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Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896.

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I. Die psychischen Elemente.
einnehmen, auf dessen Seiten dann, ganz wie auf der Peri-
pherie des Farbenkreises, die Farbentöne im Maximum der
Sättigung aufgetragen werden, während die übrigen Sätti-
gungsgrade in ihren Uebergängen zu dem in der Mitte ge-
legenen Weiß auf der Dreiecksfläche liegen. Uebrigens
würde man an und für sich jede beliebige Dreiheit von
Farben, falls sich diese in angemessenen Entfernungen be-
fänden, zu Grundfarben wählen können. Die genannten,
Roth, Grün und Violett, verdienen nur deshalb praktisch
den Vorzug, weil dabei erstens vermieden wird, dass die
eine der drei Componenten einer nicht durch objectiv ein-
faches Licht herstellbaren Farbenempfindung, dem Purpur,
entspricht, und weil sich zweitens am Anfang und am Ende
des Spektrums die Empfindung am langsamsten mit der
Schwingungsdauer ändert, so dass, wenn die Endfarben des
Spektrums unter die Grundfarben aufgenommen werden, die
durch Mischung zweier einander nahestehender Farben ge-
wonnene Resultante der zwischen ihnen liegenden objectiv
einfachen Farbe in der Empfindung am nächsten kommt.1)

24. Dass, wie aus allen diesen Erscheinungen hervor-
geht, bei dem System der Lichtempfindungen eine eindeutige
Beziehung zwischen den physikalischen Reizen und den
Empfindungen nicht besteht, erscheint nun in Anbetracht
der oben (3), hervorgehobenen Verhältnisse der physio-
logischen
Reizung begreiflich. Ist der Gesichtssinn zu
den chemischen Sinnen zu rechnen, so wird eine solche

1) In der Nähe des Grün trifft daher in der That dies nicht
mehr zu: die Mischungen zeigen hier stets einen geringeren Sät-
tigungsgrad als die zwischenliegende einfache Farbe, ein deutliches
Zeugniss dafür, dass die Wahl der drei angegebenen Grundfarben
zwar die praktisch zweckmäßigste, principiell aber trotzdem eine
willkürliche ist und im Grunde nur auf dem bekannten geometrischen
Satze beruht, dass das Dreieck die einfachste Figur ist, die eine
irgendwie in einer Ebene geordnete endliche Mannigfaltigkeit um-
schließen kann.

I. Die psychischen Elemente.
einnehmen, auf dessen Seiten dann, ganz wie auf der Peri-
pherie des Farbenkreises, die Farbentöne im Maximum der
Sättigung aufgetragen werden, während die übrigen Sätti-
gungsgrade in ihren Uebergängen zu dem in der Mitte ge-
legenen Weiß auf der Dreiecksfläche liegen. Uebrigens
würde man an und für sich jede beliebige Dreiheit von
Farben, falls sich diese in angemessenen Entfernungen be-
fänden, zu Grundfarben wählen können. Die genannten,
Roth, Grün und Violett, verdienen nur deshalb praktisch
den Vorzug, weil dabei erstens vermieden wird, dass die
eine der drei Componenten einer nicht durch objectiv ein-
faches Licht herstellbaren Farbenempfindung, dem Purpur,
entspricht, und weil sich zweitens am Anfang und am Ende
des Spektrums die Empfindung am langsamsten mit der
Schwingungsdauer ändert, so dass, wenn die Endfarben des
Spektrums unter die Grundfarben aufgenommen werden, die
durch Mischung zweier einander nahestehender Farben ge-
wonnene Resultante der zwischen ihnen liegenden objectiv
einfachen Farbe in der Empfindung am nächsten kommt.1)

24. Dass, wie aus allen diesen Erscheinungen hervor-
geht, bei dem System der Lichtempfindungen eine eindeutige
Beziehung zwischen den physikalischen Reizen und den
Empfindungen nicht besteht, erscheint nun in Anbetracht
der oben (3), hervorgehobenen Verhältnisse der physio-
logischen
Reizung begreiflich. Ist der Gesichtssinn zu
den chemischen Sinnen zu rechnen, so wird eine solche

1) In der Nähe des Grün trifft daher in der That dies nicht
mehr zu: die Mischungen zeigen hier stets einen geringeren Sät-
tigungsgrad als die zwischenliegende einfache Farbe, ein deutliches
Zeugniss dafür, dass die Wahl der drei angegebenen Grundfarben
zwar die praktisch zweckmäßigste, principiell aber trotzdem eine
willkürliche ist und im Grunde nur auf dem bekannten geometrischen
Satze beruht, dass das Dreieck die einfachste Figur ist, die eine
irgendwie in einer Ebene geordnete endliche Mannigfaltigkeit um-
schließen kann.
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[80/0096] I. Die psychischen Elemente. einnehmen, auf dessen Seiten dann, ganz wie auf der Peri- pherie des Farbenkreises, die Farbentöne im Maximum der Sättigung aufgetragen werden, während die übrigen Sätti- gungsgrade in ihren Uebergängen zu dem in der Mitte ge- legenen Weiß auf der Dreiecksfläche liegen. Uebrigens würde man an und für sich jede beliebige Dreiheit von Farben, falls sich diese in angemessenen Entfernungen be- fänden, zu Grundfarben wählen können. Die genannten, Roth, Grün und Violett, verdienen nur deshalb praktisch den Vorzug, weil dabei erstens vermieden wird, dass die eine der drei Componenten einer nicht durch objectiv ein- faches Licht herstellbaren Farbenempfindung, dem Purpur, entspricht, und weil sich zweitens am Anfang und am Ende des Spektrums die Empfindung am langsamsten mit der Schwingungsdauer ändert, so dass, wenn die Endfarben des Spektrums unter die Grundfarben aufgenommen werden, die durch Mischung zweier einander nahestehender Farben ge- wonnene Resultante der zwischen ihnen liegenden objectiv einfachen Farbe in der Empfindung am nächsten kommt. 1) 24. Dass, wie aus allen diesen Erscheinungen hervor- geht, bei dem System der Lichtempfindungen eine eindeutige Beziehung zwischen den physikalischen Reizen und den Empfindungen nicht besteht, erscheint nun in Anbetracht der oben (3), hervorgehobenen Verhältnisse der physio- logischen Reizung begreiflich. Ist der Gesichtssinn zu den chemischen Sinnen zu rechnen, so wird eine solche 1) In der Nähe des Grün trifft daher in der That dies nicht mehr zu: die Mischungen zeigen hier stets einen geringeren Sät- tigungsgrad als die zwischenliegende einfache Farbe, ein deutliches Zeugniss dafür, dass die Wahl der drei angegebenen Grundfarben zwar die praktisch zweckmäßigste, principiell aber trotzdem eine willkürliche ist und im Grunde nur auf dem bekannten geometrischen Satze beruht, dass das Dreieck die einfachste Figur ist, die eine irgendwie in einer Ebene geordnete endliche Mannigfaltigkeit um- schließen kann.

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_grundriss_1896/96>, abgerufen am 24.11.2024.