[Formel 1]
wird in der Optik der Kürze halber gewöhnlich mit dem Buchstaben n bezeichnet. Da sich das Licht, wie wir in §. 130 gesehen haben, in dichteren Medien lang- samer fortpflanzt, so werden die Lichtstrahlen beim Uebergang aus einem dünneren in ein dichteres Medium dem Einfallsloth genähert, beim Uebergang aus einem dichteren in ein dünneres Medium vom Einfallsloth entfernt; im ersten Fall ist der Brechungsexponent n grösser, im zweiten Fall ist er kleiner als die Einheit.
Bei der Wichtigkeit, die das Brechungsgesetz für die Lehre vom Licht besitzt, wollen wir den einfachen Beweis desselben hier anfügen. Man nehme zu diesem Zweck die Fig. 24 auf S. 58 zur Hand. Es verhält sich dort v : v' = a c : b d. Ferner ist ∟ a b c = s n m = α und ∟ b c d = t n o = β, daher auch
[Formel 2]
= sin. α und
[Formel 3]
= sin. β, folglich a c : b d = sin. α : sin. β oder
[Formel 4]
.
Nach den in §. 144 u. 163 zu erörternden Methoden sind die Werthe des Bre- chungsexponenten n für feste, flüssige und gasförmige Körper bestimmt worden. Man hat so gefunden, dass die dichteren Flüssigkeiten stets ein stärkeres Brechungsvermö- gen als die weniger dichten besitzen. Bei einer und derselben Flüssigkeit nimmt da- her auch mit steigender Temperatur der Brechungsexponent ab. Die Brechungsexpo- nonenten der Gase sind direct ihren Dichten proportional. In einen je kleineren Raum man ein Gas zusammenpresst, um so grösser wird daher sein Brechungsvermögen. Aus der Brechung, die das Licht erfährt, wenn es aus Luft, die unter gewöhnlichem Atmosphärendruck steht, in Luft unter höherem Druck übergeht, kann man unter Zu- grundlegung jenes Gesetzes den Brechungsexponenten der Luft in Bezug auf den luft- leeren Raum berechnen. Diesen absoluten Brechungsexponenten der atmosphärischen Luft bei dem gewöhnlichen Druck von 760 mm. Quecksilber hat man = 1,000294 gefunden. In den meisten Fällen wird unter n der relative Brechungsexponent der verschiedenen durchsichtigen Substanzen in Bezug auf die Luft verstanden. Daraus lässt sich der absolute Brechungsexponent eines beliebigen Körpers leicht bestimmen. Denn bezeichnet n' den absoluten Brechungsexponenten der Luft, so bedeutet dies, nach der oben aufgestellten Beziehung zwischen n und v, dass im luftleeren Raum die Lichtgeschwindigkeit n'-mal grösser als in der Luft ist. Setzt man die Lichtge- schwindigkeit im luftleeren Raum = 1, so ist sie demnach in der Luft =
[Formel 5]
. Eben- so ist dieselbe im Wasser =
[Formel 6]
, wenn n″ den absoluten Brechungsexponenten des Wassers bedeutet. Die Geschwindigkeit des Lichtes in Luft und Wasser verhält sich daher wie
[Formel 7]
, d. h. es ist n =
[Formel 8]
. Um aus dem relativen Brechungsex- ponenten n einer Substanz in Bezug auf Luft den absoluten Brechungsexponenten n″ zu finden, hat man daher einfach den Brechungsexponenten n mit der Zahl 1,000294, dem absoluten Brechungsexponenten der Luft, zu multipliciren.
Eine indirecte Methode zur Bestimmung des absoluten Brechungsexponenten der
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0228"n="206"/><fwplace="top"type="header">Von dem Lichte.</fw><lb/>
welche der auffallende und gebrochene Strahl mit dem Einfallsloth<lb/>
s t bilden. Der Brechungsexponent <formula/> wird in der Optik der<lb/>
Kürze halber gewöhnlich mit dem Buchstaben n bezeichnet. Da sich<lb/>
das Licht, wie wir in §. 130 gesehen haben, in dichteren Medien lang-<lb/>
samer fortpflanzt, so werden die Lichtstrahlen beim Uebergang aus<lb/>
einem dünneren in ein dichteres Medium dem Einfallsloth genähert,<lb/>
beim Uebergang aus einem dichteren in ein dünneres Medium vom<lb/>
Einfallsloth entfernt; im ersten Fall ist der Brechungsexponent n<lb/>
grösser, im zweiten Fall ist er kleiner als die Einheit.</p><lb/><p>Bei der Wichtigkeit, die das Brechungsgesetz für die Lehre vom Licht besitzt,<lb/>
wollen wir den einfachen Beweis desselben hier anfügen. Man nehme zu diesem<lb/>
Zweck die Fig. 24 auf S. 58 zur Hand. Es verhält sich dort v : v' = a c : b d.<lb/>
Ferner ist ∟ a b c = s n m = <hirendition="#i">α</hi> und ∟ b c d = t n o = <hirendition="#i">β</hi>, daher auch<lb/><formula/> = sin. <hirendition="#i">α</hi> und <formula/> = sin. <hirendition="#i">β</hi>, folglich a c : b d = sin. <hirendition="#i">α</hi> : sin. <hirendition="#i">β</hi> oder<lb/><formula/>.</p><lb/><p>Nach den in §. 144 u. 163 zu erörternden Methoden sind die Werthe des Bre-<lb/>
chungsexponenten n für feste, flüssige und gasförmige Körper bestimmt worden. Man<lb/>
hat so gefunden, dass die dichteren Flüssigkeiten stets ein stärkeres Brechungsvermö-<lb/>
gen als die weniger dichten besitzen. Bei einer und derselben Flüssigkeit nimmt da-<lb/>
her auch mit steigender Temperatur der Brechungsexponent ab. Die Brechungsexpo-<lb/>
nonenten der Gase sind direct ihren Dichten proportional. In einen je kleineren Raum<lb/>
man ein Gas zusammenpresst, um so grösser wird daher sein Brechungsvermögen.<lb/>
Aus der Brechung, die das Licht erfährt, wenn es aus Luft, die unter gewöhnlichem<lb/>
Atmosphärendruck steht, in Luft unter höherem Druck übergeht, kann man unter Zu-<lb/>
grundlegung jenes Gesetzes den Brechungsexponenten der Luft in Bezug auf den luft-<lb/>
leeren Raum berechnen. Diesen <hirendition="#g">absoluten</hi> Brechungsexponenten der atmosphärischen<lb/>
Luft bei dem gewöhnlichen Druck von 760 mm. Quecksilber hat man = 1,000294<lb/>
gefunden. In den meisten Fällen wird unter n der relative Brechungsexponent der<lb/>
verschiedenen durchsichtigen Substanzen in Bezug auf die Luft verstanden. Daraus<lb/>
lässt sich der absolute Brechungsexponent eines beliebigen Körpers leicht bestimmen.<lb/>
Denn bezeichnet n' den absoluten Brechungsexponenten der Luft, so bedeutet dies,<lb/>
nach der oben aufgestellten <choice><sic>Beziehnng</sic><corr>Beziehung</corr></choice> zwischen n und v, dass im luftleeren Raum<lb/>
die Lichtgeschwindigkeit n'-mal grösser als in der Luft ist. Setzt man die Lichtge-<lb/>
schwindigkeit im luftleeren Raum = 1, so ist sie demnach in der Luft = <formula/>. Eben-<lb/>
so ist dieselbe im Wasser = <formula/>, wenn n″ den absoluten Brechungsexponenten<lb/>
des Wassers bedeutet. Die Geschwindigkeit des Lichtes in Luft und Wasser verhält<lb/>
sich daher wie <formula/>, d. h. es ist n = <formula/>. Um aus dem relativen Brechungsex-<lb/>
ponenten n einer Substanz in Bezug auf Luft den absoluten Brechungsexponenten n″<lb/>
zu finden, hat man daher einfach den Brechungsexponenten n mit der Zahl 1,000294,<lb/>
dem absoluten Brechungsexponenten der Luft, zu multipliciren.</p><lb/><p>Eine indirecte Methode zur Bestimmung des absoluten Brechungsexponenten der<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[206/0228]
Von dem Lichte.
welche der auffallende und gebrochene Strahl mit dem Einfallsloth
s t bilden. Der Brechungsexponent [FORMEL] wird in der Optik der
Kürze halber gewöhnlich mit dem Buchstaben n bezeichnet. Da sich
das Licht, wie wir in §. 130 gesehen haben, in dichteren Medien lang-
samer fortpflanzt, so werden die Lichtstrahlen beim Uebergang aus
einem dünneren in ein dichteres Medium dem Einfallsloth genähert,
beim Uebergang aus einem dichteren in ein dünneres Medium vom
Einfallsloth entfernt; im ersten Fall ist der Brechungsexponent n
grösser, im zweiten Fall ist er kleiner als die Einheit.
Bei der Wichtigkeit, die das Brechungsgesetz für die Lehre vom Licht besitzt,
wollen wir den einfachen Beweis desselben hier anfügen. Man nehme zu diesem
Zweck die Fig. 24 auf S. 58 zur Hand. Es verhält sich dort v : v' = a c : b d.
Ferner ist ∟ a b c = s n m = α und ∟ b c d = t n o = β, daher auch
[FORMEL] = sin. α und [FORMEL] = sin. β, folglich a c : b d = sin. α : sin. β oder
[FORMEL].
Nach den in §. 144 u. 163 zu erörternden Methoden sind die Werthe des Bre-
chungsexponenten n für feste, flüssige und gasförmige Körper bestimmt worden. Man
hat so gefunden, dass die dichteren Flüssigkeiten stets ein stärkeres Brechungsvermö-
gen als die weniger dichten besitzen. Bei einer und derselben Flüssigkeit nimmt da-
her auch mit steigender Temperatur der Brechungsexponent ab. Die Brechungsexpo-
nonenten der Gase sind direct ihren Dichten proportional. In einen je kleineren Raum
man ein Gas zusammenpresst, um so grösser wird daher sein Brechungsvermögen.
Aus der Brechung, die das Licht erfährt, wenn es aus Luft, die unter gewöhnlichem
Atmosphärendruck steht, in Luft unter höherem Druck übergeht, kann man unter Zu-
grundlegung jenes Gesetzes den Brechungsexponenten der Luft in Bezug auf den luft-
leeren Raum berechnen. Diesen absoluten Brechungsexponenten der atmosphärischen
Luft bei dem gewöhnlichen Druck von 760 mm. Quecksilber hat man = 1,000294
gefunden. In den meisten Fällen wird unter n der relative Brechungsexponent der
verschiedenen durchsichtigen Substanzen in Bezug auf die Luft verstanden. Daraus
lässt sich der absolute Brechungsexponent eines beliebigen Körpers leicht bestimmen.
Denn bezeichnet n' den absoluten Brechungsexponenten der Luft, so bedeutet dies,
nach der oben aufgestellten Beziehung zwischen n und v, dass im luftleeren Raum
die Lichtgeschwindigkeit n'-mal grösser als in der Luft ist. Setzt man die Lichtge-
schwindigkeit im luftleeren Raum = 1, so ist sie demnach in der Luft = [FORMEL]. Eben-
so ist dieselbe im Wasser = [FORMEL], wenn n″ den absoluten Brechungsexponenten
des Wassers bedeutet. Die Geschwindigkeit des Lichtes in Luft und Wasser verhält
sich daher wie [FORMEL], d. h. es ist n = [FORMEL]. Um aus dem relativen Brechungsex-
ponenten n einer Substanz in Bezug auf Luft den absoluten Brechungsexponenten n″
zu finden, hat man daher einfach den Brechungsexponenten n mit der Zahl 1,000294,
dem absoluten Brechungsexponenten der Luft, zu multipliciren.
Eine indirecte Methode zur Bestimmung des absoluten Brechungsexponenten der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/228>, abgerufen am 05.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.