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Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896.

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§ 6. Die reinen Empfindungen.
D. Die Lichtempfindungen.

14. Das System der Lichtempfindungen besteht aus zwei
Partialsystemen, den farblosen Empfindungen und den
Farbenempfindungen, zwischen deren Qualitäten aber
alle möglichen stetigen Uebergänge stattfinden können.

Die farblosen Empfindungen bilden für sich allein
betrachtet ein mannigfaltiges System von einer Dimension,
das sich, analog der Tonlinie, zwischen zwei Grenzpunkten
erstreckt. Die dem einen dieser Grenzpunkte nahe liegen-
den Empfindungen nennen wir Schwarz, die dem andern
nahe liegenden Weiß; zwischen beide schalten wir das
Grau in seinen verschiedenen Nuancen (Dunkelgrau, Grau,
Hellgrau) ein. Dieses eindimensionale System der farblosen
Empfindungen hat die Eigenschaft, dass es, abweichend von
der Tonlinie, gleichzeitig ein Qualitäts- und ein In-
tensitätssystem
ist, indem jede Qualitätsänderung in der
Richtung von Schwarz nach Weiß zugleich als Intensitäts-
zunahme und jede Qualitätsänderung in der Richtung von
Weiß nach Schwarz zugleich als Intensitätsabnahme em-
pfunden wird. Jede auf solche Weise qualitativ und inten-
siv bestimmte Stufe des Systems nennt man die Helligkeit
der farblosen Empfindung. Hiernach kann man auch das
ganze System als das der reinen Helligkeitsempfin-
dungen
bezeichnen, wobei in diesem Falle der Zusatz
"rein" die Abwesenheit farbiger Empfindungen andeutet.
Das System der reinen Helligkeitsempfindungen ist demnach
ein absolut eindimensionales in dem Sinne, dass bei ihm
Qualitäts- und Intensitätsabstufungen in eine und dieselbe
Dimension fallen, wesentlich verschieden von der Tonlinie,
bei der jeder Punkt nur eine Qualitätsstufe bezeichnet, zu der
dann noch in ebenfalls linearer Abstufung der Intensitätsgrad
hinzukommt. Während also die einfachen Tonempfindungen.

Wundt, Psychologie. 5
§ 6. Die reinen Empfindungen.
D. Die Lichtempfindungen.

14. Das System der Lichtempfindungen besteht aus zwei
Partialsystemen, den farblosen Empfindungen und den
Farbenempfindungen, zwischen deren Qualitäten aber
alle möglichen stetigen Uebergänge stattfinden können.

Die farblosen Empfindungen bilden für sich allein
betrachtet ein mannigfaltiges System von einer Dimension,
das sich, analog der Tonlinie, zwischen zwei Grenzpunkten
erstreckt. Die dem einen dieser Grenzpunkte nahe liegen-
den Empfindungen nennen wir Schwarz, die dem andern
nahe liegenden Weiß; zwischen beide schalten wir das
Grau in seinen verschiedenen Nuancen (Dunkelgrau, Grau,
Hellgrau) ein. Dieses eindimensionale System der farblosen
Empfindungen hat die Eigenschaft, dass es, abweichend von
der Tonlinie, gleichzeitig ein Qualitäts- und ein In-
tensitätssystem
ist, indem jede Qualitätsänderung in der
Richtung von Schwarz nach Weiß zugleich als Intensitäts-
zunahme und jede Qualitätsänderung in der Richtung von
Weiß nach Schwarz zugleich als Intensitätsabnahme em-
pfunden wird. Jede auf solche Weise qualitativ und inten-
siv bestimmte Stufe des Systems nennt man die Helligkeit
der farblosen Empfindung. Hiernach kann man auch das
ganze System als das der reinen Helligkeitsempfin-
dungen
bezeichnen, wobei in diesem Falle der Zusatz
»rein« die Abwesenheit farbiger Empfindungen andeutet.
Das System der reinen Helligkeitsempfindungen ist demnach
ein absolut eindimensionales in dem Sinne, dass bei ihm
Qualitäts- und Intensitätsabstufungen in eine und dieselbe
Dimension fallen, wesentlich verschieden von der Tonlinie,
bei der jeder Punkt nur eine Qualitätsstufe bezeichnet, zu der
dann noch in ebenfalls linearer Abstufung der Intensitätsgrad
hinzukommt. Während also die einfachen Tonempfindungen.

Wundt, Psychologie. 5
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[65/0081] § 6. Die reinen Empfindungen. D. Die Lichtempfindungen. 14. Das System der Lichtempfindungen besteht aus zwei Partialsystemen, den farblosen Empfindungen und den Farbenempfindungen, zwischen deren Qualitäten aber alle möglichen stetigen Uebergänge stattfinden können. Die farblosen Empfindungen bilden für sich allein betrachtet ein mannigfaltiges System von einer Dimension, das sich, analog der Tonlinie, zwischen zwei Grenzpunkten erstreckt. Die dem einen dieser Grenzpunkte nahe liegen- den Empfindungen nennen wir Schwarz, die dem andern nahe liegenden Weiß; zwischen beide schalten wir das Grau in seinen verschiedenen Nuancen (Dunkelgrau, Grau, Hellgrau) ein. Dieses eindimensionale System der farblosen Empfindungen hat die Eigenschaft, dass es, abweichend von der Tonlinie, gleichzeitig ein Qualitäts- und ein In- tensitätssystem ist, indem jede Qualitätsänderung in der Richtung von Schwarz nach Weiß zugleich als Intensitäts- zunahme und jede Qualitätsänderung in der Richtung von Weiß nach Schwarz zugleich als Intensitätsabnahme em- pfunden wird. Jede auf solche Weise qualitativ und inten- siv bestimmte Stufe des Systems nennt man die Helligkeit der farblosen Empfindung. Hiernach kann man auch das ganze System als das der reinen Helligkeitsempfin- dungen bezeichnen, wobei in diesem Falle der Zusatz »rein« die Abwesenheit farbiger Empfindungen andeutet. Das System der reinen Helligkeitsempfindungen ist demnach ein absolut eindimensionales in dem Sinne, dass bei ihm Qualitäts- und Intensitätsabstufungen in eine und dieselbe Dimension fallen, wesentlich verschieden von der Tonlinie, bei der jeder Punkt nur eine Qualitätsstufe bezeichnet, zu der dann noch in ebenfalls linearer Abstufung der Intensitätsgrad hinzukommt. Während also die einfachen Tonempfindungen. Wundt, Psychologie. 5

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_grundriss_1896/81>, abgerufen am 24.11.2024.