so ergiebt sich der hinter der reflectirenden Fläche liegende Punkt c als Durchschnittspunkt. Die von a ausgehenden Strahlen scheinen also nach der Reflexion von dem Punkte c herzukommen, d. h. das Bild von a erscheint in einem Punkte c, der näher hinter der reflec- tirenden Fläche liegt, als der leuchtende Gegenstand vor ihr gelegen ist. Untersucht man ebenso die Reflexion, welche die von einem ober- halb a gelegenen Punkte b ausgehenden Strahlen b l, b m erfahren, so findet man, dass dieselben nach den Richtungen l n, m o zurückge- worfen werden, welche Richtungen verlängert sich in einem hinter der reflectirenden Fläche gelegenen Punkte d schneiden. Auf ähnliche Weise schneiden sich alle von Punkten zwischen a und b ausgehenden Strahlen hinter der Fläche F F in Punkten, die zwischen c und d gelegen sind. Von dem ganzen Gegenstand a b wird also ein ver- kleinertes aufrecht stehendes Bild c d entworfen.
Befindet sich der Gegenstand dem Convexspiegel sehr nahe, so wird zugleich das Bild verzerrt, weil in diesem Fall die Winkel, welche die von verschiedenen Punkten ausgehenden Strahlen mit den zugehörigen Einfallslothen bilden, merklich verschieden sind. (S. §. 137.) Man beobachtet diese Bildverzerrung bekanntlich sehr augenfällig an den Bildern, welche die zuweilen im Freien aufgestellten geschwärzten Glaskugeln von nahen Gegenständen entwerfen.
135 Der Concav- spiegel.
Bei der Reflexion an einem Concavspiegel sind verschiedene Fälle zu unterscheiden, weil die leuchtenden Punkte, von denen aus die Strahlen auf die spiegelnde Fläche fallen, nicht wie beim Convex- spiegel immer auf der einen Seite des Kugelmittelpunkts liegen müs- sen, sondern bald nach rechts bald nach links von demselben liegen oder auch mit ihm zusammenfallen können. Gehen wir von dem letz- teren Fall aus, so ist ersichtlich, dass, weil die vom Mittelpunkt r gezogenen Radien (Fig. 85) zugleich die Einfallslothe der Kugelober-
[Abbildung]
Fig. 85.
fläche sind, die von einem in r gelegenen Punkt ausgehenden Licht- strahlen, wie r l, von dem Hohlspiegel H H auch wieder nach r re- flectirt werden. Liegt dagegen der leuchtende Punkt weiter von H H weg als r, etwa bei a, so müssen nach dem Reflexionsgesetz die von
Von dem Lichte.
so ergiebt sich der hinter der reflectirenden Fläche liegende Punkt c als Durchschnittspunkt. Die von a ausgehenden Strahlen scheinen also nach der Reflexion von dem Punkte c herzukommen, d. h. das Bild von a erscheint in einem Punkte c, der näher hinter der reflec- tirenden Fläche liegt, als der leuchtende Gegenstand vor ihr gelegen ist. Untersucht man ebenso die Reflexion, welche die von einem ober- halb a gelegenen Punkte b ausgehenden Strahlen b l, b m erfahren, so findet man, dass dieselben nach den Richtungen l n, m o zurückge- worfen werden, welche Richtungen verlängert sich in einem hinter der reflectirenden Fläche gelegenen Punkte d schneiden. Auf ähnliche Weise schneiden sich alle von Punkten zwischen a und b ausgehenden Strahlen hinter der Fläche F F in Punkten, die zwischen c und d gelegen sind. Von dem ganzen Gegenstand a b wird also ein ver- kleinertes aufrecht stehendes Bild c d entworfen.
Befindet sich der Gegenstand dem Convexspiegel sehr nahe, so wird zugleich das Bild verzerrt, weil in diesem Fall die Winkel, welche die von verschiedenen Punkten ausgehenden Strahlen mit den zugehörigen Einfallslothen bilden, merklich verschieden sind. (S. §. 137.) Man beobachtet diese Bildverzerrung bekanntlich sehr augenfällig an den Bildern, welche die zuweilen im Freien aufgestellten geschwärzten Glaskugeln von nahen Gegenständen entwerfen.
135 Der Concav- spiegel.
Bei der Reflexion an einem Concavspiegel sind verschiedene Fälle zu unterscheiden, weil die leuchtenden Punkte, von denen aus die Strahlen auf die spiegelnde Fläche fallen, nicht wie beim Convex- spiegel immer auf der einen Seite des Kugelmittelpunkts liegen müs- sen, sondern bald nach rechts bald nach links von demselben liegen oder auch mit ihm zusammenfallen können. Gehen wir von dem letz- teren Fall aus, so ist ersichtlich, dass, weil die vom Mittelpunkt r gezogenen Radien (Fig. 85) zugleich die Einfallslothe der Kugelober-
[Abbildung]
Fig. 85.
fläche sind, die von einem in r gelegenen Punkt ausgehenden Licht- strahlen, wie r l, von dem Hohlspiegel H H auch wieder nach r re- flectirt werden. Liegt dagegen der leuchtende Punkt weiter von H H weg als r, etwa bei a, so müssen nach dem Reflexionsgesetz die von
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Von dem Lichte.
so ergiebt sich der hinter der reflectirenden Fläche liegende Punkt c
als Durchschnittspunkt. Die von a ausgehenden Strahlen scheinen
also nach der Reflexion von dem Punkte c herzukommen, d. h. das
Bild von a erscheint in einem Punkte c, der näher hinter der reflec-
tirenden Fläche liegt, als der leuchtende Gegenstand vor ihr gelegen
ist. Untersucht man ebenso die Reflexion, welche die von einem ober-
halb a gelegenen Punkte b ausgehenden Strahlen b l, b m erfahren, so
findet man, dass dieselben nach den Richtungen l n, m o zurückge-
worfen werden, welche Richtungen verlängert sich in einem hinter der
reflectirenden Fläche gelegenen Punkte d schneiden. Auf ähnliche
Weise schneiden sich alle von Punkten zwischen a und b ausgehenden
Strahlen hinter der Fläche F F in Punkten, die zwischen c und d
gelegen sind. Von dem ganzen Gegenstand a b wird also ein ver-
kleinertes aufrecht stehendes Bild c d entworfen.
Befindet sich der Gegenstand dem Convexspiegel sehr nahe, so wird zugleich
das Bild verzerrt, weil in diesem Fall die Winkel, welche die von verschiedenen
Punkten ausgehenden Strahlen mit den zugehörigen Einfallslothen bilden, merklich
verschieden sind. (S. §. 137.) Man beobachtet diese Bildverzerrung bekanntlich sehr
augenfällig an den Bildern, welche die zuweilen im Freien aufgestellten geschwärzten
Glaskugeln von nahen Gegenständen entwerfen.
Bei der Reflexion an einem Concavspiegel sind verschiedene
Fälle zu unterscheiden, weil die leuchtenden Punkte, von denen aus
die Strahlen auf die spiegelnde Fläche fallen, nicht wie beim Convex-
spiegel immer auf der einen Seite des Kugelmittelpunkts liegen müs-
sen, sondern bald nach rechts bald nach links von demselben liegen
oder auch mit ihm zusammenfallen können. Gehen wir von dem letz-
teren Fall aus, so ist ersichtlich, dass, weil die vom Mittelpunkt r
gezogenen Radien (Fig. 85) zugleich die Einfallslothe der Kugelober-
[Abbildung Fig. 85.]
fläche sind, die von einem in r gelegenen Punkt ausgehenden Licht-
strahlen, wie r l, von dem Hohlspiegel H H auch wieder nach r re-
flectirt werden. Liegt dagegen der leuchtende Punkt weiter von H H
weg als r, etwa bei a, so müssen nach dem Reflexionsgesetz die von
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Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/222>, abgerufen am 23.07.2024.
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