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Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.

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Von dem Lichte.
sten Richtungen gestellt sind, daher sie auch das auf sie treffende
Licht nach den verschiedensten Richtungen reflectiren.

Dasjenige Licht, welches nicht von den Körpern zurückgeworfen
wird, tritt in dieselben ein und wird gebrochen. Wie das Licht regel-
mässig oder unregelmässig reflectirt werden kann, so kann es auch eine
regelmässige oder unregelmässige Brechung erfahren. Regelmässig gebro-
chen wird das Licht von den durchsichtigen Körpern. Homogene Be-
schaffenheit und glatte Oberfläche sind im Allgemeinen die Bedingun-
gen der Durchsichtigkeit. Die durchsichtigen Körper liefern Bilder der
hinter ihnen liegenden Gegenstände, die je nach Umständen in ihrer
Grösse verändert oder in ihrer Lage verschoben erscheinen können.
Körper, die wegen Unregelmässigkeit ihrer Oberfläche oder wegen
nicht vollkommen homogener Beschaffenheit das Licht unregelmässig
brechen, sind durchscheinend, d. h. sie lassen zwar Licht durch,
aber sie geben keine deutlichen Bilder der Gegenstände. Auch einen
durchscheinenden Körper kann man sich aus einer Menge kleiner
durchsichtiger bestehend denken, die in sehr verschiedener Weise ge-
stellt sind, so dass sie das Licht nach den verschiedensten Richtun-
gen brechen und zugleich beim Uebertritt aus einem dieser kleinen
Körper in den andern einen Theil des Lichts reflectiren, daher durch-
scheinende Körper stets weniger Licht hindurchlassen als durchsich-
tige. So geht, indem zugleich die Wirkung der weiter unten (Cap. 11)
zu betrachtenden Absorption hinzutritt, die durchscheinende continuir-
lich in die undurchsichtige Beschaffenheit über. Körper, die in dicke-
ren Schichten undurchsichtig sind, werden in dünneren Schichten
häufig durchscheinend und als sehr dünne Plättchen sogar durch-
sichtig.

Drittes Capitel.
Reflexion des Lichtes
.

132
Reflexion des
Lichtes an ebe-
nen Flächen.

Die Erscheinungen der Zurückwerfung des Lichtes folgen aus
dem allgemeinen Reflexionsgesetz der Wellen (§. 39). Ist also w w

[Abbildung] Fig. 79.
(Fig. 79) eine reflectirende Wand, und ist a f
ein auf dieselbe fallender Lichtstrahl, so ist
die Linie f b, welche mit dem im Punkte f
senkrecht zu w w errichteten Einfallsloth a' f
denselben Winkel wie der einfallende Strahl
bildet, die Richtung des zurückgeworfenen
Strahls. Ebenso wird der Strahl a" f in der
Richtung f b", und endlich ein Strahl a' f, der
mit dem Einfallsloth zusammenfällt, wieder in
der nämlichen Richtung, in welcher er auffiel,
zurückgeworfen. Strahlen, die von einem ein-

Von dem Lichte.
sten Richtungen gestellt sind, daher sie auch das auf sie treffende
Licht nach den verschiedensten Richtungen reflectiren.

Dasjenige Licht, welches nicht von den Körpern zurückgeworfen
wird, tritt in dieselben ein und wird gebrochen. Wie das Licht regel-
mässig oder unregelmässig reflectirt werden kann, so kann es auch eine
regelmässige oder unregelmässige Brechung erfahren. Regelmässig gebro-
chen wird das Licht von den durchsichtigen Körpern. Homogene Be-
schaffenheit und glatte Oberfläche sind im Allgemeinen die Bedingun-
gen der Durchsichtigkeit. Die durchsichtigen Körper liefern Bilder der
hinter ihnen liegenden Gegenstände, die je nach Umständen in ihrer
Grösse verändert oder in ihrer Lage verschoben erscheinen können.
Körper, die wegen Unregelmässigkeit ihrer Oberfläche oder wegen
nicht vollkommen homogener Beschaffenheit das Licht unregelmässig
brechen, sind durchscheinend, d. h. sie lassen zwar Licht durch,
aber sie geben keine deutlichen Bilder der Gegenstände. Auch einen
durchscheinenden Körper kann man sich aus einer Menge kleiner
durchsichtiger bestehend denken, die in sehr verschiedener Weise ge-
stellt sind, so dass sie das Licht nach den verschiedensten Richtun-
gen brechen und zugleich beim Uebertritt aus einem dieser kleinen
Körper in den andern einen Theil des Lichts reflectiren, daher durch-
scheinende Körper stets weniger Licht hindurchlassen als durchsich-
tige. So geht, indem zugleich die Wirkung der weiter unten (Cap. 11)
zu betrachtenden Absorption hinzutritt, die durchscheinende continuir-
lich in die undurchsichtige Beschaffenheit über. Körper, die in dicke-
ren Schichten undurchsichtig sind, werden in dünneren Schichten
häufig durchscheinend und als sehr dünne Plättchen sogar durch-
sichtig.

Drittes Capitel.
Reflexion des Lichtes
.

132
Reflexion des
Lichtes an ebe-
nen Flächen.

Die Erscheinungen der Zurückwerfung des Lichtes folgen aus
dem allgemeinen Reflexionsgesetz der Wellen (§. 39). Ist also w w

[Abbildung] Fig. 79.
(Fig. 79) eine reflectirende Wand, und ist a f
ein auf dieselbe fallender Lichtstrahl, so ist
die Linie f b, welche mit dem im Punkte f
senkrecht zu w w errichteten Einfallsloth a' f
denselben Winkel wie der einfallende Strahl
bildet, die Richtung des zurückgeworfenen
Strahls. Ebenso wird der Strahl a″ f in der
Richtung f b″, und endlich ein Strahl a' f, der
mit dem Einfallsloth zusammenfällt, wieder in
der nämlichen Richtung, in welcher er auffiel,
zurückgeworfen. Strahlen, die von einem ein-

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[196/0218] Von dem Lichte. sten Richtungen gestellt sind, daher sie auch das auf sie treffende Licht nach den verschiedensten Richtungen reflectiren. Dasjenige Licht, welches nicht von den Körpern zurückgeworfen wird, tritt in dieselben ein und wird gebrochen. Wie das Licht regel- mässig oder unregelmässig reflectirt werden kann, so kann es auch eine regelmässige oder unregelmässige Brechung erfahren. Regelmässig gebro- chen wird das Licht von den durchsichtigen Körpern. Homogene Be- schaffenheit und glatte Oberfläche sind im Allgemeinen die Bedingun- gen der Durchsichtigkeit. Die durchsichtigen Körper liefern Bilder der hinter ihnen liegenden Gegenstände, die je nach Umständen in ihrer Grösse verändert oder in ihrer Lage verschoben erscheinen können. Körper, die wegen Unregelmässigkeit ihrer Oberfläche oder wegen nicht vollkommen homogener Beschaffenheit das Licht unregelmässig brechen, sind durchscheinend, d. h. sie lassen zwar Licht durch, aber sie geben keine deutlichen Bilder der Gegenstände. Auch einen durchscheinenden Körper kann man sich aus einer Menge kleiner durchsichtiger bestehend denken, die in sehr verschiedener Weise ge- stellt sind, so dass sie das Licht nach den verschiedensten Richtun- gen brechen und zugleich beim Uebertritt aus einem dieser kleinen Körper in den andern einen Theil des Lichts reflectiren, daher durch- scheinende Körper stets weniger Licht hindurchlassen als durchsich- tige. So geht, indem zugleich die Wirkung der weiter unten (Cap. 11) zu betrachtenden Absorption hinzutritt, die durchscheinende continuir- lich in die undurchsichtige Beschaffenheit über. Körper, die in dicke- ren Schichten undurchsichtig sind, werden in dünneren Schichten häufig durchscheinend und als sehr dünne Plättchen sogar durch- sichtig. Drittes Capitel. Reflexion des Lichtes. Die Erscheinungen der Zurückwerfung des Lichtes folgen aus dem allgemeinen Reflexionsgesetz der Wellen (§. 39). Ist also w w [Abbildung Fig. 79.] (Fig. 79) eine reflectirende Wand, und ist a f ein auf dieselbe fallender Lichtstrahl, so ist die Linie f b, welche mit dem im Punkte f senkrecht zu w w errichteten Einfallsloth a' f denselben Winkel wie der einfallende Strahl bildet, die Richtung des zurückgeworfenen Strahls. Ebenso wird der Strahl a″ f in der Richtung f b″, und endlich ein Strahl a' f, der mit dem Einfallsloth zusammenfällt, wieder in der nämlichen Richtung, in welcher er auffiel, zurückgeworfen. Strahlen, die von einem ein-

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/218>, abgerufen am 19.11.2024.