gleich ist die Sättigungscapacität in einer übrigens nicht constanten Weise abhängig von der Temperatur. In der Regel nimmt sie mit steigender Temperatur zu, bei einigen Stoffen aber von einer gewissen Temperaturgrenze an wieder ab. Wir werden hierauf in der Lehre von der Wärme zurückkommen (vgl. Abschn. V, Cap. 2).
Die Auflösung grenzt am nächsten an die chemische Verbindung der Körper. Sie unterscheidet sich von dieser dadurch, dass sie nicht nach festen regelmässigen Zahlenverhältnissen geschieht. Sie hat da- gegen dies mit der chemischen Verbindung gemein, dass das Volumen der Lösung nicht gleich ist dem Volumen der Flüssigkeit und des festen Körpers, woraus sie hervorgieng, sondern dass sie fast regel- mässig kleiner ist, und dass daher das specifische Gewicht eine verhältnissmässige Vergrösserung erfährt. Die festen und flüssigen Molecüle müssen also unter dem Einfluss der zwischen ihnen statt- findenden Anziehungskräfte jedenfalls in eine innigere Berührung tre- ten, als sie zwischen den Theilchen der ursprünglichen Flüssigkeit besteht. Hieraus darf man schliessen, dass die Anziehungskraft zwi- schen der Flüssigkeit und dem festen Körper nicht bloss über die Cohäsion des letzteren sondern auch über die Cohasion der Flüssigkeit selbst überwiegt.
Bei gewissen festen Körpern, die namentlich der organischen Natur angehören, ist die Anziehungskraft gegen bestimmte Flüssigkei- ten nicht so gross, dass dadurch vollständig die Cohäsion des festen Körpers aufgehoben würde und dieser in den flüssigen Aggregatzu- stand übergienge, sondern entweder nimmt der feste Körper von der ihn berührenden Flüssigkeit in die Zwischenräume seiner Molecüle auf, es tritt Quellung ein, oder es trennt sich der feste Körper in einzelne gröbere Theilchen, die sich in der Flüssigkeit verbreiten; letzteres wird als unvollkommene Lösung bezeichnet. Die un- vollkommene Lösung kann hiernach als ein Gemenge kleiner, in Was- ser gequollener fester Körper mit reinem Wasser betrachtet werden. Alle organischen Gewebe, mit Ausnahme des Fettgewebes, sind im Wasser quellungsfähig. Einige Producte des Pflanzen- und Thierreichs dagegen, wie Stärke, Gummi, Eiweiss, bilden mit demselben unvoll- kommene Lösungen.
Wie feste Körper und Flüssigkeiten Anziehungskräfte auf einan-75 Diffusion von Flüssigkeiten. der ausüben, so können solche auch zwischen verschiedenen Flüssig- keiten stattfinden. Flüssigkeiten, die sich anziehen, nennt man misch- bar. So ist z. B. Wasser mischbar mit Kochsalzlösung oder mit Alkohol, dagegen nicht mischbar mit Oel oder mit Aether. Die Grösse der Anziehung, welche Flüssigkeiten auf einander ausüben, lässt sich messen, indem man sie mit einander in Berührung bringt und die Zeitdauer bestimmt, welche bis zur Vollendung einer gleichmässigen
Molecularwirkungen flüssiger Körper.
gleich ist die Sättigungscapacität in einer übrigens nicht constanten Weise abhängig von der Temperatur. In der Regel nimmt sie mit steigender Temperatur zu, bei einigen Stoffen aber von einer gewissen Temperaturgrenze an wieder ab. Wir werden hierauf in der Lehre von der Wärme zurückkommen (vgl. Abschn. V, Cap. 2).
Die Auflösung grenzt am nächsten an die chemische Verbindung der Körper. Sie unterscheidet sich von dieser dadurch, dass sie nicht nach festen regelmässigen Zahlenverhältnissen geschieht. Sie hat da- gegen dies mit der chemischen Verbindung gemein, dass das Volumen der Lösung nicht gleich ist dem Volumen der Flüssigkeit und des festen Körpers, woraus sie hervorgieng, sondern dass sie fast regel- mässig kleiner ist, und dass daher das specifische Gewicht eine verhältnissmässige Vergrösserung erfährt. Die festen und flüssigen Molecüle müssen also unter dem Einfluss der zwischen ihnen statt- findenden Anziehungskräfte jedenfalls in eine innigere Berührung tre- ten, als sie zwischen den Theilchen der ursprünglichen Flüssigkeit besteht. Hieraus darf man schliessen, dass die Anziehungskraft zwi- schen der Flüssigkeit und dem festen Körper nicht bloss über die Cohäsion des letzteren sondern auch über die Cohasion der Flüssigkeit selbst überwiegt.
Bei gewissen festen Körpern, die namentlich der organischen Natur angehören, ist die Anziehungskraft gegen bestimmte Flüssigkei- ten nicht so gross, dass dadurch vollständig die Cohäsion des festen Körpers aufgehoben würde und dieser in den flüssigen Aggregatzu- stand übergienge, sondern entweder nimmt der feste Körper von der ihn berührenden Flüssigkeit in die Zwischenräume seiner Molecüle auf, es tritt Quellung ein, oder es trennt sich der feste Körper in einzelne gröbere Theilchen, die sich in der Flüssigkeit verbreiten; letzteres wird als unvollkommene Lösung bezeichnet. Die un- vollkommene Lösung kann hiernach als ein Gemenge kleiner, in Was- ser gequollener fester Körper mit reinem Wasser betrachtet werden. Alle organischen Gewebe, mit Ausnahme des Fettgewebes, sind im Wasser quellungsfähig. Einige Producte des Pflanzen- und Thierreichs dagegen, wie Stärke, Gummi, Eiweiss, bilden mit demselben unvoll- kommene Lösungen.
Wie feste Körper und Flüssigkeiten Anziehungskräfte auf einan-75 Diffusion von Flüssigkeiten. der ausüben, so können solche auch zwischen verschiedenen Flüssig- keiten stattfinden. Flüssigkeiten, die sich anziehen, nennt man misch- bar. So ist z. B. Wasser mischbar mit Kochsalzlösung oder mit Alkohol, dagegen nicht mischbar mit Oel oder mit Aether. Die Grösse der Anziehung, welche Flüssigkeiten auf einander ausüben, lässt sich messen, indem man sie mit einander in Berührung bringt und die Zeitdauer bestimmt, welche bis zur Vollendung einer gleichmässigen
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Molecularwirkungen flüssiger Körper.
gleich ist die Sättigungscapacität in einer übrigens nicht constanten
Weise abhängig von der Temperatur. In der Regel nimmt sie mit
steigender Temperatur zu, bei einigen Stoffen aber von einer gewissen
Temperaturgrenze an wieder ab. Wir werden hierauf in der Lehre
von der Wärme zurückkommen (vgl. Abschn. V, Cap. 2).
Die Auflösung grenzt am nächsten an die chemische Verbindung
der Körper. Sie unterscheidet sich von dieser dadurch, dass sie nicht
nach festen regelmässigen Zahlenverhältnissen geschieht. Sie hat da-
gegen dies mit der chemischen Verbindung gemein, dass das Volumen
der Lösung nicht gleich ist dem Volumen der Flüssigkeit und des
festen Körpers, woraus sie hervorgieng, sondern dass sie fast regel-
mässig kleiner ist, und dass daher das specifische Gewicht eine
verhältnissmässige Vergrösserung erfährt. Die festen und flüssigen
Molecüle müssen also unter dem Einfluss der zwischen ihnen statt-
findenden Anziehungskräfte jedenfalls in eine innigere Berührung tre-
ten, als sie zwischen den Theilchen der ursprünglichen Flüssigkeit
besteht. Hieraus darf man schliessen, dass die Anziehungskraft zwi-
schen der Flüssigkeit und dem festen Körper nicht bloss über die
Cohäsion des letzteren sondern auch über die Cohasion der Flüssigkeit
selbst überwiegt.
Bei gewissen festen Körpern, die namentlich der organischen
Natur angehören, ist die Anziehungskraft gegen bestimmte Flüssigkei-
ten nicht so gross, dass dadurch vollständig die Cohäsion des festen
Körpers aufgehoben würde und dieser in den flüssigen Aggregatzu-
stand übergienge, sondern entweder nimmt der feste Körper von der
ihn berührenden Flüssigkeit in die Zwischenräume seiner Molecüle
auf, es tritt Quellung ein, oder es trennt sich der feste Körper in
einzelne gröbere Theilchen, die sich in der Flüssigkeit verbreiten;
letzteres wird als unvollkommene Lösung bezeichnet. Die un-
vollkommene Lösung kann hiernach als ein Gemenge kleiner, in Was-
ser gequollener fester Körper mit reinem Wasser betrachtet werden.
Alle organischen Gewebe, mit Ausnahme des Fettgewebes, sind im
Wasser quellungsfähig. Einige Producte des Pflanzen- und Thierreichs
dagegen, wie Stärke, Gummi, Eiweiss, bilden mit demselben unvoll-
kommene Lösungen.
Wie feste Körper und Flüssigkeiten Anziehungskräfte auf einan-
der ausüben, so können solche auch zwischen verschiedenen Flüssig-
keiten stattfinden. Flüssigkeiten, die sich anziehen, nennt man misch-
bar. So ist z. B. Wasser mischbar mit Kochsalzlösung oder mit
Alkohol, dagegen nicht mischbar mit Oel oder mit Aether. Die Grösse
der Anziehung, welche Flüssigkeiten auf einander ausüben, lässt sich
messen, indem man sie mit einander in Berührung bringt und die
Zeitdauer bestimmt, welche bis zur Vollendung einer gleichmässigen
75
Diffusion von
Flüssigkeiten.
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Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/127>, abgerufen am 05.12.2024.
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