auch der Druck sei, unter welchem das Gas steht. Da nun nach dem Mariotte'schen Gesetze die Dichtigkeit der Gase proportional dem Druck wächst, so steht auch die absorbirte Gewichtsmenge Gas im directen Verhältniss zum Druck. Wenn man somit die Menge kennt, die bei irgend einem Druck eine Flüssigkeit von einem bestimmten Gas absorbirt hat, so kann man für jeden beliebigen Druck die ab- sorbirte Gasmenge vorausbestimmen. So nimmt z. B. 1 Volum Wasser bei jedem Druck ungefähr 1 Volum Kohlensäure auf. Man bezeichnet dasjenige Gasvolum, welches die Volumeinheit einer Flüssigkeit bei 0° absorbirt, als den Absorptionscoefficienten des Gases für die betreffende Flüssigkeit. Bei 15°C. hat Bunsen für das Wasser folgende Absorptionscoefficienten gefunden:
Stickstoff = 0,01478
Kohlensäure = 1,0020
Wasserstoff = 0,01930
Schwefelwasserstoff = 3,2326
Sauerstoff = 0,02989
Schweflige Säure = 43,564
Luft = 0,01795
Ammoniak = 727,2.
Da eine und dieselbe Flüssigkeit für verschiedene Gase ein ver- schiedenes Absorptionsvermögen besitzt, so nimmt eine Flüssigkeit, wenn man ihr ein Gasgemenge zur Absorption darbietet, die ein- zelnen Gase dieses Gemenges nicht in dem gleichen Mengenverhält- nisse auf, in welchem sie aussen gemischt sind, sondern sie verschluckt das Gas mit dem grösseren Absorptionscoefficienten in relativ grösserer Menge: das von der Flüssigkeit absorbirte Gasgemenge ist also anders zusammengesetzt, als das ihr zur Absorption dargebotene Gemenge. So besteht z. B. ein Volum atmosphärischer Luft aus 0,79 Theilen Stickstoff und 0,21 Sauerstoff. Nun ist aber der Absorptionscoefficient des Stickstoffs für Wasser nur 0,01478, derjenige des Sauerstoffs da- gegen 0,02989. Daher sind in dem mit atmosphärischer Luft in Be- rührung stehenden Wasser beide Gase im Verhältniss von 0,79.0,01478: 0,21. 0,02989 oder von 0,66 : 0,34 gemischt. Die vom Wasser absor- birte Luft ist also beträchtlich sauerstoffreicher als die atmosphärische, ein Umstand, der für die im Wasser athmenden Thiere sichtlich von grosser Bedeutung ist.
Während bei der Absorption der Gase durch Flüssigkeiten eine innige Verbindung beider statt hat, so dass nach Beendigung der Ab- sorption die Mischung des Gases mit der Flüssigkeit eine völlig gleich- mässige wird, beruht die Absorption durch feste Körper bloss auf einer Oberflächenwirkung. Der feste Körper verdichtet das Gas, mit dem er in Berührung tritt, an seiner Oberfläche. Desshalb zeigen vorzüglich poröse Körper, wie Kohle, Meerschaum, Platinschwamm, die Absorption in bedeutenderem Grade. Ebenso können diese Kör- per, nur wenn sie geglüht und frisch abgelöscht sind, Gase absorbi- ren, da sie sonst bereits atmosphärische Luft an ihrer Oberfläche ver- dichtet haben. Endlich wird die Absorption durch Befeuchtung der
Von der Schwere.
auch der Druck sei, unter welchem das Gas steht. Da nun nach dem Mariotte’schen Gesetze die Dichtigkeit der Gase proportional dem Druck wächst, so steht auch die absorbirte Gewichtsmenge Gas im directen Verhältniss zum Druck. Wenn man somit die Menge kennt, die bei irgend einem Druck eine Flüssigkeit von einem bestimmten Gas absorbirt hat, so kann man für jeden beliebigen Druck die ab- sorbirte Gasmenge vorausbestimmen. So nimmt z. B. 1 Volum Wasser bei jedem Druck ungefähr 1 Volum Kohlensäure auf. Man bezeichnet dasjenige Gasvolum, welches die Volumeinheit einer Flüssigkeit bei 0° absorbirt, als den Absorptionscoëfficienten des Gases für die betreffende Flüssigkeit. Bei 15°C. hat Bunsen für das Wasser folgende Absorptionscoëfficienten gefunden:
Stickstoff = 0,01478
Kohlensäure = 1,0020
Wasserstoff = 0,01930
Schwefelwasserstoff = 3,2326
Sauerstoff = 0,02989
Schweflige Säure = 43,564
Luft = 0,01795
Ammoniak = 727,2.
Da eine und dieselbe Flüssigkeit für verschiedene Gase ein ver- schiedenes Absorptionsvermögen besitzt, so nimmt eine Flüssigkeit, wenn man ihr ein Gasgemenge zur Absorption darbietet, die ein- zelnen Gase dieses Gemenges nicht in dem gleichen Mengenverhält- nisse auf, in welchem sie aussen gemischt sind, sondern sie verschluckt das Gas mit dem grösseren Absorptionscoëfficienten in relativ grösserer Menge: das von der Flüssigkeit absorbirte Gasgemenge ist also anders zusammengesetzt, als das ihr zur Absorption dargebotene Gemenge. So besteht z. B. ein Volum atmosphärischer Luft aus 0,79 Theilen Stickstoff und 0,21 Sauerstoff. Nun ist aber der Absorptionscoëfficient des Stickstoffs für Wasser nur 0,01478, derjenige des Sauerstoffs da- gegen 0,02989. Daher sind in dem mit atmosphärischer Luft in Be- rührung stehenden Wasser beide Gase im Verhältniss von 0,79.0,01478: 0,21. 0,02989 oder von 0,66 : 0,34 gemischt. Die vom Wasser absor- birte Luft ist also beträchtlich sauerstoffreicher als die atmosphärische, ein Umstand, der für die im Wasser athmenden Thiere sichtlich von grosser Bedeutung ist.
Während bei der Absorption der Gase durch Flüssigkeiten eine innige Verbindung beider statt hat, so dass nach Beendigung der Ab- sorption die Mischung des Gases mit der Flüssigkeit eine völlig gleich- mässige wird, beruht die Absorption durch feste Körper bloss auf einer Oberflächenwirkung. Der feste Körper verdichtet das Gas, mit dem er in Berührung tritt, an seiner Oberfläche. Desshalb zeigen vorzüglich poröse Körper, wie Kohle, Meerschaum, Platinschwamm, die Absorption in bedeutenderem Grade. Ebenso können diese Kör- per, nur wenn sie geglüht und frisch abgelöscht sind, Gase absorbi- ren, da sie sonst bereits atmosphärische Luft an ihrer Oberfläche ver- dichtet haben. Endlich wird die Absorption durch Befeuchtung der
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Von der Schwere.
auch der Druck sei, unter welchem das Gas steht. Da nun nach dem
Mariotte’schen Gesetze die Dichtigkeit der Gase proportional dem
Druck wächst, so steht auch die absorbirte Gewichtsmenge Gas im
directen Verhältniss zum Druck. Wenn man somit die Menge kennt,
die bei irgend einem Druck eine Flüssigkeit von einem bestimmten
Gas absorbirt hat, so kann man für jeden beliebigen Druck die ab-
sorbirte Gasmenge vorausbestimmen. So nimmt z. B. 1 Volum Wasser
bei jedem Druck ungefähr 1 Volum Kohlensäure auf. Man bezeichnet
dasjenige Gasvolum, welches die Volumeinheit einer Flüssigkeit bei 0°
absorbirt, als den Absorptionscoëfficienten des Gases für die
betreffende Flüssigkeit. Bei 15°C. hat Bunsen für das Wasser folgende
Absorptionscoëfficienten gefunden:
Stickstoff = 0,01478 Kohlensäure = 1,0020
Wasserstoff = 0,01930 Schwefelwasserstoff = 3,2326
Sauerstoff = 0,02989 Schweflige Säure = 43,564
Luft = 0,01795 Ammoniak = 727,2.
Da eine und dieselbe Flüssigkeit für verschiedene Gase ein ver-
schiedenes Absorptionsvermögen besitzt, so nimmt eine Flüssigkeit,
wenn man ihr ein Gasgemenge zur Absorption darbietet, die ein-
zelnen Gase dieses Gemenges nicht in dem gleichen Mengenverhält-
nisse auf, in welchem sie aussen gemischt sind, sondern sie verschluckt
das Gas mit dem grösseren Absorptionscoëfficienten in relativ grösserer
Menge: das von der Flüssigkeit absorbirte Gasgemenge ist also anders
zusammengesetzt, als das ihr zur Absorption dargebotene Gemenge.
So besteht z. B. ein Volum atmosphärischer Luft aus 0,79 Theilen
Stickstoff und 0,21 Sauerstoff. Nun ist aber der Absorptionscoëfficient
des Stickstoffs für Wasser nur 0,01478, derjenige des Sauerstoffs da-
gegen 0,02989. Daher sind in dem mit atmosphärischer Luft in Be-
rührung stehenden Wasser beide Gase im Verhältniss von 0,79.0,01478:
0,21. 0,02989 oder von 0,66 : 0,34 gemischt. Die vom Wasser absor-
birte Luft ist also beträchtlich sauerstoffreicher als die atmosphärische,
ein Umstand, der für die im Wasser athmenden Thiere sichtlich von
grosser Bedeutung ist.
Während bei der Absorption der Gase durch Flüssigkeiten eine
innige Verbindung beider statt hat, so dass nach Beendigung der Ab-
sorption die Mischung des Gases mit der Flüssigkeit eine völlig gleich-
mässige wird, beruht die Absorption durch feste Körper bloss auf
einer Oberflächenwirkung. Der feste Körper verdichtet das Gas,
mit dem er in Berührung tritt, an seiner Oberfläche. Desshalb zeigen
vorzüglich poröse Körper, wie Kohle, Meerschaum, Platinschwamm,
die Absorption in bedeutenderem Grade. Ebenso können diese Kör-
per, nur wenn sie geglüht und frisch abgelöscht sind, Gase absorbi-
ren, da sie sonst bereits atmosphärische Luft an ihrer Oberfläche ver-
dichtet haben. Endlich wird die Absorption durch Befeuchtung der
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Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/168>, abgerufen am 16.07.2024.
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