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Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896.

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I. Die psychischen Elemente.
äußere chemische Einwirkungen, bei dem Gesichtssinn aber
Lichteinwirkungen chemische Zersetzungen in den Sinnes-
zellen hervorrufen, die dann als die eigentlichen Sinnesreize
wirken.

Hiernach lassen sich diese drei als die chemischen
Sinne dem Druck- und dem Gehörssinn als den mecha-
nischen
Sinnen gegenüberstellen. In welche dieser Classen
die Kälte- und die Wärmeempfindungen zu stellen seien,
lässt sich dagegen noch nicht mit Sicherheit bestimmen.
Ein Symptom der directeren Beziehung zwischen Reiz
und Empfindung bei den mechanischen gegenüber der in-
directen bei den chemischen Sinnen besteht darin, dass
bei den ersteren die Empfindung nur eine sehr kurze Zeit
den äußeren Reiz zu überdauern pflegt, während bei den
letzteren diese Nachdauer eine sehr viel längere ist. So
kann man z. B. bei einer raschen Folge von Druck- und
namentlich von Schallreizen die einzelnen noch deutlich von
einander unterscheiden; Licht-, Geschmacks- und Geruchs-
eindrücke dagegen fließen schon bei mäßiger Gsechwindigkeit
ihrer Aufeinanderfolge zusammen.

4. Da die Reize in den beiden Formen der peripheren
und der centralen Reizung regelmäßige physische Begleit-
erscheinungen der psychischen Elementarprocesse, der Empfin-
dungen, sind, so wurde der Versuch nahe gelegt, bestimmte
Beziehungen zwischen diesen beiderlei Vorgängen festzu-
stellen. Die Physiologie pflegte bei dem Versuch diese Auf-
gabe zu lösen, die Empfindungen als die Wirkungen der
physiologischen Reize aufzufassen, nahm aber zugleich an,
dass in diesem Fall eine eigentliche Erklärung der Wirkung
aus ihrer Ursache unmöglich sei, sondern dass man sich
darauf beschränken müsse, die Constanz der Beziehungen
zwischen bestimmten Reizursachen und bestimmten Empfin-
dungswirkungen festzustellen. Nun findet man, dass in

I. Die psychischen Elemente.
äußere chemische Einwirkungen, bei dem Gesichtssinn aber
Lichteinwirkungen chemische Zersetzungen in den Sinnes-
zellen hervorrufen, die dann als die eigentlichen Sinnesreize
wirken.

Hiernach lassen sich diese drei als die chemischen
Sinne dem Druck- und dem Gehörssinn als den mecha-
nischen
Sinnen gegenüberstellen. In welche dieser Classen
die Kälte- und die Wärmeempfindungen zu stellen seien,
lässt sich dagegen noch nicht mit Sicherheit bestimmen.
Ein Symptom der directeren Beziehung zwischen Reiz
und Empfindung bei den mechanischen gegenüber der in-
directen bei den chemischen Sinnen besteht darin, dass
bei den ersteren die Empfindung nur eine sehr kurze Zeit
den äußeren Reiz zu überdauern pflegt, während bei den
letzteren diese Nachdauer eine sehr viel längere ist. So
kann man z. B. bei einer raschen Folge von Druck- und
namentlich von Schallreizen die einzelnen noch deutlich von
einander unterscheiden; Licht-, Geschmacks- und Geruchs-
eindrücke dagegen fließen schon bei mäßiger Gsechwindigkeit
ihrer Aufeinanderfolge zusammen.

4. Da die Reize in den beiden Formen der peripheren
und der centralen Reizung regelmäßige physische Begleit-
erscheinungen der psychischen Elementarprocesse, der Empfin-
dungen, sind, so wurde der Versuch nahe gelegt, bestimmte
Beziehungen zwischen diesen beiderlei Vorgängen festzu-
stellen. Die Physiologie pflegte bei dem Versuch diese Auf-
gabe zu lösen, die Empfindungen als die Wirkungen der
physiologischen Reize aufzufassen, nahm aber zugleich an,
dass in diesem Fall eine eigentliche Erklärung der Wirkung
aus ihrer Ursache unmöglich sei, sondern dass man sich
darauf beschränken müsse, die Constanz der Beziehungen
zwischen bestimmten Reizursachen und bestimmten Empfin-
dungswirkungen festzustellen. Nun findet man, dass in

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[50/0066] I. Die psychischen Elemente. äußere chemische Einwirkungen, bei dem Gesichtssinn aber Lichteinwirkungen chemische Zersetzungen in den Sinnes- zellen hervorrufen, die dann als die eigentlichen Sinnesreize wirken. Hiernach lassen sich diese drei als die chemischen Sinne dem Druck- und dem Gehörssinn als den mecha- nischen Sinnen gegenüberstellen. In welche dieser Classen die Kälte- und die Wärmeempfindungen zu stellen seien, lässt sich dagegen noch nicht mit Sicherheit bestimmen. Ein Symptom der directeren Beziehung zwischen Reiz und Empfindung bei den mechanischen gegenüber der in- directen bei den chemischen Sinnen besteht darin, dass bei den ersteren die Empfindung nur eine sehr kurze Zeit den äußeren Reiz zu überdauern pflegt, während bei den letzteren diese Nachdauer eine sehr viel längere ist. So kann man z. B. bei einer raschen Folge von Druck- und namentlich von Schallreizen die einzelnen noch deutlich von einander unterscheiden; Licht-, Geschmacks- und Geruchs- eindrücke dagegen fließen schon bei mäßiger Gsechwindigkeit ihrer Aufeinanderfolge zusammen. 4. Da die Reize in den beiden Formen der peripheren und der centralen Reizung regelmäßige physische Begleit- erscheinungen der psychischen Elementarprocesse, der Empfin- dungen, sind, so wurde der Versuch nahe gelegt, bestimmte Beziehungen zwischen diesen beiderlei Vorgängen festzu- stellen. Die Physiologie pflegte bei dem Versuch diese Auf- gabe zu lösen, die Empfindungen als die Wirkungen der physiologischen Reize aufzufassen, nahm aber zugleich an, dass in diesem Fall eine eigentliche Erklärung der Wirkung aus ihrer Ursache unmöglich sei, sondern dass man sich darauf beschränken müsse, die Constanz der Beziehungen zwischen bestimmten Reizursachen und bestimmten Empfin- dungswirkungen festzustellen. Nun findet man, dass in

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_grundriss_1896/66>, abgerufen am 24.11.2024.